Eintracht Frankfurt - FC Bayern München 2:1: FCB verpasst nach Younes-Gala Comeback

FC Bayern München, Manuel Neuer
© getty

Der FC Bayern München hat nach dem 3:3 gegen Bielefeld einen erneuten Dämpfer im Kampf um die Meisterschaft kassiert. Am 22. Spieltag verlor der Tabellenführer 1:2 (0:2) bei Eintracht Frankfurt. Mit einem Sieg am Sonntag gegen Hertha BSC kann Verfolger RB Leipzig den Rückstand auf die Mannschaft von Hansi Flick auf zwei Punkte reduzieren.

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Die seit nunmehr elf Pflichtspielen in Folge ungeschlagene SGE liegt punktgleich mit Wolfsburg auf Platz vier und macht im Champions-League-Rennen offenbar ernst.

Besonders Bayern-Torhüter Manuel Neuer war alles andere als einverstanden mit der Leistung der Münchner, die gerade im ersten Durchgang von der Eintracht phasenweise hergespielt wurden. Der Kapitän vermisste den Lerneffekt, den es eigentlich nach dem 3:3-Remis gegen Arminia Bielefeld am Montag hätte geben müssen.

"Wir haben nicht aus dem Bielefeld-Spiel gelernt. Es muss von Anfang an Aggressivität auf dem Platz sein, wir müssen hellwach sein. Erst in der zweiten Halbzeit haben wir zugelegt", monierte Neuer. Trainer Hansi Flick nahm seine Mannschaft derweil in Schutz und verwies auf die angespannte Personaldecke, die nach der schweren Verletzung von Corentin Tolisso und der positiven Corona-Testung bei Benjamin Pavard nochmals dramatisch dünner wurde.

Trotz der Niederlage gegen "sensationelle" Frankfurter strahlte Flick, der aufgrund lautstarker Beschwerden seine erste Gelbe Karte an der Seitenlinie sah, Zuverischt aus. "Wenn alle zurückkommen und wir so spielen wie nach der Pause, holen wir unsere Punkte", sagte er.

Eintracht-Coach Hütter schwärmt: "Die beste Saisonleistung von Younes"

Eintracht-Trainer Adi Hütter verpasste seiner Mannschaft hingegen ein generelles Lob, hob jedoch einen Spieler noch einmal hervor. "Das war die beste Saisonleistung von Amin Younes. In der ersten Halbzeit war es eine Weltklasseleistung", sagte Hütter. Younes hatte das zwischenzeitliche 2:0 für die Eintracht erzielt und anschließend für die Geste des Spiels gesorgt, nachdem er als Torjubel eines der Aufwärmshirts präsentierte, mit denen die SGE vor dem Spiel den neun Todesopfern des rassistisch motivierten Attentats von Hanau am 19. Februar 2020 gedachten.

"Wir müssen weiter an die Betroffenen denken. Als ich gestern gehört habe, dass das Attentat schon ein Jahr zurückliegt, hat mich das schwer getroffen", sagte Younes: "Die Familienangehörigen sollen wissen, dass wir an sie denken. Dafür steht die Stadt Frankfurt und dafür steht auch dieser Verein."

Gut möglich, dass die Eintracht in der kommenden Saison nicht nur für Werte, sondern auch für Champions-League-Fußball steht. Kommende Woche (Fr., 20.30 Uhr live auf DAZN) ist ein Sieg gegen Werder Bremen jedoch im Kampf um die Königsklasse Pflicht. Für den FC Bayern geht es ebenda bereits am Dienstag mit dem Achtelfinalhinspiel bei Lazio Rom weiter.

Eintracht Frankfurt - FC Bayern München: Die Analyse

Dabei begann der Nachmittag zunächst mit empfindlichen Rückschlag für die Hessen: Der an Rückenproblemen leidende Top-Torjäger Silva wurde nicht rechtzeitig fit. Hütter war damit gezwungen, dem zuletzt nur als Joker fungierenden Jovic die Chance von Beginn an zu geben. Zudem rückten Toure (für Durm) und Rode (für den gelbgesperrten Sow) gegenüber dem 2:0-Sieg gegen Köln ins Team.

Auf der Gegenseite musste Bayern-Trainer Flick ob der kurzfristigen Ausfälle von Pavard (Corona-positiv) und Tolisso (Sehnenriss im Oberschenkel) noch mehr improvisieren als zuletzt ohnehin schon: Er entschied sich für Süle als Rechtsverteidiger und bot Roca auf der Doppelsechs neben Kimmich auf, weil der zumindest in den Kader zurückgekehrte Goretzka noch nicht bereit für 90 Minuten war.

Beide Entscheidungen gingen nach hinten los. Den Gästen fehlten von der ersten Minute an Zugriff und Sicherheit im Zentrum ab, die SGE bestimmte auf dem holprigen Geläuf im Waldstadion das Spielgeschehen nach Belieben.

Insbesondere Kamada und Younes waren für die bayerische Doppelsechs nicht zu greifen und setzten immer wieder die Außenspieler, speziell Kostic auf links, hervorragend in Szene. So entstand nicht nur die frühe Führung durch den glänzend von Kostic bedienten Kamada (12.). Auch das 2:0 durch Younes knapp 20 Minuten später, ein fulminanter Sonntagsschuss in den Knick, fiel über die Süle-Seite.

Nach einer bemerkenswerten ersten Hälfte, in der die Frankfurter die Münchner bisweilen tief in deren eigene Hälfte drückten und ihnen kaum Kontermöglichkeiten gewährten, wandte sich das Blatt. Flick brachte Goretzka für Roca und fand offenbar die richtigen Worte, um seine bis dato nahezu gänzlich blasse Offensive zu motivieren. Nur acht Minuten dauerte es, bis der lange schlampige Sane mit einer schönen Einzelaktion den Anschlusstreffer durch Lewandowski einleitete (53.).

Fortan spielte nur noch der Rekordmeister, die Eintracht verschrieb sich überwiegend dem Verteidigen und Kontern - und hatte damit Erfolg. Den Bayern fehlte die Präzision im Abschluss oder sie scheiterten an dem glänzend aufgelegten Trapp.

Eintracht Frankfurt - FC Bayern München: Die Aufstellungen

Frankfurt: Trapp - Tuta, Hinteregger, Ndicka - Hasebe, Rode (68. Ilsanker) - Toure, Kamada (90.+3 Zuber), Younes (74. Barkok), Kostic - Jovic (68. Ache)

Bayern: Neuer - Süle, Boateng, Alaba, Davies - Kimmich, Roca (46. Goretzka) - Sane (90. Martinez), Choupo-Moting (82. Musiala), Coman (82. Hernandez) - Lewandowski

Eintracht Frankfurt - FC Bayern München: Die Daten des Spiels

  • Tore: 1:0 Kamada (12.), 2:0 Younes (31.), 2:1 Lewandowski (53.)
  • Kostic war auch im fünften BL-Spiel in Folge mindestens an einem Tor direkt beteiligt - das war ihm zuvor nur im Februar/März 2019 gelungen (damals sogar in sieben).
  • Der FC Bayern steht nun bei 31 Gegentoren in dieser BL-Saison - so viele waren es zuvor letztmals 1991/92 (sogar 33), als die Münchner am Saisonende nur auf Platz zehn landeten.
  • In keinem anderen BL-Spiel unter Flick ließen die Bayern in der ersten Halbzeit so viele gegnerische Torschüsse zu wie in diesem (9) - so viele waren es letztmals beim 1:5 in Frankfurt im letzten BL-Spiel unter Flicks Vorgänger Kovac.

Der Star des Spiels: Amin Younes (Eintracht Frankfurt)

Das beste Spiel seiner Karriere? Egal, was der kleine Dribbler (vor allem in Durchgang eins) machte: Es hatte Hand und Fuß. Mit seinen Finten und Pässen hebelte er die Bayern-Defensive nahezu im Alleingang aus. In dieser Verfassung ein heißer Kandidat für die Nationalmannschaft - Bundestrainer Löw war jedenfalls zu Besuch.

Der Flop des Spiels: Marc Roca (FC Bayern München)

Der schwächste Bayer nach Süle und Choupo-Moting. Hatte riesige Probleme, dem Spiel der Gäste Struktur zu verleihen und wirkte insgesamt überfordert. Rutschte häufig weg und gewann nur 40 Prozent seiner Duelle. Zur Pause runter.

Der Schiedsrichter: Sascha Stegemann

Schon früh im Mittelpunkt, weil sich sein Assistent an der Seitenlinie eine Verletzung am Sprunggelenk zuzog und ausgewechselt werden musste. Danach vor allem damit beschäftigt, sich den Unmut der Münchner zuzuziehen, da er trotz der harten Zweikampfführung der Frankfurter sehr viel durchgehen ließ. Flick sah nach einer Stunde wegen Meckerns die Gelbe Karte. Dabei hätten die Hausherren am Ende eigentlich größeren Grund gehabt, sich zu beschweren: Stegemann verweigerte ihnen nach einem Foulspiel von Davies an Ache im Strafraum einen klaren Elfmeter.

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