Der 1. FC Köln kassiert Klatsche in Hoffenheim: Das Armutszeugnis aus dem Nichts

Jonas Hector und der 1. FC Köln ließen sich gegen die TSG Hoffenheim abschießen.
© Getty

Der 1. FC Köln hat bei der TSG 1899 Hoffenheim eine herbe 0:6-Klatsche kassiert. Die spielerische Leistung war ein Armutszeugnis und ein herber Rückschlag im Kampf ums Wunder. Die hohe Zahl an individuellen Fehlern zieht sich wie ein roter Faden durch die Rückrunde und war zum dritten Mal in den letzten vier Spielen für eine Niederlage des Effzeh verantwortlich. Die Ausgangslage verändert sich für die Kölner nur bedingt.

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Eine Szene sagt alles über das Spiel. Nach einem langen Ball von Kevin Vogt hat Dominique Heintz den Ball eigentlich sicher. Eigentlich. Doch an diesem Nachmittag ist bei einem Spieler des 1. FC Köln überhaupt nichts sicher.

Und so verstolpert der Kölner Verteidiger das Leder irgendwie, indem er mit seinem Innenverteidiger-Kollegen Dominic Maroh zusammenstößt. Slapstick-Alarm. Lukas Rupp schnappt sich den Ball, spielt in die Mitte und dort schließt Mark Uth eiskalt ab.

Es ist das 3:0 für die TSG Hoffenheim. Nach nicht einmal einer Stunde ist die Partie entschieden.

Der Ballverlust steht stellvertretend für den Kölner Auftritt an diesem Nachmittag. Die Gäste leisteten sich bereits in der ersten Halbzeit zahlreiche haarsträubende Ballverluste, erlaubten Hoffenheim zeitweise, den Ball in aller Seelenruhe im gegnerischen Strafraum hin- und herzuspielen.

Kölns individuelle Fehler ermöglichen einfache Tore für Hoffenheim

Folgerichtig gingen später allen Toren für Hoffenheim individuelle Fehler der massiv verunsicherten Kölner voraus. Wie zuletzt bei den Niederlagen gegen Werder Bremen oder den VfB Stuttgart. Der Sieg im rheinischen Derby gegen Bayer Leverkusen schien keine positiven Auswirkungen auf das Kölner Selbstvertrauen gehabt zu haben.

"Wir hatten eine zu hohe Fehlerquote. Es war zu einfach, wie wir den Gegner zu Toren haben kommen lassen", analysierte der konsternierte Stefan Ruthenbeck kurz nach der Partie.

Ruthenbeck wechselt bei 0:3 offensiv und wird bestraft

Der Trainer, unter dem die Kölner zuletzt wieder Hoffnung auf das Wunder entfacht hatten, versuchte nach besagtem 0:3 noch einmal alles. Mit Claudio Pizarro und Jhon Cordoba brachte er zwei echte Mittelstürmer für Leonardo Bittencourt und Yuya Osako. Volles Risiko, zu diesem Zeitpunkt mindestens zu spät.

Die Maßnahme griff nicht, stattdessen wurden die offensiven Wechsel bestraft. In der Folge brachen die Kölner komplett auseinander. Die Leistung war über weite Strecken ein Armutszeugnis. Ein Armutszeugnis, das in dieser extremen Form nach dem starken Auftritt gegen Leverkusen aus dem Nichts kam.

Hoffenheim durfte sich wie durch Fahnenstangen kombinieren. Kölns defensive Abstimmung stimmte überhaupt nicht. Und wenn sie doch einmal einen ihrer seltenen Ausflüge nach vorne hatten, gingen sie fahrlässig mit vielversprechenden Situationen um. Etwa als Simon Zoller auf rechts viel Platz hatte, seine Flanke jedoch statt auf die freistehenden Cordoba und Pizarro weit über den Kasten schlug.

Horn: "Das war eine Frechheit"

Timo Horn hatte große Probleme, sein Fazit in Worte zu fassen: "Jeder hat das Spiel gesehen. Das war natürlich gar nichts. Das kam einer Aufgabe gleich. Völlig unverständlich, wie wir so spielen können. Jeder Kölner, der hier hingekommen ist, sollte sein Geld zurückbekommen. Das war eine Frechheit."

Erstmals seit Mai 2006 verlor der Effzeh mit sechs Gegentoren Unterschied (damals 0:6 gegen Werder Bremen). Nur einmal überhaupt in 47 Bundesliga-Saisons gab es eine höhere Niederlage (0:7 in München im Mai 1971).

Ein Ergebnis, mit dem Köln laut Horn sogar zufrieden sein musste: "Das hätte sicherlich auch viel höher ausfallen könne. Da finde ich keine Erklärung für."

Köln hat die schwächste Tordifferenz

Durch die Klatsche haben die Kölner nun auch wieder die deutlich schwächste Tordifferenz aller Mitkonkurrenten um den Klassenerhalt (-28, HSV -24, Mainz -17 und Wolfsburg -9) - auf der Zielgerade womöglich ein schwerer Rucksack.

Zwar hat sich an der Ausgangsposition für das Heimspiel gegen den 1. FSV Mainz 05 in der kommenden Woche nur dann etwas verändert, wenn die Rheinhessen am Sonntag gegen Borussia Mönchengladbach punkten. Sollte dies nicht der Fall, könnte Köln am nächsten Spieltag bis auf zwei Punkte an den Relegationsplatz heranrücken. Und bislang gelang es in der Rückrunde immer wieder, auf schwache Leistungen wieder stärkere folgen zu lassen.

Moralisch war das 0:6 allerdings ein herber Tiefschlag. Das Schlagwort Wunder, das Gerede vom "bestgelaunten Tabellen-17. der Bundesliga-Geschichte" verschwindet vorerst aus den Köpfen.

Köln-Trainer Ruthenbeck: "Wir müssen wieder Dreck fressen"

Zwar übte sich Ruthenbeck bei der Pressekonferenz in Optimismus: "Wir müssen uns in allen Bereichen verbessern und wieder Dreck fressen. Das Spiel ist gespielt. Das müssen wir ganz schnell wegschieben. Wir haben keine Zeit uns damit zu beschäftigen."

Horn gab jedoch zu, dass es erst einmal dauern werde, diesen bitteren Nachmittag zu verdauen. Und an Optimismus wollte der Torhüter direkt nach dem Spiel ohnehin nicht denken: "Mit so einer Leistung brauchen wir gar nicht rechnen. Da gehören wir nicht in die 1. Liga."

Das Restprogramm des 1. FC Köln

SpieltagGegnerHeim/Auswärts
291. FSV Mainz 05H
30Hertha BSCA
31FC Schalke 04H
32SC FreiburgA
33FC Bayern MünchenH
34VfL WolfsburgA
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