Warum die TSG Hoffenheim die schlechteste Defensive 2018 stellt: Nervenspiele

Von Jonas Rütten
Die TSG 1899 Hoffenheim stellt die schlechteste Defensive der Rückrunde.
© Getty

Die TSG 1899 Hoffenheim kassierte im kleinen Badener Derby gegen extrem harmlose Freiburger den 16. Gegentreffer in dieser Rückrunde. Damit stellen die Kraichgauer die schlechteste Defensive der Bundesliga im neuen Kalenderjahr. Die Dreierkette ist gerade mit einer Führung im Rücken anfällig. Das könnte der TSG in dieser Saison das internationale Geschäft kosten.

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Julian Nagelsmann ist ein Mann klarer Worte. Zumindest, was seine Spielanalysen betrifft. Und so traf er auch nach dem mageren 1:1-Unentschieden gegen den SC Freiburg den Nagel auf den Kopf: "Das Tor von Freiburg haben wir wieder selbst gemacht, ähnlich wie letzte Woche auch. Ohne großen Aufwand haben wir zwei Punkte hergeschenkt."

Zwar war das Offensiv-Spiel der Hoffenheimer sicherlich keine Augenweide, Tatsache ist aber, dass dem schmeichelhaften Ausgleich der Freiburger durch Nils Petersen vom Elfmeterpunkt zwei schwere individuelle Fehler in der Dreierkette der TSG vorausgingen. Das war zum einen das schlampige Zuspiel von Pavel Kaderabek im Spielaufbau, das die bis dato extrem harmlosen Freiburger geradezu einlud, doch mal gefährlich vor das Tor von Oliver Baumann zu kommen.

TSG Hoffenheim und die Dreierkette: Werte stimmen, Ergebnisse nicht

Doch auch das hölzerne Einsteigen von Kevin Vogt gegen den späteren Torschützen zeigte, auf welch wackligen Beinen der Hoffenheimer Defensiv-Verbund aktuell steht. Eben jener Vogt verschuldete bereits auf Schalke mit einem kapitalen Fehlpass als letzter Mann das 0:2 auf Schalke. Es sind diese krassen individuellen Aussetzer und Unkonzentriertheiten in der Defensive, die Hoffenheim den Weg nach Europa in dieser Saison versperren könnten.

Denn im Großen und Ganzen stimmen die Zweikampfwerte von Vogt, Benjamin Hübner und Kevin Akpoguma. Letztgenannter machte gegen die Breisgauer sogar ein richtig starkes Spiel, brachte 96 Prozent seiner Bälle in der gegnerischen Hälfte an den Mann, hatte 102 Ballaktionen und gewann 72 Prozent seiner Zweikämpfe. Nicht unbedingt die Werte eines Verteidigers in einer Dreierkette, die heillos überfordert ist. Und trotzdem tut sich Hoffenheim extrem schwer damit, die Null zu halten.

Dass die Abgänge von Niklas Süle und Sebastian Rudy für die TSG-Defensive nur schwer zu kompensieren waren, ist kein Geheimnis. Die Tatsache aber, dass die TSG in dieser Saison im gleichen System mit zwei von drei Stammverteidigern im Schnitt 0,5 Tore pro Spiel mehr kassiert, lässt vermuten, dass es zu kurz gegriffen wäre, die Hoffenheimer Defensiv-Schwäche nur mit dem Verweis auf die Abgänge zu erklären.

Hoffenheim im Kampf um Europa: Das dünne Nervenkostüm

Hinzu kommt nämlich auch, dass die TSG ganz offensichtlich die Nerven verliert, wenn sie eigentlich obenauf ist. Die zwei Zähler, die Hoffenheim gegen Freiburg im Kampf um die Europapokalplätze liegen ließ, waren die Punkte 23 und 24, die die Kraichgauer nach einer Führung noch verspielten. Rechenspiele verbieten sich zwar eigentlich, weil der Fußball eben nicht im Konjunktiv stattfindet, aber mit nur einem Bruchteil dieser 24 verschenkten Punkte wäre die TSG sogar mittendrin im Kampf um die Champions League.

Stattdessen sind es nach dem 24. Spieltag und nur einem Sieg aus den letzten acht Spielen sechs Punkte Rückstand auf die Europa-League-Plätze und so langsam aber sicher macht sich in Hoffenheim ob der großen Erwartungshaltung der Unmut bei den Fans breit. Den bekamen die Kraichgauer nach dem dürftigen Auftritt gegen Freiburg auch deutlich zu spüren.

Die Pfiffe des Hoffenheimer Anhangs stießen Nagelsmann allerdings sauer auf: "Wir wären gerne besser, aber dennoch waren wir in dieser Saison noch nie schlechter als Neunter. Was machen dann die Fans der Mannschaften, die hinter uns stehen? Die vom Zehnten stürmen das Feld? Die vom Elften nehmen einen Spieler mit nach Hause? Und die vom Zwölften machen den Mannschaftsbus kaputt?"

Um doch noch eine Chance auf die Europa League zu haben, muss die Defensive der TSG ihre Nerven in den Griff bekommen. Denn obwohl die Offensive um Gnabry, Kramaric und Co. gegen Freiburg einen schwachen und ideenlosen Tag erwischte, lieferte sie ab. In nur zwei Partien der Saison blieb Hoffenheim ohne eigenen Treffer. Um daraus aber Kapital zu schlagen, war die Defensive bis dato einfach zu anfällig.

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