Becherwurf auf Schiedsrichterassistent: Bochum - Gladbach abgebrochen

Von SID/SPOX
VfL Bochum, Borussia Mönchengladbach
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Ein Becherwurf auf den Schiedsrichterassistenten hat das Westduell ohne Cheftrainer vorzeitig beendet: Nachdem Christian Gittelmann in der 70. Minute an der Seitenlinie am Kopf getroffen worden war, brach Referee Benjamin Cortus das Spiel zwischen dem VfL Bochum und Borussia Mönchengladbach ab. Die Gäste führten zu diesem Zeitpunkt mit 2:0. Gittelmann wurde zu Untersuchungen ins Krankenhaus gebracht.

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Als sich der Mann an der Linie wieder aufrappelte und den Bierbecher wegschleuderte, der ihn hart am Hinterkopf getroffen hatte, versuchten Manuel Riemann und Anthony Losilla zu retten, was nicht zu retten war: Der Torhüter und der Kapitän des VfL Bochum wiesen die Zuschauer zurecht - gebracht hat ihre Courage nichts mehr.

Wenige Minuten später brach Cortus das Spiel gegen Borussia Mönchengladbach ab. Die Gladbacher kamen kurz noch einmal aus den Katakomben, um ihren Fans zu danken. Und die Bundesliga ist um einen Skandal reicher. "Bei einem solchen tätlichen Angriff auf einen Spieloffiziellen ist ein Spielabbruch einfach alternativlos", sagte Cortus später bei DAZN.

"Wir möchten uns in aller Form entschuldigen für den Vorfall. Es ist sehr, sehr schade, dass wir das erste Mal vor 25.000 Zuschauern spielen dürfen und das Spiel keinen sportlichen Ausgang nimmt", sagte Bochums Sportchef Sebastian Schindzielorz: "Es ist absolut schade, nicht akzeptabel. Sowas darf nicht passieren."

Über die Konsequenzen wollte sich der Sportdirektor nicht äußern: "Die erste Konsequenz ist, dass uns Minuten fehlen, in denen wir das Ding hier vielleicht noch gedreht hätten. Welche Konsequenzen das aber letztendlich sein werden, können wir jetzt noch nicht sagen."

Co-Trainer Markus Gellhaus, der seinen mit Corona infizierten Chef Thomas Reis vertrat, gab sich keinen Illusionen hin: "Es ist davon auszugehen, dass das Spiel gegen uns gewertet wird."

Linienrichter Gittelmann wurde nach dem Abbruch zu Untersuchungen ins Krankenhaus gebracht.
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Linienrichter Gittelmann wurde nach dem Abbruch zu Untersuchungen ins Krankenhaus gebracht.

Bochums Zoller: "DU hast im Stadion nichts verloren"

Schindzielorz warnte davor, alle Bochumer Fans zu verurteilen: "Es ist definitiv nicht so, dass wir hier in Bochum die ganze Gruppe verurteilen können. Wir haben tollen Support gehabt in den letzten Jahren. Das ist jetzt ein Zwischenfall, der so nicht passieren darf, aber definitiv nicht repräsentativ für die Bochumer Fans ist."

Es war der achte Spielabbruch in der Fußball-Bundesliga, der erste seit dem 1. April 2011. Auch damals war beim 0:2 des FC St. Pauli gegen Schalke 04 ein Linienrichter von einem Bierbecher getroffen worden. Vor dem Spiel hatten die Bochumer die 25.000 Zuschauer im Ruhrstadion extra mit einem Video mit Kapitän Anthony Losilla gebeten, keine Gegenstände auf das Feld zu werfen und das Bier lieber zu trinken.

"Wir, der VfL Bochum, schreiben seit knapp 2 Jahren eine unfassbare Geschichte. Diese Aktion ist einfach nur respektlos gegenüber all denen die sich jeden Tag den Arsch aufreißen um diese Reise zu erleben! Geschweige denn dem Linienrichter! DU hast im Stadion nichts verloren!", schrieb Simon Zoller nach dem Spielabbruch bei Twitter.

Bochum - Gladbach: "Wünsche mir mehr Verantwortung"

Alassane Plea (55.) und Breel Embolo (61.) hatten die Tore der Gladbacher erzielt, die zuletzt vor 27 Jahren im Ruhrstadion gewonnen hatten. Die Fohlen, die schon vor einer Woche ohne Hütter 1:0 gegen Hertha BSC gewonnen hatten, dürften die drei Punkte nach den Vorfällen am grünen Tisch erhalten und mit 33 Punkten am Aufsteiger vorbeiziehen. Nach dem Abbruch kamen die Gladbacher Spieler noch einmal auf den Rasen und dankten ihren Fans.

Die Bochumer, die ihre vierte Niederlage in den letzten fünf Pflichtspielen kassierten, haben einen Punkt weniger. Für die Westfalen, bei denen Trainer Thomas Reis ebenfalls infiziert fehlte, dürfte es teuer werden. Es war in der ersten Bundesligasaison nach elf Zweitligajahren nicht der erste Becherwurf Richtung Spielfeld.

Gladbachs Manager Roland Virkus kommentierte: "Das macht kein gutes Bild. Die Atmosphäre hier war gut, das ist hier eigentlich ein cooles Fußballstadion. Das Ende möchte aber keiner so." Was die Verantwortung der Fans angeht, sagte Virkus: "Ich würde mir wünsche, dass da mehr Verantwortung übernommen wird. Wir wissen aber auch, dass so etwas schwer wird. Es ist einfach ärgerlich, das muss man so klar sagen. Trotz alledem dem Assistenten gute Besserung. Ob es jetzt ein Einzelner war, ist egal. Generell muss einfach besser aufeinander aufgepasst werden."

Bis zum Spielabbruch hatten die beiden Trainer daheim am Fernseher ein sehr hektisches Spiel gesehen. Auch sieben Spieler hatten wegen Corona gefehlt. Bei den Bochumern fielen mit Cristian Gamboa, Maxim Leitsch, Milos Pantovic und Robert Tesche gleich vier Akteure aus. Gladbachs Co-Trainer Christian Peintinger musste auf Nico Elvedi, Patrick Herrmann und Marvin Friedrich verzichten.

VfL Bochum - Borussia Mönchengladbach: Die Trainerstimmen

Markus Gellhaus (Co-Trainer VL Bochum): "Als Allererstes muss man sich in aller Deutlichkeit entschuldigen. Das ist peinlich und nicht akzeptabel. Wir wünschen dem Linienrichter, dass er schnellstmöglich wieder topfit ist. Der Frust der Spieler sitzt tief, sie wollten das im sportliche Wettkampf klären."

Christian Peintinger (Co-Trainer Borussia Mönchengladbach): "Es ist traurig, dass ein Spiel so enden muss. Ich hoffe, dem Linienrichter geht es dementsprechend wieder gut. Dass es so ein Ende nimmt, ist natürlich bitter, das hat auf dem Fußballplatz nichts verloren."

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