BVB - "Komplett verabschiedet": Dortmunds Rückfall zur Unzeit

SID
Erling Haaland war nach dem Unentschieden in Köln angefressen.
© getty

Borussia Dortmund vergisst in Köln das Fußballspielen, lässt damit wichtige Punkte liegen - und verfällt in überwunden geglaubte Muster.

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Wie lange sich zwei Wochen anfühlen, hängt ganz entscheidend vom Stand in der Tabelle ab. Das weiß auch Edin Terzic. "Mit einer guten Portion Enttäuschung" gehe man in die nun anstehende Länderspielpause, sagte der Trainer von Borussia Dortmund nach dem 2:2 (1:1) beim 1. FC Köln: "Weil wir uns die ganze Zeit diese Tabelle angucken müssen. Und nichts ändern können."

Ein Sieg beim Abstiegskandidaten war fest eingeplant gewesen und dann eigentlich auch früh auf den Weg gebracht: Der BVB fegte geradezu über die hilflosen Kölner hinweg, führte nach drei Minuten durch Erling Haaland mit 1:0, hätte weitere Tore nachlegen können - nahm dann aber ganz plötzlich und ziemlich konsequent nicht mehr an diesem Bundesligaspiel teil.

"Wir haben uns komplett verabschiedet", sagte Torhüter Marwin Hitz später bei Sky, "wir hatten keinen Zugriff mehr, sind tief hinten reingerutscht. Das ist unerklärlich, nachdem wir diese gute Ausgangsposition hatten."

So machte der BVB die Kölner stark, die wahrlich mit genügend eigenen Problemen auf den Platz gegangen waren. Ondrej Duda (35., Handelfmeter) und Ismail Jakobs (65.) drehten das Spiel. Eine Dortmunder Niederlage wäre durchaus verdient gewesen, vor allem Haaland hatte etwas dagegen.

Erling Haaland nach Remis angefressen: "F***ing bullshit"

Nur der Norweger war laut, aggressiv, gefährlich und dann mal wieder erfolgreich. In der 90. Minute traf Haaland zum Ausgleich, seine Laune rettete das allerdings nicht mehr. Unmittelbar nach dem Schlusspfiff zog er sein Trikot aus, schmiss es dem Kölner Mere, der um einen Trikottausch gebeten hatte, hin und verschwand in der Kabine.

Schon nach dem Pausenpfiff soll Haaland mit viel Wut im Bauch in die Kabine gegangen sein. "I f***ing hate this. F***ing bullshit", soll der Torjäger laut Bild, die sich auf Ohrenzeugen berief, gerufen haben.

"Erling hatte fünf Abschlüsse und macht wieder zwei Tore. Trotzdem sieht man seine Enttäuschung heute, weil er den Platz mit drei Punkten verlassen wollte. Dieser Siegeswille zeichnet ihn aus. Das zeigt er uns jeden Tag und euch ein oder zwei Mal die Woche", sagte Trainer Edin Terzic dazu.

Haaland selbst gab kein Interview, meldete sich aber auf Twitter: "Kein tolles Resultat. Wir werden das als Motivation nehmen, um noch stärker zurückzukommen. Danke an alle BVB-Fans für die Unterstützung."

Schon vor dem Spiel hatte die spanische Tageszeitung ABC mit der Meldung, wonach Haaland sich für einen Wechsel zu Real Madrid entschieden hätte, für gewisses Aufsehen gesorgt.

BVB-Schwäche gegen Köln: "Sind zu passiv"

Gepunktet hatte der BVB zuletzt zuverlässig. Vier der vorangegangenen fünf Ligaspiele gewann die Borussia, nur die Niederlage bei Bayern München (2:4) kam dazwischen. In der Champions League erreichte die Mannschaft zudem das Viertelfinale, endlich schien unter Terzic eine gewisse Stabilität eingekehrt.

Das Spiel in Köln war nun ein Rückfall, ein Rätsel. Dortmund zeigte trotz deutlicher Überlegenheit wieder die Inaktivität und Schläfrigkeit, die schon Terzic-Vorgänger Lucien Favre im Winter den Job gekostet hatte. Auch Außenverteidiger Nico Schulz findet das "schwer zu erklären. Wir machen dann alle einen Schritt weniger, sind zu passiv", sagte er, "wir wollten eigentlich viel mehr tun und uns viel besser bewegen."

Diese altbekannte Schwäche könnte teuer werden. Im Kampf um die Champions-League-Teilnahme rückte der wichtige vierte Platz wieder in einige Ferne, weil die Konkurrenten VfL Wolfsburg und Eintracht Frankfurt am Samstag gewannen. Vier Punkte Rückstand hat Dortmund nun wieder auf Frankfurt - und ausgerechnet die Hessen sind nach der Länderspielpause nächster Gegner der Borussia.

Das Spiel (3. April) wird vorentscheidenden Charakter haben, und Terzic muss seine Mannschaft bis dahin dringend aufwecken. "Köln war ein Rückschlag", sagte er, "die Zukunft muss jetzt zeigen, wie wir damit umgehen." Und vielleicht ist es ja doch ganz gut, dass ihm nun zwei Wochen Zeit bleiben.

BVB: Die nächsten Spiele im Überblick

TerminWettbewerbGegnerHeim/Auswärts
03.04.2021BundesligaEintracht FrankfurtH
06.04.2021Champions LeagueManchester CityA
10.04.2021BundesligaVfB StuttgartA
14.04.2021Champions LeagueManchester CityH
17.04.2021BundesligaWerder BremenH

 

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