Hertha BSC - Borussia Dortmund 3:2: Trotz Pausenführung! BVB verliert in Berlin - und lässt Bayern enteilen

Von Stefan Rommel
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Borussia Dortmund muss zum Abschluss der Bundesliga-Hinserie einen empfindlichen Rückschlag hinnehmen. Der BVB verlor am 17. Spieltag bei Hertha BSC mit 2:3 (1:0) und überwintert nun mit schon neun Punkten Rückstand auf Tabellenführer FC Bayern.

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Julian Brandt schoss den BVB in der ersten Halbzeit in Führung (31.), es war Brandts fünfte Torbeteiligung in den letzten fünf Bundesligaspielen. Nach der Pause drehte die Hertha die Partie aber innerhalb von sechs Minuten, erst traf Ishak Belfodil (51.), dann Marco Richter (57.), der in der 69. den Doppelpack schnürte. Der Treffer des eingewechselten Steffen Tigges kam für den BVB zu spät (82.).

Für die Borussia war es bereits die fünfte Saisonniederlage, Platz zwei hinter den Bayern ist dem BVB aber nicht mehr zu nehmen. Die Berliner klettern nach dem sechsten Sieg mit nun 21 Punkten auf Platz elf.

Rose: "Uns fehlt die Bedingungslosigkeit"

BVB-Trainer Marco Rose war nach dem Spiel sichtlich bedient. "Wir schenken die Tore her. Und wir spielen zu lange zu wenig bedingungslosen Fußball", sagte Rose bei Sky. "In dem Moment des Anschlusstreffers machen wir das, was wir uns über 90 Minuten vorstellen: Angreifen, verteidigen, den Gegner unter Druck setzen. Vorher ist das zu sehr verwalten. Wir haben Ziele und Ansprüche. Wir müssen aber an den Dingen arbeiten, die uns besser machen. Uns fehlt die Bedingungslosigkeit. Es muss jeder sehen können, dass wir gewinnen wollen."

Sein Berliner Pendant Tayfun Korkut war dagegen voll des Lobes für seine Mannschaft. "Das war eine gute Reaktion der Mannschaft. Wir haben taktisch sehr klug gespielt und im richtigen Moment zugeschlagen. Das Gesicht von heute und den ersten beiden Spielen wird das Gesicht der Zukunft sein", so Korkut.

"Wir haben das Spiel hergeschenkt. Das war gar nichts in den ersten 20 Minuten der zweiten Hälfte, erst danach waren wir wieder drin. Die Tore haben wir zu einfach bekommen. Mit drei Gegentoren auswärts ist es sehr, sehr schwer", sagte BVB-Torwart Marwin Hitz bei Sky.

"Wir können auswärts nicht zufrieden sein", ergänzte Hitz, "man spürt, dass wir unzufrieden werden. Unser Anspruch ist es, auswärts auch mal einen klaren Sieg zu holen."

Hertha BSC - BVB: Die Analyse

Die Hertha mit sechs, der BVB mit fünf Veränderungen im Vergleich zum jeweils letzten Spiel. Während Hertha-Trainer Korkut die Veränderungen als eine Reaktion auf das desaströse 0:4 in Mainz vornahm, musste BVB-Coach Rose gezwungenermaßen umbauen. Dem BVB brach der zentrale Block in der Verteidigung weg, nach Akanji meldeten sich auch noch Keeper Kobel und Hummels erkrankt ab.

Beide Mannschaften hielten sich nicht lange mit Geplänkel auf, sondern marschierten munter nach vorne. Es entwickelte sich von Beginn an ein wildes Spiel ohne große Pausen oder Gedränge im Mittelfeld. Stattdessen ging es hüben wie drüben schnell und direkt nach vorne, Torchancen auf beiden Seiten waren die logische Folge.

Dortmund kam mit dem wechselnden Pressing der Hertha in deren engem 4-2-2-2 schwer zu Recht. Besonders wenn die Gastgeber hoch ins Feld rückten wurde der BVB schnell fahrig und leistete sich frühe und gefährliche Ballverluste. Allerdings waren die Berliner im tieferen Pressing überraschend weniger sattelfest, was dem BVB einige Durchbrüche über die rechte Seite brachte.

Nach dem zurückgenommenen Treffer für Berlin beruhigte sich die Partie ein wenig, was in erster Linie der Borussia zu Gute kam. Dortmund hatte nun etwas mehr Kontrolle, der Führungstreffer fiel trotzdem eher überraschend. Auch nach der Pause blieben die Dortmunder Probleme im tiefen Aufbau und die Tatsache, dass Haaland und Malen wie abgeschnitten blieben vom Rest der Mannschaft.

Die Hertha wirkte dagegen sogar sicherer in ihren Kombinationen und belohnte sich mit einem Doppelpack. Zu diesem Zeitpunkt eine durchaus verdiente Führung für die Gastgeber, die einfach griffiger wirkten als der lethargische BVB, der sich einen bösen individuellen Schnitzer nach dem anderen erlaubte.

Dortmund versuchte mit schnellen Wechseln gegenzusteuern, fand aber nie mehr so richtig in die Partie. Umso überraschender der Anschlusstreffer durch Tigges in der Schlussphase.

Hertha BSC - BVB: Die Aufstellungen

Hertha: Schwolow - Pekarik (55. Zeefuik), Torunarigha, Stark, Mittelstädt - Darida (72. Tousart), Ascacibar, M. Richter (72. Gechter), Ekkelenkamp - Belfodil, Maolida

BVB: Hitz - Meunier (72. Wolf), Witsel (72. Zagadou), Pongracic, N. Schulz (72. Guerreiro) - Can, Brandt (81. Tigges), Dahoud, Reus (58. Hazard) - Haaland, Malen

Die Daten des Spiels Hertha BSC gegen BVB

  • Tore: 0:1 Brandt (31.), 1:1 Belfodil (51.), 2:1 Richter (57.), 3:1 Richter (69.), 3:2 Tigges (83.)

Der Star des Spiels: Marco Richter (Hertha BSC)

Auch der Zugang hatte in Berlin bisher schwere Monate, den BVB erlegte Richter aber fast im Alleingang: Erst der Kracher zum 2:1, dann der gedankenschnelle Abstauber zur Vorentscheidung. Überhaupt gab Richter bis zu seiner Auswechslung nach 72 Minuten die meisten Schüsse aller Spieler auf dem Platz ab (drei) und schnürte seinen ersten Doppelpack für die Hertha.

Der Flop des Spiels: Axel Witsel (BVB)

Etwas überraschend stellte Trainer Rose den Belgier in die Innenverteidigung und ließ Zagdou stattdessen draußen. Witsel aber konnte das in ihn gesetzte Vertrauen nicht rechtfertigen. Anders als die gesetzten Hummels oder Akanji konnte der Routinier im Aufbau nicht überzeugen, beschränkte sich auf Sicherheitspässe. Beim Ausgleich wurde Witsel von Belfodil schlicht überlaufen, beim zweiten Gegentor köpfte er den Ball recht unbedrängt ins Zentrum. Ein Auftritt, der zu Witsels Hinserie passte.

Der Schiedsrichter: Marco Fritz

Schwierige, weil sehr umkämpfte Partie für den Unparteiischen. Der lag in der Zweikampfbewertung meist richtig, auch die Zurücknahme der vermeintlichen Berliner Führung war vom Regelwerk gedeckt - wenngleich aus Hertha-Sicht eine harte Entscheidung.