In der letzten Partie am nächsten Samstag in München gegen Eintracht Frankfurt genügt dem Titelverteidiger aufgrund des um 17 Treffer besseren Torverhältnisses ein Unentschieden zur erneuten Meisterschaft. "Wir wissen, dass mit Frankfurt eine Mannschaft nach München kommt, die auch eine gute Saison gespielt hat. Aber Borussia Dortmund hat in Mönchengladbach auch keine einfache Aufgahe vor sich", meinte der Vorstandsvorsitzende Karl-Heinz Rummenigge.
Angefressen zeigte sich Präsident Uli Hoeneß wegen des wegen Abseits aberkannten Treffers von Leon Goretzka. "Das so genannte Abseits ist ja der Witz des Jahres", schimpfte er. "Das war keine klare Fehlentscheidung. Der Videobeweis ist dafür da, klare Fehlentscheidungen zu korrigieren. Es war gleiche Höhe".
Die Stimmen zum Spiel
Niko Kovac (Bayern München): "Ich muss meiner Mannschaft ein Kompliment aussprechen. Aber der 20. Minute haben wir es richtig gut gemacht. Wir waren klar dominant, haben nichts zugelassen und selber Chancen kreiert. Leider haben wir uns nicht belohnen können, aber das haben wir uns für die nächste Woche aufgehoben. Da werden wir es besser machen."
Karl-Heinz Rummenigge (Bayern München): "Wir hätten hier schon gerne gewonnen. Die Mannschaft hat ein großartiges Spiel abgeliefert und hatte verdient zu gewinnen. Aber wir müssen mit dem Punkt zufrieden sein. Wenn wir gegen Frankfurt genauso spielen, haben wir gute Chancen, die Meisterschaft zu erringen. Thiago geht es gut. Er hat eine Knieprellung, aber nichts gravierendes. Man kann davon ausgehen, dass er nächsten Samstag wieder zur Verfügung steht."
Thomas Müller (Bayern München): "Vom Gefühl her haben wir vor allem in der zweiten Halbzeit ein super Spiel gemacht. Man hat gesehen, wir wollten unbedingt, haben aber den Ball nicht über die Linie gebracht. Einmal haben wir es geschafft, aber da war ein halber Fuß im Abseits.´Insgesamt ist es enorm ärgerlich. Wir haben eins unserer besseren Bundesligaspiele gemacht, nur leider nicht mit einem Sieg und der Meisterschaft belohnt. Aber genauso müssen wir nächste Woche zu Hause auftreten, dann bin ich guter Dinge. Wir wollen unbedingt das Ding mit unseren Fans im Rücken. Wir können jetzt schön rumreden, wir haben nächste Woche nochmal ein absolutes Finale, da zählt es dann."
Leon Goretzka (Bayern München): "Bei meinem Tor weiß ich nicht wieviel es Abseits gewesen war, aber das ist natürlich extrem bitter. Da freust Du Dir einen Ast und dann wird es zurückgepfiffen und du stehst wie der letzte Idiot da. Einfach Wahnsinn. Jetzt kommt Frankfurt, die haben auch immer das Messer zwischen den Zähnen - aber genauso werden wir auch spielen."
Willi Orban (RB Leipzig): "Heute war ein erster Schritt. Wir müssen mutiger nach vorne spielen, dann kriegen wir auch ordentliche Räume und unsere Chancen im Pokalfinale. Gerade zu Hause haben wir eine überragende Saison gespielt, die können wir in Berlin krönen."
Youssuf Poulsen (RB Leipzig): "Die Anlagen waren da, die Qualität war heute nicht da. Natürlich glauben wir an einen Sieg im Pokalfinale. Wenn die Qualität in zwei Wochen auch da ist, wovon ich ausgehe, wird es ein noch engeres Spiel."
Ralf Rangnick (RB Leipzig): "Was wir heute hätten besser machen können, waren die Umschaltsituationen, die wir selber hatten. Das lag zum einen daran, dass die Bayern gut darauf vorbereitet waren, aber wir auch einfach falsche Entscheidungen getroffen haben. Deswegen bin ich zwar mit dem Spiel heute zufrieden, mit dem Spiel gegen den Ball sogar sehr, aber offensiv müssen und können wir besser spielen. Und das wird auch in zwei Wochen im Pokalfinale wichtig sein."
RB Leipzig gegen FC Bayern: Die Analyse
Im Vergleich zum 3:1-Sieg gegen Hannover stellte Kovac seine Startelf auf einer Position um. Hummels ersetzte in der Innenverteidigung Boateng. Der fragliche Lewandowski konnte zwar beginnen, blieb aber genau wie die übrigen Offensivspieler des FC Bayern zunächst sehr unauffällig.
Sorgen machte Coman: zweimal blieb er nach einem direkten Duell am Boden liegen, konnte aber letztlich jeweils weiterspielen. Ab Mitte der ersten Halbzeit agierte der FC Bayern zumindest etwas zielstrebiger. Erstmals gefährlich wurde es in der 28. Minute, als Gnabry nach Lewandowski-Hereingabe an Gulacsi scheiterte. Elf Minuten später parierte der Leipzig-Keeper den nächsten Gnabry-Abschluss.
Ganz große Chancen hatte der FC Bayern jedoch genauso wenig wie Leipzig. Die Gastgeber versuchten nach Ballgewinnen wie gewohnt stets schnell umzuschalten, blieben dabei aber zu unpräzise. Dem ereignisarmen Spielverlauf entsprechend stand es zur Pause 0:0.
Kurz nach der Halbzeit traf Goretzka zum vermeintlichen 1:0 und der Ball lag auch schon wieder am Anstoßpunkt, als Schiedsrichter Gräfe den Treffer nach mehr als zweiminütiger Rücksprache mit dem VAR zurecht aberkannte (50.). Lewandowski war im Vorfeld ganz knapp im Abseits gestanden.
Anschließend wurde das Spiel wilder: beide Mannschaften spielten aggressiver, überbrückten das Mittelfeld schneller, kamen öfter zum Abschluss - blieben dabei aber weiterhin zu unpräzise. Kovac brachte in der 78. Ribery, der kurz darauf mit einem starken Hackentrick an Gulacsi scheiterte (83.). Die letzte Chance auf den Sieg für die Gäste, die rund 65 Prozent Ballbesitz hatten, besaß Lewandowski: sein direkter Freistoß landete aber neben dem Tor (89.).
Die Daten des Spiels RB Leipzig gegen FC Bayern München
- Es ist die engste Meisterschafts-Entscheidung seit zehn Jahren. 2008/09 führte der VfL Wolfsburg vor dem letzten Spieltag ebenfalls mit zwei Punkten Vorsprung und holte mit einem Sieg den Titel vor dem FC Bayern.
- Nur dreimal reichten zwei Punkte Vorsprung vor dem letzten Spieltag nicht zur Meisterschaft. Zuletzt 1999/2000, als die Bayern drei Zähler hinter Bayer Leverkusen lagen und noch Meister wurden.
- Zum vierten Mal im siebten Pflichtspielduell und zum dritten Mal in Folge ging die Partie Leipzig gegen den FC Bayern torlos in die Pause.
- Robben wurde eingewechselt und bestritt somit sein 200. Bundesligaspiel.
- Rafinha bestritt sein 266. Bundesligaspiel und ist damit gleichauf mit Giovane Elber Rekord-Brasilianer des FCB.
Der Star des Spiels: Ibrahima Konate (RB Leipzig)
Gemeinsam mit seinem Nebenmann Orban hatte Konate die Offensivspieler des FC Bayern gut im Griff. Sein einziger grober Patzer war letztlich egal: eine missglückte Kopfballabwehr vor dem aberkannten 0:1 von Goretzka. Konate gewann etwa 67 Prozent seiner Zweikämpfe und eroberte viele Bälle.
Der Flop des Spiels: Thomas Müller (FC Bayern München)
Müller war nicht wirklich im Spiel, ließ gute Ideen weitestgehend vermissen und verlor den Ball verhältnismäßig oft. Ihm fehlten die Ideen und seine beiden Abschlüsse blieben ungefährlich. Müller gewann nicht einmal die Hälfte seiner Zweikämpfe.
Der Schiedsrichter: Manuel Gräfe
Gräfe hatte die Partie gut im Griff. Knifflig wurde es in der 50. Minute, als er das vermeintliche Goretzka-Tor nach Rücksprache mit dem VAR zurecht zurücknahm. In der 70. entschied Gräfe bei einem grenzwertigen Zweikampf zwischen Süle und Laimer im Strafraum des FC Bayern auf Weiterspielen.