Nur der Bohneneintopf fehlt

Von Interview: Jörn Duddeck
Rafinha, Schalke
© Getty

München - Milchbubi. Das passt. Zumindest optisch.

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Doch wer Rafinha auf dem Platz sieht, erlebt einen abgezockten Routinier. Der Brasilianer mag erst 22 Jahre alt sein, doch mit seiner abgeklärten Spielweise, gekoppelt mit seinen gefährlichen Vorstößen, hat er sich zu einen der besten Rechtsverteidiger der Bundesliga gemausert.

Vor dem Hinspiel des Champions-League-Viertelfinals gegen den FC Barcelona (Di., 20.45 Uhr im SPOX-TICKER und im Internet TV) spricht Rafinha im SPOX-Interview über das mögliche Duell mit Ronaldinho, seine Gold-Mission und leckeres Feijoada.

SPOX: In einem Satz: Was dachten Sie, als der FC Barcelona ausgelost wurde?

Rafinha: Ich habe mich darüber gefreut.

SPOX: Aber wäre nicht die Chance auf ein Weiterkommen gegen eine Mannschaft wie Fenerbahce größer gewesen?

Rafinha: Natürlich ist Barca einer der besten Vereine der Welt, und wir müssen höllisch aufpassen. Aber Istanbul hat auch keine schlechte Mannschaft. Wenn man im Viertelfinale der Königsklasse steht, ist es völlig egal, ob man gegen Fenerbahce oder Barcelona spielt.

SPOX: Auf Ihrer rechten Abwehrseite kommt es womöglich zum direkten Duell mit Landsmann Ronaldinho.

Rafinha: Es wird sehr schwer, denn Ronaldinho ist ein klasse Spieler. Für mich ist er ein Fußballgenie. Ich kenne ihn  persönlich nicht so gut, habe aber bereits ein paar Mal mit ihm bei der Nationalmannschaft trainiert.

SPOX: Im Februar wurden Sie erstmals in die Selecao berufen. Was für ein Gefühl war das?

Rafinha: Das ist für jeden Brasilianer ein Traum. Immerhin ist die Selecao die beste Nationalmannschaft der Welt.

SPOX: Wie hart ist der Konkurrenzkampf in der Nationalmannschaft?

Rafinha: Sehr groß. Meine größten Konkurrenten hinten rechts sind  Maicon von Inter Mailand und Sevillas Daniel Alves. Ich möchte mich über gute Leistungen bei den Olympischen Spielen für die Stammelf empfehlen.

SPOX: Für das Olympia-Team wurden Sie bereits nominiert. Wie stehen Brasiliens Chancen auf Gold?

Rafinha: Brasilien hat eine super Truppe beisammen und gehört zu den vier, fünf Topfavoriten. Italien, Portugal, Spanien, Argentinien und Serbien halte ich für besonders stark. Es wäre ungemein wichtig, dass wir uns dennoch durchsetzen, denn Brasilien hat noch nie Olympisches Gold geholt.

SPOX: Durch ihre Olympia-Teilnahme werden Sie Schalke in der Vorbereitung und zu Beginn der kommenden Saison fehlen. Manager Andreas Müller ist darüber etwas verstimmt. Eine unglückliche Situation für Sie?

Rafinha: Selbstverständlich würde ich gerne in Peking dabei sein. Das habe ich auch so den Schalker Verantwortlichen mitgeteilt. Um die Dinge zu bereinigen, werde ich mich noch einmal mit Andreas Müller und Mirko Slomka zusammensetzen.

SPOX: Stichwort Slomka: Wie hat sich die öffentliche Diskussion um den Cheftrainer auf die Leistung der Mannschaft ausgewirkt?

Rafinha: Natürlich haben wir die Diskussionen mitbekommen, aber wir wissen, dass der Trainer gute Arbeit leistet. Wir können das als Mannschaft verkraften, denn wir sind ja Profis. Ich werde von Schalke und nicht von den Zeitungen bezahlt. Von daher interessiert mich das eigentlich nicht so sehr.

SPOX: Warum steckte Schalke vor einigen Wochen dennoch in der Krise?

Rafinha: So einfach ist das nicht. Die Mannschaft möchte immer alles für den Erfolg geben, aber es gibt Tage, an denen man nicht in Form ist. Auch Niederlagen wie in den Heimspielen gegen Karlsruhe und Wolfsburg gehören zum Fußball dazu. Sogar die Bayern verlieren in Cottbus. Das passiert. Und mittlerweile haben wir ja wieder gute Chancen auf die erneute Champions-League-Qualifikation.

SPOX: Champions League, Bundesliga, Selecao. Was sagt Ihre Familie in Brasilien zu Ihrer Karriere?

Rafinha: In meiner Heimat sind alle sehr stolz auf mich und verfolgen im Fernsehen meine Spiele. Und damit ich sie nicht allzu sehr vermisse, bekomme ich auch regelmäßig Besuch von meinen sechs Geschwistern, meiner Mutter und meinen Freunden.

SPOX: Was vermissen neben der Familie am meisten?

Rafinha: Zum Beispiel das Essen. Es kommen hier ganz andere Gerichte auf den Teller als in Brasilien. Statt Feijoada, einen Bohneneintopf mit Fleisch, gibt es in Deutschland eben viel Spaghetti.

SPOX: Stimmt es, dass Sie nach ihrem Wechel nach Schalke oft beim Mannschaftskoch waren, um selber kochen zu lernen?

Rafinha: Ja. Wenn es die Zeit zulässt, bereite ich mir mittlerweile selbst brasilianisches Essen zu. Es enthält viele Vitamine und ist sehr gesund. Auch meine Mannschaftskollegen essen ganz gerne mal etwas davon mit.

SPOX: Und wie lange dürfen die Mitspieler ihre Küche genießen? Liverpool lockt...

Rafinha: Ich habe auch von dem Interesse gehört und es ehrt mich natürlich, wenn sich so ein großer Klub für mich interessiert. Aber ich fühle mich hier sehr wohl und denke momentan nur an Schalke 04.

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