Jamal Musiala beim FC Bayern München und DFB: Undroppable mit 19

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Innerhalb kürzester Zeit hat sich Jamal Musiala sowohl beim FC Bayern München als auch in der deutschen Nationalmannschaft unverzichtbar gemacht. Die Gala-Leistung des erst 19-Jährigen beim so wichtigen 4:0 gegen Bayer 04 Leverkusen war nur ein weiterer Beweis dafür.

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Schmale Schultern und lediglich einen Bartansatz an der Oberlippe: Jamal Musiala sieht aus wie ein Teenager, was natürlich daran liegen könnte, dass er einer ist. Mit seinen 19 Jahren hat er im Herbst 2022 eine Stellung im deutschen Fußball, wie sie vor ihm wohl noch kein Gleichaltriger jemals hatte.

Dass er über außergewöhnliches Talent verfügt, ist seit seinen ersten Profieinsätzen vor rund zweieinhalb Jahren offensichtlich. Dass seine beiden Mannschaften von seinem Talent mittlerweile ziemlich abhängig sind, ist dagegen neu. Hintereinander rettete Musiala den DFB und den FC Bayern vor zu eskalieren drohenden Krisen.

Erst führte Musiala die DFB-Elf mit Beteiligungen an den ersten beiden Toren zu einem 3:3 in England, avancierte somit trotz einer generell eher durchwachsenen Mannschaftsleistung zu Deutschlands großem Hoffnungsträger für die WM. Dann führte er die Münchner mit zwei Assists und einem Treffer zum befreienden 4:0 gegen Bayer Leverkusen.

"Er ist ein Schlüsselspieler für beide Mannschaften. Er ist oft für die entscheidenden Situationen zuständig. Jamal ist einer der wichtigsten Spieler, die wir haben", lobte sein fast doppelt so alter Kapitän Manuel Neuer im Anschluss an den Sieg gegen Leverkusen.

Nach vier sieglosen Bundesligaspielen in Folge gelang dem FC Bayern und Trainer Julian Nagelsmann der erhoffte Befreiungsschlag. Selten war ein Spieler bei einem Sieg so prägend wie Musiala bei diesem. Nicht nur wegen seinen drei Torbeteiligungen, ganz generell wegen seinen filigranen Dribblings, seinen kreativen Ideen, seinen öffnenden Pässen.

Jamal Musialas Gala-Vorstellung gegen Leverkusen

Vor dem 1:0 düpierte Musiala mit einer Körpertäuschung zunächst Mitchel Bakker, ehe er Leroy Sané in der Mitte "auf klassisch altmodische Art des Fußballspiels" bediente, wie Thomas Müller analysiert - und das selbstverständlich als Lob verstanden wissen wollte: "Eine feste, frühzeitige Hereingabe von der Seite - das heutzutage bei uns zu finden, ist wunderbar."

Müller hatte im Zuge Nagelsmanns verzweifelter Suche nach dem richtigsten unter den falschen Neunern gegen Leverkusen mal wieder die Sturmspitze anvertraut bekommen. Tatsächlich funktionierte es diesmal ganz gut, was vor allem auch am hinter ihm positionierten Musiala lag. "Wir haben eine gute Verbindung", lobte Müller. Bestes Beispiel war das 2:0. Starke Weiterleitung Müller, Tor Musiala. Übrigens bereits sein fünftes in dieser Bundesliga-Saison, womit er die Klub-interne Torjägerliste anführt.

Vor dem dritten Tor war Musiala an der Pressing-Balleroberung tief in der gegnerischen Hälfte beteiligt, was durchaus exemplarisch stand: Gerade im Spiel gegen den Ball hat sich Musiala zuletzt sichtlich entwickelt, wirkt trotz seiner schmächtigen Statur mittlerweile erstaunlich robust. Schon beim deutschen Remis in London hatte er ein Tor mit einem starken Ballgewinn gegen den wesentlich robuster wirkenden Harry Maguire eingeleitet.

Zurück nach München: Letztlich passte Musiala den Ball zu Sadio Mané, der seine Torkrise mit dem Treffer zum 3:0 beendete. Zwei weitere Mané-Chancen bereitete Musiala sogar noch schöner vor. Einmal per Hacke, dann mit einem Dribbling gegen fünf - fünf? Ja, fünf - Leverkusener. Mané traf anschließend sogar, doch das Tor wurde wegen eines vorangegangenen Fouls von Matthijs de Ligt zurecht nicht anerkannt.

Jamal Musialas Verbandswechsel für Southgate "eine Schande"

"In gewissen Situationen gibt man ihm gerne den Ball und sagt: 'Okay, jetzt spiel' ich den Jamal an, weil wir wissen, was er am Ball kann'", erklärte Müller. Heißt: Wenn keiner weiter weiß, muss es eben der Jüngste regeln. So ein Verhalten, solche Aussagen kreieren natürlich gewaltigen Druck, doch Druck scheint Musiala nicht zu stören.

Siehe das Länderspiel in England: Nach dem desillusionierenden 0:1 gegen Ungarn forderten Fans, Experten und sogenannte Experten unisono und aufs vehementeste einen Startelfplatz Musialas. Ausgerechnet in seiner alten Heimat, für die er bis zur U21 sogar gespielt hat. Die Erwartungen waren gewaltig, aber für Musiala nicht zu groß.

Womöglich auch ein bisschen als Bestätigung für seine Leistung durfte er sich vom englischen Nationaltrainer anschließend anhören, dass sein Verbandswechsel "eine Schande" gewesen sei. "Sie wissen, wie sehr wir versucht haben, ihn zu behalten", sagte Gareth Southgate. "Er hat aber beim FC Bayern mit acht deutschen Nationalspielern trainiert, die ihn beeinflusst haben."

Jamal Musiala ist beim DFB und beim FCB "undroppable"

Das sind teilweise Nationalspieler, mit denen Musiala jetzt sowohl im Klub als auch im DFB-Team um Spielzeit konkurriert. Müller, Sané, Serge Gnabry beispielsweise. Wobei mittlerweile konkurrieren sie eher untereinander. Weder Bundestrainer Hansi Flick noch sein Bayern-Pendant Nagelsmann könnten einen Bankplatz Musialas in einem wichtigen Spiel aktuell rechtfertigen.

"Undroppable" betitelte ihn das Stadionmagazin des englischen Verbandes zum Länderspiel in London. Ein herrliches Wort der englischen Fußball-Sprache, für das es leider keine perfekte deutsche Übersetzung gibt. Wegen herausragenden Leistungen rational gesehen vom Trainer nicht aus der Startelf zu entfernen, so irgendwie. "Undroppable" macht Musiala übrigens nicht nur sein Talent, sondern auch seine Konstanz.

Eine wirkliche Formkrise erlebte Musiala seit seinem Durchbruch in den Profibereich noch nicht. "Jamal zeigt von Spiel zu Spiel, dass er sehr konstant ist", erkannte auch der Vorstandsvorsitzende Oliver Kahn. "Er schafft es immer, an sein oberes Leistungsniveau ranzukommen." Und das, nochmal zur Erinnerung: mit erst 19 Jahren.

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