FC Bayern München - Hertha BSC 2:0: Kaum Ideen und Pfiffe! Schwache Bayern erobern die Tabellenführung

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Der FC Bayern München hat durch das 2:0 (0:0) gegen den Tabellenletzten Hertha BSC am 30. Spieltag der Bundesliga wieder die Tabellenführung vom BVB übernommen. Joshua Kimmich bereitete beide Tore durch Serge Gnabry und Kingsley Coman der ansonsten bemerkenswert verunsichert agierenden Münchner sehenswert vor.

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  • Die Fans in der Südkurve nutzten die Bühne erneut, um die Verantwortlichen des Rekordmeisters und speziell den Vorstandsvorsitzenden Oliver Kahn zu kritisieren. Auf insgesamt elf Transparenten schrieben sie, was und wie der FC Bayern ihrer Meinung nach sein sollte: Unter der Überschrift "Unser FC Bayern Ahead" stand da: "Gesellschaftlich verantwortlich", "Mitgliederverein", "Teil der Bundesliga", "Mia san Mia", "Mit Hirn und Herz", "Rot und Weiss", "Nachhaltige Entwicklung", "Regional verwurzelt", "FC Bayern Familie" und "Ein Verein für alle". Zur Halbzeit pfiffen einige Fans zudem die Mannschaft wegen ihres ideenlosen Auftritts aus.
  • Bayern Münchens Sportvorstand Hasan Salihamidzic reagierte vor der Partie recht dünnhäutig auf die Kritik an der Kaderzusammenstellung. "Wir haben einen Top-Kader", beharrte er bei DAZN.
  • Thomas Müller jubelte nach dem Sieg in der Mixed Zone: "Da sind wir wieder! Wir holen uns das Ding. Könnt ihr schreiben." Hertha-Trainer Pal Dardai ärgerte sich, den Bayern seien gegen Ende die Kräfte ausgegangen: "Bayern ist eine Top-Mannschaft. Aber nach 60-70 Minuten waren die platt. Eigentlich müssen wir hier mit einem Punkt nach Hause gehen."
  • Weitere Stimmen zum Spiel gibt es hier und hier.

FC Bayern München - Hertha BSC: Die Analyse

Thomas Müller saß wieder einmal auf der Bank. Auch Leroy Sané, in den Spielen unter Tuchel öfter belebendes Element als träger Schönwetterspieler, saß zunächst nur auf der Bank. Zudem kehrte Tuchel nach dem missglückten Experiment in Mainz wieder zur Viererkette zurück, Noussair Mazraoui und João Cancelo bildeten dabei die Außenverteidiger.

"Thomas ist immer eine harte Entscheidung, auch Leroy", begründete Tuchel bei DAZN die Personalentscheidungen vor Spielbeginn: "Aber da hat Serge die Nase vorne gehabt. Sadio (Mané) hat ein gutes Match gehabt und getroffen, Jamal (Musiala) und Thomas sind sich ähnlich, da haben wir uns für Jamal entschieden."

Die Münchner sortierten sich gegen die sehr tief stehenden Berliner so zu Beginn in einem 4-1-3-2 mit Serge Gnabry und Sadio Mané als ziemlich unglücklich agierender Doppelspitze: Vor allem Mané verpasste immer wieder recht vielversprechende Zuspiele, mal mangels Körperlänge, mal mangels Tempo. Generell war ein wirklicher Offensivplan der Bayern nicht zu erkennen, außer jenem mit möglichst vielen Flanken die zwei körperlich eher mittelgroß gewachsenen Sturmspitzen - zu denen sich bald noch Kingsley Coman gesellte - zu verpassen. In der Defensive stand Matthijs de Ligt auch nicht immer komplett sicher gegen Dodi Lukebakio; insgesamt war Berlin aber vor allem am Zerstören interessiert.

Es dauerte bis zur 26. Minute, bis die Bayern nach dem Klären eines Berliner Freistoßes blitzschnell umschalteten, Serge Gnabry Kingsley Coman mit einem schönen Pass steil schickte, der Franzose aber im Strafraum allzu leicht ins Straucheln geriet und so richtigerweise weder einen Elfmeter bekam, noch einen Torschuss absetzen konnte.

Bayern erhöhte zwar in der Folge nicht gerade massiv den Druck, kam aber zu einigen Torchancen. Doch sowohl Kingsley Coman mit seinem satten Schuss, als auch Benjamin Pavard aus der Distanz und Serge Gnabry mit einem spektakulär aussehenden, aber letztlich nur halb gefährlichen Aufsetzer scheiterten. Konsequent und verständlich: Die Pfiffe der Bayern-Fans nach dem Halbzeitpfiff.

Der ziemlich enttäuschende Goretzka durfte nach der Pause nicht mehr mitspielen, für ihn kam Leroy Sané. Nach einer Stunde erlöste Tuchel dann Mané und brachte Müller, für Musiala kam außerdem Ryan Gravenberch.

Für das 1:0 sorgten dann allerdings zwei Spieler, die schon den Anpfiff auf dem Rasen erlebt hatten: Joshua Kimmich chippte aus zentraler Position mit höchster Präzision auf seinen Kumpel Serge Gnabry, der im Strafraum dynamisch mit seinem Kopf voran zum Ball sprang und den Flugkopfball verwandelte. Ein fast zu spektakulär schönes Tor für dieses Spiel. Zehn Minuten später passte Kimmich wieder passgenau in den Sechzehner, diesmal erreichte sein Pass Coman, der mit dem 2:0 den Deckel auf dieses wirklich unterdurchschnittliche Spiel machte.

Bayern München - Hertha BSC: Die Stimmen

Thomas Tuchel (Trainer Bayern München): "Es ging darum, konzentriert zu spielen und hinten nichts zuzulassen. Dafür mussten wir auch ein paar Extrameter rückwärts machen. Bis zum ersten Tor hat es zu lange gedauert, das Selbstvertrauen ist eben derzeit nicht das Größte."

Pal Dardai (Trainer Hertha BSC): "Die Mannschaft hat gekämpft. Ich habe eine Mannschaft gesehen - dafür lobe ich die Jungs. Gegen Stuttgart sind hoffentlich einige Spieler wieder gesund, ich kenne die Jungs jetzt auch langsam besser. Dann will ich nach 15 Tagen im Amt auch langsam meine Handschrift sehen."

FC Bayern München - Hertha BSC: Die Aufstellungen

FC Bayern München: Sommer - Mazraoui (74. Stanisic), Pavard, De Ligt, Cancelo - Kimmich - Coman, Goretzka (46. Sané), Musiala (61. Gravenberch) - Gnabry, Mané (61. Müller).

Hertha BSC: Christensen - Kenny, Rogel, Uremovic, Plattenhardt - Ngankam (55. Ejuke), Tousart, Boetius, Mittelstädt (65. Mazza) - Lukebakio, Niederlechner (55. Kanga).

FC Bayern München - Hertha BSC: Die Daten zum Spiel

Tore: 1:0 Gnabry (69.), 2:0 Coman (79.)

Gelbe Karten: Leon Goretzka (25.)

Der Star des Spiels: Joshua Kimmich (FCB)

Sein Chip auf Gnabry zum 1:0 war natürlich wunderschön, sein Pass in die Tiefe auf Coman und zum 2:0 nicht minder sehenswert. Doch Bayerns zentraler Mittelfeldspieler hatte davor schon versucht, das lahme Offensivspiel der Bayern zumindest anzukurbeln. Gab mit Abstand die meisten Torschussvorlagen, zudem wie immer mit fast makelloser Passquote. Wenn ein Münchner wirklich wieder Meister werden will, dann er.

Der Flop des Spiels: Leon Goretzka (FCB)

Sammelte bis zu seiner Auswechslung in der Pause mehr Ballverluste (sieben) als Zweikämpfe (vier, davon nur zwei gewonnen), schaffte es zu keinem Zeitpunkt, dem Spiel als Verbindungsspieler eine Struktur zu geben. Auch seine Dynamik, sonst sein Markenzeichen, scheint ihm abhanden gekommen zu sein.

Der Schiedsrichter: Patrick Ittrich

Zeigte in der ersten Halbzeit nicht den Hauch einer Unsicherheit, entschied stets schnell, konsequent - und richtig. Seine Gelbe Karte gegen Leon Goretzka Mitte der ersten Halbzeit war allenfalls einen Ticken zu hart, der sofort verweigerte Elfmeterpfiff gegen Kingsley Coman völlig korrekt.

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