Schalker Minimalisten wie die Italiener

SID
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© Getty

Valencia - Nach der Nullnummer ohne Mut und Mumm und 271 Minuten ohne Tor in der Champions League sahen sich die Minimalisten von Schalke 04 auf den Spuren prominenter Vorbilder.

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"Das gab's doch schon mal bei einer WM. Waren das nicht die Italiener?", fragte Manager Andreas Müller nach dem 0:0 beim FC Valencia, als er über die Chancen auf ein Weiterkommen nachdachte. Mit nur zwei Toren und ohne einen einzigen Sieg mogelte sich die Squadra Azzurra 1982 in Spanien als Vorbild aller Fußball-Minimalisten durch die Vorrunde und wurde am Ende Weltmeister.

Der deutsche Vizemeister müsste in der Königsklasse einen Treffer mehr erzielen, um erstmals das Achtelfinale zu erreichen - als offensivschwächste Mannschaft in der Geschichte der Champions League. Seit der Einführung der Vorrunde mit acht Vierergruppen gelang bislang lediglich dem FC Villarreal 2005/06 das Kunststück, mit nur drei Toren in die nächste Runde einzuziehen.

"Wir haben viele Dinge sehr schlecht gemacht"

Auch wenn Müller als Beispiel maximaler Effizienz bei minimalem Aufwand die Italiener um Paolo Rossi einfielen, wollte er seine Schalker in keiner Weise mit den Weltmeister von damals vergleichen. Dafür saß die Enttäuschung über eine ganz schwache Leistung trotz des Wunschergebnisses zu tief.
"Wir haben in keiner Phase unseren Rhythmus gefunden", stellte der Manager fest und bemängelte "viele Unkonzentriertheiten, Nervosität und schlampige Abspiele - wir haben viele Dinge sehr schlecht gemacht."

Dennoch erreichten die Königsblauen ihr Wunschergebnis und haben dank der zeitgleichen 0:4-Heimpleite von Rosenborg Trondheim gegen den FC Chelsea am 11. Dezember das erhoffte Endspiel: Mit einem Sieg in der heimischen Arena gegen die Norweger könnten sie im dritten Anlauf erstmals in der Champions League überwintern und die Vereinskasse weiter füllen.

Schalke hat Trümpfe selbst in der Hand  

Nach rund 16 Millionen Euro aus der Gruppenphase rechnet Präsident Josef Schnusenberg mit weiteren zwölf Millionen in der K.o.-Runde. "Ein dreckiges 1:0 würde reichen", meinte Müller und fügte im Rückblick auf den missglückten Versuch vor zwei Jahren an: "Besser mit drei Toren weiterkommen als mit zwölf ausscheiden." 2005 hatten die Schalker zwar ein Dutzend Tore erzielt und teilweise begeisternden Offensivfußball gezeigt, waren am Ende aber in den UEFA-Cup abgestiegen.

Jetzt haben sie nach nur zwei Treffern in 450 Minuten und der schwächsten Torausbeute aller 32 Champions-League-Teams - zusammen mit Valencia - alle Trümpfe in der Hand. "Wir haben jetzt eine gute Möglichkeit, es zu schaffen", sagte Trainer Mirko Slomka, dem bei aller Zufriedenheit mit dem Ergebnis die vielen Mängel im Schalker Spiel doch nicht entgangen waren: "Man kann sagen: Mit etwas mehr Mut hätten wir das Spiel gewinnen können." Dann hätte dem Vizemeister zum Abschluss gegen Trondheim sogar ein Unentschieden gereicht.

Angst vor der eigenen Courage

Denn eigentlich spielte an diesem Abend jeder den Schalkern in die Karten. Chelsea führte frühzeitig klar in Trondheim, und Valencia, nach zuvor fünf Niederlagen in acht Saisonheimspielen ziemlich von der Rolle, verlor schon nach einer guten halben Stunde Kapitän David Albelda durch eine Rote Karte (32.).

Die Chance auf den zweiten Sieg in Spanien nach dem 4:0 2001 bei Real Mallorca war groß, doch die Angst vor der eigenen Courage lähmte den Bundesliga-Sechsten. Eine einzige Torchance durch Halil Altintop, der den Ball vor Torhüter Santiago Canizares verstolperte (52.), war die magere Ausbeute des über 60-minütigen Überzahlspiels.

Am Ende verlor das Slomka-Team auch noch jegliche Ordnung und hätte in der Nachspielzeit beinahe noch durch David Silva das 0:1 kassiert. "Wir sind mit einem blauen Auge davongekommen", stellte Müller fest - und wunderte sich am Ende über die glücklichen Umstände: "Es ist schon außergewöhnlich, dass man mit nur zwei Toren und fünf Punkten noch die Chance hat weiterzukommen."