Schalkes schlimme Finger

Von Haruka Gruber
Bordon, Neuer, Rakitic, Krstajic, Schalke
© Getty

München - Unverantwortlich, unbedacht oder einfach nur dumm?

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Ausgerechnet vor dem entscheidenden Champions-League-Spiel um den Achtelfinaleinzug gegen Rosenborg Trondheim wird der FC Schalke 04 wegen eines nächtlichen Disco-Besuchs dreier Leistungsträger erheblich in der Konzentration gestört.

Am Samstagabend, nach dem enttäuschenden 2:2 in Frankfurt, fuhren Mladen Krstajic, Ivan Rakitic und Jermaine Jones zwischen 1 und 1.30 Uhr in die Duisburger Disko "Club Intakt" und ließen den wenig ergiebigen Punktgewinn bei der Eintracht bis um 4.30 Uhr bei Wodka, Alkopops und Longdrinks ausklingen, wie die "Bild" berichtet. 

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Nur blöd, dass sich das Trio bei der Feierei bereitwillig ablichten ließ und die Fotos bei Deutschlands größter Boulevard-Zeitung sowie auf dem Schreibtisch von Trainer Mirko Slomka und Manager Andreas Müller landeten.

Krstajic und Rakitic rausgeworfen

"Das Verhalten der Spieler ist absolut inakzeptabel. Sie wissen, wie sie sich grundsätzlich auf ein Spiel vorzubereiten haben", sagte Slomka. "Auch wenn es Stammspieler sind: Wir haben klare Regeln aufgestellt, diese wurden auf massivste Weise gebrochen. Es konnte nur diese eine Konsequenz geben."

Und die heißt: Krstajic und Rakitic werden für das Spiel gegen Trondheim aus dem Kader gestrichen, Jones kommt offenbar um eine Bestrafung herum, weil er Gelb gesperrt nicht eingesetzt werden darf.

Müller: "Ich bin zutiefst enttäuscht und stinksauer. Wir fordern von allen Spielern ein Höchstmaß an Disziplin und Professionalität. Diese Vorgabe wurde mit Füßen getreten. Das werden wir niemals dulden. Wie es mit den dreien weitergeht, entscheiden wir nach dem Spiel - wobei wir die Situation bei Jermaine aufgrund seiner Sperre anders bewerten werden."

Disko-Skandal symptomatisch

Mit der Suspendierung wird Schalke ersatzgeschwächt in die Partie gehen. Christian Pander meldete sich zuvor wegen eines erneuten Innenbandanrisses ab.

"Ich gehe davon aus, dass eine eingeschworene Gemeinschaft an Spielern die Partie beginnen wird und dass jeder, der das Schalke-Trikot trägt, alles für den Verein geben wird", hofft Slomka.

Aber ist die Mannschaft tatsächlich eingeschworen? Gibt jeder Spieler wirklich alles für den Verein? Seit Wochen gärt es im Schalker Kader, einige kokettieren mit einem Wechsel, anderen fehlt es offenbar an Disziplin - mit der doppelten Suspendierung als Kulminationspunkt am "Tag der Abrechnung" (Ruhr Nachrichten).

Unzufriedene Leistungsträger, der Uru-Würger und jetzt der Disko-Skandal: Vor dem Spiel des Jahres sind Spannungen in der Schalker Kabine nicht mehr zu kaschieren.

Schalkes Störfeuer im Überblick:

Gerald Asamoah: Der 29-Jährige fühlt sich von Manager Müller demontiert, wartet auf ein neues Vertragsangebot. "Mit anderen Spielern hat Schalke schon vorzeitig verlängert. Da muss ich mir natürlich Gedanken machen", sagte er bereits Ende Oktober. Seitdem wurde er zunehmend einsilbiger, beißt sich offenbar auf die Zunge, um nicht gegen den Verein zu poltern. Ein Weggang nach Hannover oder Berlin scheint wahrscheinlich.

Zlatan Bajramovic: Gegen Trondheim als Ersatz für Jones angedacht. Ähnlich wie Asamoah läuft sein Vertrag 2008 aus, ähnlich wie Asamoah fühlt er sich vom Verein respektlos behandelt ("Ich werde Schalke nicht nachlaufen und sagen: Ich will verlängern"), ähnlich wie Asamoah besitzt er bei Slomka keinen großen Kredit, ähnlich wie Asamoah hält er mittlerweile die Füße still. Stuttgart und Hannover sollen interessiert sein.

Mimoun Azaouagh: Dauerfrustriert, Selbstvertrauen im Keller. "Ich will weg", sagt er. Nach lediglich fünf Kurzeinsätzen in der Bundesliga nicht verwunderlich.

Mesut Özil: Sein Vater träumt von Chelsea und Arsenal, die Realität heißt Pott.

Kevin Kuranyi: Auch die Galionsfigur kann das Feiern nicht lassen und ging drei Tage vor dem Chelsea-Heimspiel auf die Piste. Mildernde Umstände: 1. Er war für die Partie wegen eines Muskelfaserrisses nicht eingeplant. 2. Er trank nur Red Bull. 3. Er ging um 1 Uhr früh. Dennoch: unglücklicher Auftritt.

Peter Lövenkrands und Sören Larsen: An den Durchbruch der beiden Dänen glaubt kaum einer mehr, Müller sagt: "Peter muss sich mehr einbringen, Sören nach seinen vielen Verletzungen endlich aus den Puschen kommen." Vor allem Lövenkrands wirkt verschlossen, sein Manager sondiert bereits den Markt.

Carlos Grossmüller: Erst kritisiert er Slomka ("Ich bin sehr enttäuscht, dass ich nicht mehr von Anfang an spiele"), dann würgt er Michael Thurk, sieht Rot und wird für fünf Bundesliga-Spiele gesperrt. Schalke bleibt jedoch keine Möglichkeit, den Uruguayer nach der Tätlichkeit zu disziplinieren: Nach Rakitics Rauswurf wird jeder Mittelfeldspieler gebraucht. Soviel zum Punkt: "Wir fordern von allen Spielern ein Höchstmaß an Disziplin und Professionalität."