Der Beste auf den Nebenkriegsschauplätzen: Wie sich Rekordmann Müller für Löw empfiehlt

Thomas Müller (M.) verzeichnete beim 3:1-Sieg der Bayern in Bremen zwei Torvorbereitungen.
© Getty

Thomas Müller hat beim 3:1-Sieg des FC Bayern München bei Werder Bremen am 25. Spieltag erneut eine starke Leistung gezeigt und mit zwei Assists mehrere persönliche Bestmarken ausgebaut. Im Anschluss fiel der Angreifer vor allem durch eine Frage auf, die er nicht beantworten wollte.

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Thomas Müller spielen zu sehen, das bedeutet vor allem auch eins: Thomas Müller zu hören. Vor allem dann, wenn man in einem aufgrund der Corona-Pandemie weitestgehend leeren Stadion sitzt und recht genau mitbekommt, wie Müller zetert, fordert, ansport und ermahnt - wobei die Grenzen dabei teilweise fließend verlaufen.

Auch nach dem Spiel ist der 31-Jährige üblicherweise bekanntermaßen um keinen Spruch verlegen. Nach dem 3:1-Sieg in Bremen fiel Müller jedoch ausnahmsweise mal dadurch auf, dass er auf eine bestimmte Frage eben keine Antwort geben wollte: "Wir reden immer über die Nebenkriegsschauplätze. Es ist völlig egal, wer Nachfolger wird", sagte Müller bei Sky.

Es ging natürlich um die Frage nach dem Nachfolger von Joachim Löw auf dem Posten des Bundestrainers. "Ich verstehe, dass Sie das fragen müssen. Aber ich bin da aktuell nicht der richtige Mann, um diese Frage zu beantworten", ergänzte Müller, dann doch wieder schelmisch grinsend. Verständlich. Auch um seine Person gibt es ja einen solchen Nebenkriegsschauplatz.

Thomas Müller: Die Comeback-Frage war nie so laut

Müller sammelt seit Wochen, seit Monaten fleißig Argumente, warum ihn nicht nur ein etwaiger, sondern auch der aktuelle Bundestrainer wieder im Fokus haben muss. Im März 2019 nahm ihn dieser zwar permanent gemeinsam mit Mats Hummels und Jerome Boateng aus dem Kader, doch seither hat Müller sogar noch eine Schippe draufgelegt.

29 Scorerpunkte sammelte er in der abgelaufenen Bundesliga-Saison in 33 Spielen, in der aktuellen sind es 23 Stück in ebenso vielen Spielen. Sein Corona-bedingter Ausfall nach der Klub-WM hat ihm anscheinend auch nicht die Form genommen, wie schon gegen den BVB spielte Müller auch am Samstag die vollen 90 Minuten.

Das Spiel gegen Bremen reihte sich nahtlos in eine lange Liste starker Leistungen ein. Müller war nicht nur zu hören, sondern auch zu sehen, und zwar mehrfach in den alles entscheidenden Momenten.

1:0 durch Goretzka: Flick lobt Klose und Tapalovic

Vor dem 1:0 durch Leon Goretzka war es Müller, der einen Eckball von Joshua Kimmich per Kopf verlängerte - Hansi Flick lobte im Anschluss seine Assistenten Miroslav Klose und Toni Tapalovic, die sich diese Variante ausgedacht hatten.

Das 2:0 durch Serge Gnabry wurde ebenfalls von Müller vorbereitet, hier verarbeitete er einen Chipball von Kimmich akrobatisch mit der Brust und machte es dem Torschützen damit ziemlich leicht. Das sah eher weniger einstudiert aus, sondern mehr nach einem klassischen Müller.

Florian Kohfeldt schwärmt von Thomas Müller

Müller steht über die Saison jetzt bei 13 Torvorlagen, womit er die Bundesliga anführt. Gegen Werder bereitet ihm das besonders viel Spaß. Seit 2004 hat laut Opta kein Spieler gegen ein bestimmtes Team so viele Vorlagen produziert wie Müller gegen die Bremer (16). Entsprechend respektvoll, fast ehrfürchtig hatte deren Trainer schon unter der Woche über Müller gesprochen.

"Thomas hat eine unglaubliche Spielintelligenz. Er weiß genau, welche Räume er anzulaufen hat und zieht Räume frei für die Mitspieler", schwärmte Florian Kohfeldt. "Er ist mit Sicherheit einer der größten Spieler Deutschlands und der letzten zehn Jahre, wenn nicht sogar aller Zeiten."

Nun wird der Zusatz "aller Zeiten" oft ja mit Spielern in Verbindung gebracht, die den Großteil ihrer Karriere schon hinter sich haben oder die kurz vor dem Ende stehen. Das trifft auf Müller jedoch keineswegs zu, beim FCB ist er über elf Jahre nach "Müller spielt immer" unverzichtbar wie eh und je. Und deswegen gerät womöglich auch Löw doch noch ins Schwanken.

Thomas Müller: Comeback beim DFB?

Den Bericht des kicker unter der Woche, demzufolge Müller wie auch Mats Hummels nun doch kurz vor einem Comeback stehen, kommentierte Löw zwar noch mit "Ich habe die Tür weder auf- noch zugemacht." Er selbst hat allerdings auch klargestellt, dass es seine Aufgabe sei, "die besten Spieler, die es gibt", mitzunehmen.

Verjüngung hin oder her: Momentan dürfte es eher schwierig werden, einen ganzen Kader mit deutschen Spielern aufzustellen, die besser sind als Müller in dieser Form. Das weiß Löw, das wissen die Bayern, und das weiß auch Müller selbst.

"Was uns Deutsche eigentlich interessieren sollte, ist, dass wir im Sommer erfolgreich sind", stellte Müller in Bezug auf die Frage nach der Löw-Nachfolge klar, und natürlich meinte er damit auch, dass er selbst dabei mithelfen wolle. Das hat er in diesem Fall zwar weder gesagt, noch gezetert oder gefordert - und trotzdem war es zu hören.