Sportliche Misere & Zwist der Bosse - die Hintergründe der Schalke-Krise

Der FC Schalke 04 kam beim FC Augsburg nicht über ein 1:1 hinaus.
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Großes Verletzungspech, mangelhafte Kaderplanung

Speziell in der Offensive wurde die Mannschaft verletzungsbedingt zuletzt arg ausgedünnt. Mit Mark Uth, Breel Embolo, Guido Burgstaller und Franco Di Santo fehlen aktuell die vier prominentesten Stürmer. Neckisch könnte man sagen: Letztlich egal, mit ihnen lief es nämlich auch nicht besser. In der Bundesliga kommt das Quartett trotz zusammengerechnet 38 Einsätzen bisher auf lediglich fünf Treffer.

Das liegt auch an Tedescos permanenten taktischen und personellen Rochaden. Er wechselt in dieser Saison (teils gezwungenermaßen) schneller, als seine Mannschaft spielt. Auch gegen Augsburg änderte er seine Startelf im Vergleich zum vorangegangenen Pflichtspiel auf sechs Positionen. Langfristiges Einspielen ist so nicht möglich - das gilt für die Stürmer wie für alle anderen Spieler auch.

Die Misere des Schalker Spiels liegt auch an Tedescos Philosophie, Abwehr ist ihm bekanntlich wichtiger als Angriff. Es ist eine Philosophie, die zwar größtenteils auf eigener Überzeugung beruht, aber zumindest auch ein wenig aus der Not heraus geboren ist. Denn Spieler, die für die nötigen Ideen sorgen könnten, sind entweder außer Form oder stehen nicht bei Schalke unter Vertrag.

Der aktuelle Kader ist weder in der Spitze, noch in der Breite gut genug besetzt. Für insgesamt 52,7 Millionen Euro hatte Heidel im Sommer neue Spieler verpflichtet, die jedoch größtenteils lediglich gehobenes Bundesliga-Mittelmaß verkörpern. Spieler wie Suat Serdar, Omar Mascarell oder Salif Sane. Im Sommer verlor der Klub mit Thilo Kehrer, Leon Goretzka und Max Meyer darüber hinaus drei überdurchschnittliche Spieler - die letzten beiden sogar ablösefrei.

Heidel, Tönnies und die Debatte über externe Berater

Unzufrieden ist mit dieser generellen Entwicklung offenbar auch Aufsichtsratschef Clemens Tönnies, der neulich öffentlich anregte, Heidel könnte sich bei Transfers doch künftig von außen unterstützen lassen. Beim Revierrivalen Borussia Dortmund klappe das mit Matthias Sammer doch ganz hervorragend. "Unnötig" sei dieser Vorstoß gewesen, betonte Heidel aber, und sagte: "Ich halte nichts von einem externen Berater, der einmal im Monat vorbeikommt."

Und überhaupt: Heidel hat ja eigentlich schon jetzt ganz viele Berater. Peter Knäbel etwa, der sich "Technischer Direktor Entwicklung" nennen darf. Oder Huub Stevens, der sich "Jahrhunderttrainer" nennen darf. "Und vor drei Wochen habe ich mit Helmut Kremers, Erwin Kremers, Rüdiger Abramczik, Ingo Anderbrügge gesprochen, und wer war noch alles dabei?", fragte sich Heidel selbst und antwortete nach kurzem Überlegen: "Olaf Thon, Martin Max."

Lauter Vereinslegenden, die Meinungen und Einschätzungen abgegeben haben. "Ich könnte jetzt natürlich sagen: 'Das sind alles unsere Berater'", erklärte Heidel. Und als er merkte, dass er es auch tatsächlich gesagt hatte, lächelte er sogar kurz etwas belustigt. Aber es war kein Lächeln, wie es Wright gezeigt hatte. Dafür ist die aktuelle Situation bei seinem Klub zu misslich - auf vielen Ebenen.

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