Der FC Bayern nach dem Sieg gegen Nürnberg: Hurra, wir haben ein System

Der 3:0-Sieg gegen den 1. FC Nürnberg war der dritte Pflichtspielsieg in Folge für den FC Bayern.
© Getty

Das 3:0 gegen den 1. FC Nürnberg war der dritte Pflichtspielsieg in Folge für den FC Bayern München. Die Mannschaft stand dabei defensiv stabil und kombinierte offensiv gut. Tatsächlich: es war ein funktionierendes System erkennbar.

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Für Manuel Neuer war die Ansetzung dieses bayerischen Derbys zwischen dem FC Bayern und dem 1. FC Nürnberg eine äußerst bittere Angelegenheit. Der Anpfiff erfolgte nämlich zeitgleich mit dem in Gelsenkirchen, wo das nordrheinwestfälische Revierderby zwischen dem FC Schalke 04 und Borussia Dortmund ausgetragen wurde.

"Es ist grundsätzlich ärgerlich, dass ich das Spiel nicht sehen konnte", sagte Neuer: "So ein Spiel will man als Profi und Fußballinteressierter gerne selbst sehen."

Immerhin bot ihm der Ergebnisdienst der Fröttmaninger Stadionleinwände eine kleine Entschädigung. "Weil ich hinten nichts zu tun hatte und da oben die Ergebnisse angezeigt wurden, blieb ich auf dem Laufenden", erklärte Neuer. Besonders gebannt blickte er in der 74. Minute empor. Bereits kurz zuvor hatte die Leinwand einen 1:1-Zwischenstand aus Gelsenkirchen vermeldet und nun hieß es in höchster Dramaturgie (und beim gleichzeitigen Stand von 3:0 für den FC Bayern) erneut: "Tor auf Schalke."

Hat Dortmund den Rückstand kassiert? Ist das der Beginn der Münchner Aufholjagd? Doch dann: "1:2, Sancho." Und dabei blieb es. Wieder hatten sie gewonnen, diese schier unaufhaltsamen Dortmunder. Der Rückstand des FC Bayern beträgt weiterhin neun Punkte.

Niko Kovac: Ende der Rotation, neues Spielsystem

Aus Münchner Sicht war dieser Nachmittag aber trotzdem ein erfreulicher, der FC Bayern hatte schließlich schon das dritte Pflichtspiel in Folge gewonnen und darüber hinaus zwei gruselige Serien beendet. Erstmals seit dem 4. Spieltag blieb der FC Bayern in der Bundesliga ohne Gegentor (damals 2:0 auf Schalke), gar erstmals seit dem 3. Spieltag gewann er zuhause wieder (damals 3:1 gegen Leverkusen).

Und vielleicht am allerwichtigsten: es war ein Sieg, der schön anzuschauen war! Und das lag auch an Niko Kovacs Maßnahmen.

Schon vor der Partie hatte er die lange geliebte Rotation für abgeschafft erklärt. Und dann bot er auch tatsächlich die gleiche Startelf auf, die zuletzt mit 2:1 bei Werder Bremen gewonnen hatte. Laut Sportdirektor Hasan Salihamidzic war das eine Maßnahme, die Kovac nicht einmal eingeredet werden musste. "Er hat das selbst entschieden, das ist doch klar", erklärte er.

Mit dem Ende der Rotation hatte Kovac auch ein neues System eingeführt. Seit dem 5:1 in der Champions League gegen Benfica spielt der FC Bayern ein 4-2-3-1, das auch mal zu einem 4-4-1-1 werden kann. Für die elf Spieler, die aktuell das Vertrauen haben, ist das ein ganz ideales System. Sie scheinen sich immer besser einzuspielen - sowohl defensiv, als auch offensiv.

Die Zwei-Mann-Achse und Thomas Müller

Da wäre die Doppelsechs, bestehend aus Joshua Kimmich und Leon Goretzka. "Beide haben ein sehr gutes Fußballverständnis, sehen gewisse Situationen", lobte Kovac nach dem Spiel: "Das ist schon eine Achse, die im Moment richtig Spaß macht." Eine Zwei-Mann-Achse, die dem Spiel der Mannschaft gleichermaßen defensive Absicherung gibt wie offensive Impulse. Die Konteranfälligkeit mit dem Duo auf der Doppelsechs ist deutlich geringer, die ersten beiden Treffer leitete es ein. Kimmich das 1:0 mit einer Ecke, die Robert Lewandowski einköpfelte. Goretzka das 2:0 mit einem Lattenkracher, den Lewandowski einschob.

Vor der Zwei-Mann-Achse spielte Thomas Müller. Mal als Zehner, mal als zweite Spitze, mal als Thomas Müller. "Meine Aufgabe ist es, mich zwischen den Linien zu bewegen", sagte er. Das war zwar immer schon seine Aufgabe und wird es auch immer bleiben, aber aktuell wirkt es wieder mal so, als würde er sich zwischen den richtigen Linien bewegen. Nicht zwischen irgendwelchen Linien in den Achterraumgegenden wie anfangs der Saison, sondern weiter vorne. Wie im Vorfeld des 3:0, als Müller zwischen den richtigen Linien angespielt wurde und den Ball dann auch genau richtig auf Serge Gnabry passte.

Das neue Kombinationsspiel des FC Bayern

Es war ein Tor, das durch die Mitte entstand und somit exemplarisch steht für Kovacs Umstellungen. Die Spielanlage des FC Bayern hat sich seit dem Spiel gegen Benfica im Vergleich zu den vorherigen Wochen stark geändert. Weg vom flügellastigen 4-3-3! "Davor war immer nur: nach außen und dann ab die Post", sagte Müller: "In letzter Zeit haben wir durch das Zentrum wieder ein ganz ordentliches Kombinationsspiel."

Müller war ganz angetan von diesem Wort, innerhalb weniger Sekunden sagte er es gleich dreimal: "Kombinationsspiel!" Und es war ja teilweise wirklich ansehnlich, was der FC Bayern da kombinierte und spielte. "Wir hatten Spaß miteinander", sagte Müller und es hörte sich schon ein bisschen so an wie: wir hatten endlich Mal wieder Spaß miteinander.

Robert Lewandowski ist kein Einzelkämpfer mehr

Und ganz vorne hatte Lewandowski Spaß mit Müller. Er ist kein Einzelkämpfer auf der alleinigen Suche nach Räumen mehr, manche öffnen sich durch den vorstoßenden Müller ganz von alleine. "Es läuft für uns beide", sagte Lewandowski: "Für Thomas ist es besser, wenn er mit mir spielen kann, und ich habe mehr Platz und muss nicht immer gegen zwei Gegner spielen." Das Resultat daraus waren nicht nur drei Treffer, sondern auch noch weitere Chancen (unter anderem drei Aluminiumtreffer).

Nach all diesen Eindrücken stand Salihamidzic mit blauem Sakko in der Mixed Zone der Allianz Arena und sagte staatsmännisch: "Das Wort Krise wurde viel genutzt, aber das bedeutet jetzt nichts mehr."

Es sind nicht die zwei deutlichen Heimsiege gegen desolate Gegner (Benfica und Nürnberg) und der eine knappe Auswärtssieg (in Bremen) an sich, die dem FC Bayern Hoffnung machen. Sondern es ist die Tatsache, dass beim FC Bayern aktuell ein System erkennbar ist. Und noch dazu ein funktionierendes.

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