Mit versteinerter Miene stand Nationalstürmer Timo Werner auf dem Platz und konnte anscheinend nicht fassen, was sich da über 90 Minuten abgespielt hatte. Mit 0:3 (0:1) wurde Werners Team RB Leipzig im Kampf um einen Champions-League-Platz vom FSV Mainz 05 abgefertigt. Der Weg zu den Fans, die ihrem Unmut mit Pfiffen Luft machten, fiel den RB-Assen nach dem Abpfiff sichtlich schwer. Einige Leipziger Profis blieben in einiger Entfernung am Sechzehnmeterraum stehen.
Die Generalprobe vor dem DFB-Pokal-Viertelfinale am Mittwoch gegen Borussia Dortmund ging gründlich daneben. "Wir haben uns viel vorgenommen nach der Länderspielpause, wollten die richtige Antwort zeigen", sagte Torhüter Janis Blaswich bei Sky, "am Mittwoch ist ein wichtiges Spiel, wir müssen das abhaken und nach vorne schauen. Wir müssen alle zusammenstehen und das am Mittwoch auf den Platz bringen."
Nach der dritten Ligapleite aus den vergangenen vier Spielen spricht allerdings der Trend gegen die Sachsen. Die Teilnahme an der Königsklasse hatte Sport-Geschäftsführer Max Eberl als "Muss" bezeichnet.
Marcus Ingvartsen (9.), Ludovic Ajorque (57.) und Dominik Kohr (67.) trafen für Mainz, das sich nach der siebten Partie in Folge ohne Niederlage immer mehr als echter Anwärter auf einen internationalen Platz herauskristallisiert. "Wir haben in der zweiten Halbzeit zum richtigen Zeitpunkt die Tore geschossen. Der Anspruch ist da zu bleiben, wo wir sind", sagte FSV-Sportdirektor Martin Schmidt.
Leipzig - Mainz: Abwärtsstrudel von RB geht weiter
Die Leipziger, bei denen der durch einen Achillessehnenriss gehandicapte Schröder am Samstag seinen Posten an der Seite von Eberl antrat, liegen nach dem dritten torlosen Pflichtspiel in Folge nur fünf Zähler vor den Rheinhessen auf Rang fünf.
Vor der Länderspielpause waren die Sachsen in einen Abwärtsstrudel geraten, das 0:7 in Manchester und das 0:1 in Bochum schmerzten heftig. "Wir haben klare Ziele, und die müssen wir mit Überzeugung und Nachhaltigkeit untermauern", hatte Trainer Marco Rose betont - doch gegen das zweitbeste Team der Rückrunde wurden die Leipziger erstmal kalt erwischt.
Leandro Barreiro scheiterte nach einer Flanke noch an RB-Keeper Janis Blaswich, doch Ingvartsen staubte problemlos zur frühen Gästeführung ab. Die Sachsen brauchten einen Moment, um sich vom frühen Rückschlag zu erholen. Ein Abschluss von Andre Silva wurde nur knapp am Tor vorbei gelenkt (23.).
Die Gäste agierten aus einer kompakten Defensive und konterten brandgefährlich: Der aktive Ingvartsen schloss ab, Blaswich verhinderte das 0:2 (25.). Nur wenig später köpfte Barreiro den Ball nach einer Flanke von Anton Stach an die Latte (30.) - die Leipziger Defensive war in dieser Phase völlig von der Rolle.
Offensiv fehlte den Hausherren lange die zündende Idee, nach einem langen Ball von Dominik Szoboszlai tauchte Nationalstürmer Timo Werner völlig frei vorm Mainzer Tor auf - scheiterte aber an Robin Zentner (41.). Beim Pausenpfiff gab es Pfiffe der eigenen Fans für RB.
Rose brachte Amadou Haidara und David Raum zur zweiten Halbzeit in die Partie, eine Verbesserung im Leipziger Spiel stellte sich aber nicht ein. Sturmtank Ajorque verlängerte einen Pass von Stach traumhaft ins lange Eck zum 2:0, Kohr traf aus der Distanz zur Entscheidung.
RB Leipzig - FSV Mainz 05: Die Stimmen
Marco Rose (Trainer RB Leipzig): "Ein sehr verdienter Sieg für Mainz. Wir hatten uns viel vorgenommen und haben davon wenig auf den Platz gebracht. Ich will meiner Mannschaft den Willen nicht absprechen, aber wir waren Mainz in fast allen Belangen unterlegen. Wir sind in einer Phase, wo möglicherweise auch der Kopf dazukommt und haben einiges aufzuarbeiten."
Bo Svensson (Trainer FSV Mainz 05): "Ich finde, dass wir ein top Spiel gemacht haben. Ich bin sehr stolz auf meine Mannschaft, wir haben unseren Plan gut und mutig umgesetzt. Großes Lob an meine Mannschaft. Der Glaube, dass hier was möglich ist, war der entscheidende Faktor."
RB Leipzig - FSV Mainz 05: Die Daten zum Spiel
Leipzig: Blaswich - Henrichs, Orban, Gvardiol (71. Simakan), Halstenberg (46. Raum) - Kampl (46. Haidara), Laimer (81. Klostermann) - Szoboszlai, Forsberg - Silva (56. Olmo), Timo Werner. - Trainer: Rose
Mainz: Zentner - Fernandes, Bell, Hanche-Olsen - Widmer (78. da Costa), Barreiro, Kohr, Caci (88. Martin) - Stach (78. Lee), Ingvartsen (78. Barkok) - Ajorque (90.+1 Burgzorg). - Trainer: Svensson
Schiedsrichter: Christian Dingert (Lebecksmühle)
Tore: 0:1 Ingvartsen (9.), 0:2 Ajorque (57.), 0:3 Kohr (67.)
Zuschauer: 45.597
Gelbe Karten: Kampl (7), Olmo (2), Orban (3) - Caci (3), Ingvartsen (2), Hanche-Olsen (4)
