Leroy Sanes Debüt für den FC Bayern München: Ein Hauch von Spätsommer 2009

Leroy Sane hat gegen Schalke ein starkes Debüt abgeliefert.
© imago images/Plusphoto

Beim 8:0-Sieg gegen seinen Ex-Klub FC Schalke 04 zum Bundesligaauftakt feierte Leroy Sane ein beachtliches Debüt für den FC Bayern München. Der 24-jährige Neuzugang von Manchester City verzeichnete drei Scorerpunkte und weckte mit seinem Zusammenspiel mit Serge Gnabry Erinnerungen.

Anzeige
Cookie-Einstellungen

Monatelang wurde im und um den FC Bayern München über Leroy Sane gesprochen und dabei vor allem über die Kernfragen: Kommt er? Und wenn ja, wann? Jetzt ist er da, aber wie fit ist er eigentlich? Trainer Hansi Flick erachtete ihn am Freitagabend (in Abwesenheit des sich in Quarantäne befindenden Kingsley Coman) jedenfalls als fit genug für ein Startelfdebüt beim Bundesligaauftaktspiel gegen den FC Schalke 04.

Dabei wurde in der Öffentlichkeit erstmal nicht mehr über Sane, sondern mit ihm gesprochen, und zwar von seinen Mitspielern. Wohl kein Wort fiel am Freitagabend auf dem Platz der leeren Allianz Arena so oft wie das Wort "Leroy". Permanent wiesen ihn seine Mitspieler ein, schoben ihn beim Pressing ein bisschen vor oder ein bisschen zurück, ein bisschen nach links oder nach rechts. "Bravo, Leroy", lobte Thomas Müller mal und irgendwann rief sogar Manuel Neuer über den ganzen Platz: "Komm Leroy, zweite Bälle."

Sane folgte meist wortlos, er selbst sprach während seines Debüts nicht, zumindest nicht mit dem Mund. Stattdessen sprach er aber mit seinen Füßen, wobei es sich den Umständen entsprechend fast schon um dichten handelte. An dem generell äußerst beachtlichen 8:0-Sieg gegen Schalke nicht einmal einen Monat nach dem Champions-League-Sieg und dem damit einhergehenden Triple-Gewinn war Sanes Debüt womöglich das Beachtlichste.

Rekordmann Musiala, genialer Lewandowski, listiger Flick

Zur Einordnung ein paar andere Beachtlichkeiten: Das abschließende Tor zum 8:0 erzielte der erst 17 Jahre und 205 Tage alte Jamal Musiala, der damit zum jüngsten Torschützen des FC Bayern in einem Pflichtspiel und zum fünftjüngsten Torschützen der Bundesliga-Geschichte avancierte. Das 6:0 von Thomas Müller bereitete Robert Lewandowski mit einer genialen Rabona-Flanke vor.

Möglich gemacht wurde das Schützenfest nur dank eines listigen taktischen Schachzugs von Flick. "Leons Bedenken haben wir aus dem Weg geräumt, indem wir ihn frühzeitig ausgewechselt haben", erklärte er scherzeshalber.

Leon Goretzka, Torschütze zum 2:0, hatte vor dem Spiel bekanntlich gefordert, dass die aktuell praktizierte intensive Spielweise seiner Mannschaft wegen der mutmaßlich kräftezehrenden Saison ab und an für Ruhepausen unterbrochen werden sollte. Zu sehen war davon gegen Schalke nichts, weder vor Goretzkas Auswechslung für Corentin Tolisso in der 51. Minute wegen eines erlittenen Schlages, noch danach.

Hansi Flick lobt Leroy Sane: "Ich bin mit ihm sehr zufrieden"

Und damit zurück zu Sane, der von Goretzkas Idee übrigens auch nicht viel hält. "Wir wollten einfach nur attackieren und Vollgas geben", sagte er nach seinem beachtlichen Debüt samt drei Scorerpunkten. In den rund 13 Monaten zuvor hatte er exakt 119 Pflichtspielminuten für seinen Ex-Klub Manchester City und die deutsche Nationalmannschaft absolviert. An einem normalen Mannschaftstraining beim FC Bayern nimmt er erst seit einer Woche teil.

Doch das reichte offenbar, um ihm die Marschrichtung zu vermitteln. "Wir haben ihm gleich klar gemacht, dass er sich von Anfang an zeigen muss, wenn er in diese unglaublich engagierte Truppe reinkommt. Dass er seine Aktionen fordert und nicht darauf wartet", sagte Müller.

Und genau das machte er, Sane war von Anfang an voll da. Nach wenigen Sekunden stürzte er sich in sein erstes Kopfballduell, in der 5. und 21. Minute bereitete er Robert Lewandowskis Top-Chancen vor, die dieser jedoch vergab. Sane sprühte vor Spielfreude und fand von Beginn an eine gute Mischung aus Schüssen, Pässen und Dribblings.

"Ich bin mit ihm sehr zufrieden. Es ist schön zu sehen, wie er schon in unser System integriert wurde", sagte Flick. Sane selbst betonte: "Es hat sich sehr, sehr gut angefühlt. Ich fühle mich einfach komplett wohl. Deswegen wusste ich, dass das auf jeden Fall gut klappen wird."

Gnabry und Sane wecken Erinnerungen an Ribery und Robben

Besonders gut klappte das Zusammenspiel mit Serge Gnabry, den Sane wie etliche andere Kollegen bereits bestens aus der deutschen Nationalmannschaft kennt. Linksfuß Sane und Rechtsfuß Gnabry tauschten alle paar Minuten die Seiten und verwirrten ihre Gegenspieler damit komplett. Schalkes Viererkette verschob unkoordiniert und zu hoch, immer wieder nutzten die beiden flinken Flügelstürmer des FC Bayern die sich dadurch bietenden Räume.

Und wenn sich die beiden den Ball dann zuspielten, wurde es stets gefährlich: Vergab Lewandowski Sanes Vorarbeiten in der ersten Halbzeit noch, schob Gnabry Anfang der zweiten Halbzeit zwei Pässe von Sane zum 4:0 und 5:0 ins Tor. Es waren Gnabrys Treffer zwei und drei an diesem Abend, erstmals in seiner Karriere erzielte er in der Bundesliga einen Dreierpack. Nachdem Sane zunächst mit einem guten Schuss an Schalke-Keeper Ralf Fährmann gescheitert war, schoss er in der 71. sein Debüttor zum 7:0. Direkt im Anschluss wechselte Flick Sane und auch Gnabry aus.

"Die beiden haben das hervorragend gemacht. Das ist jetzt der Maßstab für Leroy und Serge", sagte Flick. Und dieser Maßstab versprühte einen Hauch von Spätsommer 2009, als Arjen Robben und Franck Ribery erstmals zusammenspielten. Gegen den VfL Wolfsburg wurden sie beide eingewechselt, produzierten gemeinsam die Tore zum 2:0 und 3:0 und läuteten damit ihre letztlich zehn Jahre andauernde Ära ein. Ihr Rückennummern 7 und 10 tragen mittlerweile übrigens Gnabry und Sane.

Artikel und Videos zum Thema