Hertha BSC - Borussia Dortmund 2:3: Last Minute! Reus beschert BVB drei Punkte in Berlin

Von Jonas Rütten
Matchwinner: Marco Reus bescherte dem BVB gegen die Hertha in der Nachspielzeit drei Punkte.
© imago

Borussia Dortmund hat sich im Kampf um die Meisterschaft erneut an die Spitze der Bundesliga gesetzt und gewann gegen starke Herthaner durch ein Tor von Marco Reus in der Nachspielzeit mit 3:2 (1:2). Am Sonntag kann der FC Bayern mit einem Sieg gegen den FSV Mainz 05 punktemäßig gleichziehen.

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Favre veränderte aufgrund der verletzungsbedingten Ausfälle von Alcacer, Götze und Witsel nicht nur seine Startelf im Vergleich zum 3:1-Sieg über den VfB Stuttgart auf fünf Positionen, sondern stellte auch das System von 4-1-4-1 auf ein 4-2-3-1 mit Bruun Larsen in der Spitze um.

Zu Beginn des Spiels hatte die Hertha leichte Vorteile, weil Duda, Kalou und Selke immer wieder gut auf die Dortmunder Viererkette schoben, BVB-Keeper Bürki so bei Abschlägen zu langen Bällen zwangen und einen ruhigen Spielaufbau über die Innenverteidiger verhinderten. Der frühe Führungstreffer der Hausherren resultierte jedoch aus einem Patzer von Bürki, der einen Mittelstädt-Schuss vor die Füße von Kalou prallen ließ (4.).

Der BVB zeigte eine gute Reaktion auf den Rückstand und stabilisierte sich etwas im Passspiel. Beim Ausgleich durch Delaney half jedoch Fortuna kräftig mit: Erst spielte Lazaro einen katastrophalen Fehlpass in die Füße des Dänen, dessen Schuss von Rekik anschließend unhaltbar abgefälscht wurde (14.).

Die Schwarz-Gelben überließen den Hauptstädtern im ersten Durchgang den Ball und setzten - auch begünstig durch einige fahrlässige Fehlpässe der Berliner - vermehrt auf schnelle Gegenstöße und tiefe Bälle auf den abschlussfreudigen Bruun Larsen (vier Torschüsse nach 30 Minuten).

Die Hertha überzeugte mit einer guten Raumaufteilung im Zentrum und starkem Zweikampfverhalten (63 Prozent gewonnene Duelle im ersten Durchgang), kam nach der rasanten Anfangsphase jedoch bis zur 35. Minute kaum noch einmal gefährlich auf. Dann aber verursachte Weigl einen unglücklichen, aber vertretbaren Handelfmeter, den Kalou zur erneuten Führung verwandelte (35.).

BVB in der zweiten Halbzeit stark verbessert

Nach der Pause und dem schnellen Ausgleich durch Zagadou (47.) war der BVB wesentlich besser im Spiel, Sancho und Bruun Larsen ließen jedoch beste Einschussmöglichkeiten liegen. Die Hertha gab in der Dortmunder Druck-Phase aber nicht klein bei und setzte immer wieder offensive Akzente: Grujic setzte einen Fernschuss an den Pfosten (57.), Duda ließ sich freistehend vor Bürki im Zweikampf mit Diallo zu leicht fallen (59.).

Eine gute Viertelstunde vor dem Ende vergab Pulisic dann die Riesenchance auf das 3:2, als er fünf Meter vor Jarstein kläglich das Berliner Gehäuse verfehlte. Favre brachte in der Schlussphase Guerreiro für den guten Bruun Larsen und Hakimi für Wolf und läutete somit die Schlussoffensive des BVB ein.

Dort ließ der BVB lange Zeit trotz Überzahl (Gelb-Rot gegen Torunarigha) die nötige Effizienz vermissen, doch Reus, der offensiv zuvor kaum stattgefunden hatte, bescherte den Dortmundern in der Nachspielzeit drei wichtige Punkte im Meisterschaftsrennen.

Die Daten des Spiels Hertha BSC gegen Borussia Dortmund

Tore: 1:0 Kalou (4.), 1:1 Delaney (14.), 2:1 Kalou (35./Handelfmeter), 2:2 Zagadou (47.), 3:2 Reus (90.+2)
Gelb-Rote Karten: Torunarigha (85., Hertha BSC)
Rote Karte: Ibisevic (90.+4/Hertha BSC)

  • Dortmund gewinnt verdient, dank einer enormen Offensivleistung in der 2. Halbzeit (17 Torschüsse). Dazu gewann die Favre-Elf nach der Pause 57 Prozent der Zweikämpfe und hatte auch in Sache Ballbesitz und Passgenauigkeit klare Vorteile im 2. Abschnitt. 25:7 Torschüsse sprachen insgesamt eklatant für den BVB.
  • Ein früheres Gegentor kassierte der BVB in dieser Ligasaison nur am 1. Spieltag gegen Leipzig (damals durch Augustin in der 1. Minute) - Endstand damals: 4:1 für Dortmund.
  • Kalou ist der erste Spieler seit Heung-Min Son vom Hamburger SV in der Saison 2012/13, der in beiden Bundesliga-Spielen gegen den BVB mehrfach trifft.
  • Kein Elfmetertöter: Alle 14 Bundesliga-Elfmeter gegen Roman Bürki waren drin (zwölf im Dortmunder Dress und zuvor zwei bei Freiburg).
  • Dortmund gewinnt sein 5. BL-Saisonspiel nach Rückstand, keine andere Mannschaft mehr als 2. Die 16 gewonnenen Punkte des BVB nach Rückstand sind klarer Höchstwert ligaweit 2018/19.
  • Vorbereiter Jadon Sancho verbucht seinen zwölften Assist in dieser Saison - Bundesliga-Höchstwert! Seit detaillierter Datenerfassung 2004/05 erreichte nur ein anderer 18-Jähriger in einer Saison mindestens elf Assists: Mario Götze in der Spielzeit 2010/11.

Der Star des Spiels: Jadon Sancho (Borussia Dortmund)

Wegbereiter des wichtigen Ausgleichstreffers kurz nach der Pause und auch Vorbereiter des Last-Minute-Siegtreffers. Darüber hinaus immer wieder mit guten Aktionen im Eins-gegen-eins und ständiger Unruheherd für die Berliner Defensive. Einziges Manko bei Sancho: die Chancenverwertung.

Der Flop des Spiels: Jordan Torunarigha (Hertha BSC)

Lieferte eigentlich keine schlechte Partie ab, erwies seiner Mannschaft in der Schlussphase durch seinen Platzverweis (zwei Gelbe Karten binnen neun Minuten) jedoch einen Bärendienst. Dazu mit einer schwachen Passquote (61 Prozent).

Der Schiedsrichter: Tobias Welz

Gute und lange Zeit unaufgeregte Spielführung des Unparteiischen - auch in der turbulenten Schlussphase. Entschied im ersten Durchgang zurecht auf Handelfmeter, als Weigl die Hände bei einem Duda-Abschluss im Sechzehner schützend vors Gesicht hielt und den Ball dadurch abfälschte. Korrekt war die Entscheidung deshalb, weil es die "Schutzhand" im Reglement nicht mehr gibt. Im zweiten Durchgang erneut im Fokus, als er der Hertha einen Strafstoß verweigerte. Diallo hatte Duda leicht gestoßen und frei vor Bürki dadurch zu Fall gebracht. Eine Kann- aber keine Muss-Entscheidung. Hatte allgemein eine klare Linie bei der Beurteilung der Zweikämpfe, die bezüglich der Kartenverteilung auch nicht zu streng war. Beide Platzverweise gegen die Hertha (Torunarigha und Ibisevic) waren berechtigt, allerdings darf sich auch Zagadou nicht beschweren, wenn er in der 56. Minute nach seinem Einsteigen gegen Kalou mit Gelb-Rot vom Platz fliegt.

Stimmen und Reaktionen zu Hertha BSC gegen BVB

Pal Dardai (Trainer Hertha BSC): "Wir haben eine sehr gute erste Halbzeit gespielt, auch nach den Gegentoren haben wir uns geschüttelt. Für uns hätte es einen Elfmeter geben müssen, das war nicht in Ordnung."

Lucien Favre (Trainer Borussia Dortmund): "Du kannst nicht eine Mannschaft 90 Minuten dominieren. Die zweite Halbzeit war besser, die erste Halbzeit war nicht schlecht, aber es war schwer für uns."