BVB gegen FC Bayern: Die Erkenntnisse zum Bundesliga-Kracher

Von Dennis Melzer
Lucas Hernandez zeigte gegen den BVB eine starke Leistung.
© imago images / Poolfoto
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Dortmunder Chancenwucher

Bekanntermaßen nutzte der BVB seine Gelegenheiten aber nicht vollumfänglich. "Unglaublich" sei das Auslassen der Hochkaräter gewesen, ärgerte sich Dortmunds Trainer Lucien Favre im Nachgang, Manuel Akanji bemängelte berechtigterweise: "Da waren wir nicht effizient genug."

Mats Hummels hatte erkannt, dass die Bayern "offensiv stark, aber defensiv offen" unterwegs waren und haderte dementsprechend: "Es war fast klar, dass die Effektivität entscheidet. Wir haben leider viele Chancen nicht genutzt."

Ganz besonders dürften die drei BVB-Angestellten in ihrer Verdrießlichkeit an die Kollegen Marco Reus und Erling Haaland gedacht haben. Beide trugen sich zwar in die Torschützenliste ein, ließen aber auch viele verheißungsvolle Chancen liegen.

Während Reus mit Abstand die meisten Schüsse aller Feldspieler abgab (5) und kurz vor Abpfiff freistehend einen Volley über die Latte drosch, wirkte Haaland in seinem Schaffen nicht so entscheidungsfreudig wie sonst. Der hünenhafte Torjäger nutzte zwar verlässlich seinen Geschwindigkeitsvorteil, geriet aber entweder in nicht aussichtsreiche Abschlusspositionen, sprich spitze Winkel - oder brachte interessante Mischungen aus Torschuss und Querpass zustande.

Robert Lewandowski: Er trifft und trifft und trifft und assistiert

Der junge Haaland hatte immerhin das große Glück, das in puncto Treffsicherheit derzeitige Paradebeispiel weltweit aus nächster Nähe beobachten zu dürfen - und womöglich einige hilfreiche Verhaltensweisen Robert Lewandowskis zu adaptieren.

Der Pole benötigte lediglich einen Aufwärmschuss, den er bereits nach wenigen Sekunden hinter sich brachte, indem er Serge Gnabry die Kugel vom einschussbereiten Fuß stibitzte und mit links ans Außennetz hämmerte. Im Anschluss zappelte das Kunstleder satte dreimal im Netz, nachdem es einen Lewy-Körperteil verlassen hatte.

Nur einmal in besagten drei Fällen durfte der 31-Jährige tatsächlich ausgiebig jubeln, zwei Tore kassierte der VAR, Experte für kalibrierte Linien, ein und löste selbstverständlich enttäuschtes Abwinken aus.

Ein Tor anstatt drei Tore. Elf Tore in sechs Bundesligaeinsätzen anstatt 13 Tore in sechs Bundesligaeinsätzen (was im Schnitt mehr als zwei Tore pro Partie wären). Eine Bilanz, mit der man dennoch als Angreifer leben kann und prahlen darf. Zum Vergleich: In der vergangenen, Lewandowskis Rekordsaison, kam der Torgarant nach sechs Spielen auf zehn Tore.

Lewandowski avancierte auch gegen Dortmund zum Mann des Spiels, machte einmal mehr den Unterschied aus. Nicht bloß, weil er einen anspruchsvollen Kopfball in Bürkis Kasten unterbrachte, sondern auch, weil er zusätzlich seiner neuen Leidenschaft, dem Vorlegen von Toren, nachging. Profiteur der Lewy-Uneigennützigkeit: Leroy Sane.

Uneinigkeit bei Analyse: Von Glück, Pech und Verdiensten

Natürlich hatte im Nachgang jeder seine eigene Meinung zum Spiel. Während Favre zum Beispiel befand, "eigentlich mindestens einen Punkt" verdient zu haben und von einer "schwer zu akzeptierenden" Niederlage sprach, trauerte Hummels der Abstinenz von Fortuna hinterher.

"Es war nicht so, dass wir das Ding dominiert haben. Aber das Glück war heute nicht auf unserer Seite", sagte er nach dem Duell mit seinen Ex-Kollegen. "Klar war es ein bisschen Glück für die Bayern, aber wir hätten das besser lösen können", resümierte Innenverteidiger Manuel Akanji.

Soweit die - zurecht - enttäuschte BVB-Fraktion. Anders bewerteten die Gäste aus dem Süden das Endergebnis. "Vor allem aufgrund der zweiten Halbzeit haben wir verdient gewonnen", sagte Manuel Neuer und ergänzte: "Da waren wir die bessere Mannschaft und hatten das Spiel mehr und mehr im Griff."

"Mehr als verdient" war der Sieg für Flick, der seine Auffassung mit größerer Effizienz und Entschlossenheit begründete. Bei aller Uneinigkeit, ob der Sieg der Bayern auf fehlendes Dortmund-Glück oder eigene Kaltschnäuzigkeit zustande gekommen war - in einem kamen die Protagonisten letztlich zusammen.

"Das Spiel war sensationell gut", schwärmte Flick, sein Gegenüber hielt sich favretypisch etwas nüchterner, aber schlug in eine ähnliche Richtung: "Es war insgesamt ein sehr gutes Spiel, vor allem für die Zuschauer am Fernseher."

Bundesliga: Die Situation an der Tabellenspitze

PlatzTeamSp.ToreDiffPkt.
1.Bayern München727:111618
2.RB Leipzig715:41116
3.Borussia Dortmund715:51015
4.1. FC Union Berlin716:7912
5.Bayer Leverkusen610:5512
6.Borussia M'gladbach69:8111
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