Ein paar Liker mehr

James Rodriguez ist vom FC Bayern für zwei Jahre von Real Madrid ausgeliehen
© getty

James Rodriguez war beim 3:0-Sieg des FC Bayern München auf Schalke an allen drei Treffern beteiligt. Der Kolumbianer deutete seine Klasse vor allem bei seinen offensiven Bewegungen an, in einigen Bereichen hat er aber noch Luft nach oben.

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Gut geföhnt und perfekt gegelt präsentierte sich James Rodriguez um kurz nach 23 Uhr auf dem Twitteracount des FC Bayern München. Die Verpflichtung des Kolumbianers sollte sich ja nicht nur sportlich auszahlen, der Verein erlebte ja gleich nach dem Zustandekommen des Transfers, welche Strahlkraft der Kolumbianer in seiner Heimat und in ganz Südamerika hat.

Eine enorme Zahl an neuen "Likern" stellte auf jeden Fall der Vorstandsvorsitzende Karl-Heinz Rummenigge fest. Von seiner sportlichen Qualität konnten sich die Bosse und die Fans in München bisher nur ein grobes Bild machen. Noch vor dem ersten Spieltag zog er sich eine Oberschenkelverletzung zu, eher er am 3. Spieltag beim 0:2 in Hoffenheim einen Kurzeinsatz feierte (zwölf Minuten).

Einem 85-Minuten-Einsatz in der Champions League gegen den RSC Anderlecht folgte eine Pause gegen Mainz 05 und jetzt das Startelfdebüt auf Schalke.

James: Schlampiger Beginn, schnelle Steigerung

14 Sekunden dauerte es, ehe James den ersten schlampigen Querpass am Mittelkreis auf Sebastian Rudy spielte und Schalke gleich mal eine Umschaltaktion ermöglichte. Auch der zweite Pass landete beim Gegner. James kam also nicht sonderlich schwungvoll in die Partie.

Ohnehin interpretierte der Kolumbianer seine Rolle als Ersatz für den erkrankten Arjen Robben sehr frei. Die meisten Angriffe startete aus dem rechten offensiven Halbraum, von wo er seine Wege über den Platz machte. 10,84 Kilometer hatte er am Ende auf dem Tacho stehen, nur Niklas Süle lief von den Spielern, die bei den Bayern über 90 Minuten auf dem Platz standen, weniger.

Aber James kam besser in die Partie, gewann über einfache Pässe Sicherheit und hatte nach zehn Minuten auch schon zwei gefährliche Abschlüsse von Sebastian Rudy und Thomas Müller vorbereitet.

James im Stile eines klassischen Spielmachers

In Abwesenheit der Flügelspieler Robben und Franck Ribery (saß 90 Minuten auf der Bank) agierten die Bayern insgesamt weniger flügellastig, was dem Freigeist James entgegenkam. Der agierte von Minute zu Minute selbstbewusster im Stile eines klassischen Spielmachers und war überall auf dem Platz zu finden.

Mal holte er sich die Bälle auf Höhe der Viererkette ab, mal im Sechser- oder Achterraum, mal auf der Außenbahn, mal ging er tief hinter die Fünferkette der Schalker. Mal machte er das Spiel schnell, mal machte er das Spiel langsam. Seine Rhythmuswechsel und Seitenverlagerungen waren an diesem Abend ein zentraler Aspekt des Bayernspiels.

"James hat sehr gut gespielt, sehr mannschaftsdienlich mit guten Kombinationen", sagte Trainer Carlo Ancelotti, der aber eigentlich keinen seiner Spieler herausheben wollte und die stabile Mannschaftsleistung betonte.

Ancelotti war mit seiner Aufstellung und dem Verzicht auf Robben, Thiago, Mats Hummels und Arturo Vidal durchaus ein Risiko eingegangen, wurde auf Schalke aber von seinen Spielern belohnt.

James an allen drei Toren beteiligt

Dass am Ende aber sein Wunschspieler James im Fokus stand, hatte mit den spielentscheidenden Szenen zu tun. James war es, der den Handelfmeter von Naldo provozierte. James war es, der das 2:0 mit einem geschickten Schuss ins kurze Eck erzielte. Und James war es, der das 3:0 mit einem gefühlvollen Chip auf Vidal vorbereitete.

Vor allem der Assist beim dritten Treffer zeigte, dass der 26-Jährige auch in engen Situationen mit seiner technischen Klasse brauchbare Lösungen produzieren kann, auch wenn sich immer wieder kleinere Schlampereien in sein Spiel einschlichen.

Für die Bayern ist das erstmal eine gute Nachricht, dass sie einen Spieler haben, der sie in Abwesenheit von Robben und Ribery von ihrem dann oft lahmenden Flügelspiel befreien kann und trotzdem Torgefahr ausstrahlt.

Ancelotti: "James nicht bei 100 Prozent"

Etwas weniger offensiv präsentierte sich an diesem Abend durch James' freie Rolle auch das Verhalten von Joshua Kimmich, der zusammen mit Corentin Tolisso den in der Rückwärtsbewegung teilweise fehlenden Spieler auffangen musste und sich mit Vorstößen etwas zurückhielten.

Die Schwächen in der Defensivbewegung und die gelegentlich zu einfachen Ballverluste sollten James' Leistung an diesem Abend nicht schmälern, zumal er "körperlich noch nicht bei 100 Prozent ist", wie Ancelotti sagte.

Mit seinem ersten 90-Minuten-Auftritt in der Bundesliga dürfte er nicht nur bei den Fans ein paar Liker hinzugewonnen haben.

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