BVB nach biederem Sieg gegen den HSV: Die gute Nachricht heißt Reus

Nach 259 Tagen Verletzungspause feierte Marco Reus sein Comeback für den BVB.
© Getty

Borussia Dortmund bleibt unter Peter Stöger ungeschlagen. Beim 2:0 über den HSV feierte Marco Reus sein lang ersehntes Comeback. Das tat dem BVB zwar gut, die spielerische Krise hat allerdings weiterhin Bestand.

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Am Ende sagte Marco Reus noch einen Satz, ohne den es nicht gegangen wäre: "Wir wissen schon, dass wir noch viel Arbeit vor uns haben." Borussia Dortmund hatte zuvor mit 2:0 gegen den Hamburger SV gewonnen, Reus stand dabei nach 259 Tagen Verletzungspause endlich wieder auf dem Feld.

Wenig verwunderlich also, dass sich vieles an diesem Nachmittag auf das Comeback des Nationalspielers konzentrierte, der den BVB als Kapitän aufs Feld führte und 71 Minuten Spielzeit zugestanden bekam.

Die Bilanz von Reus nach seinem ersten Gehversuch im Jahr 2018: Er blieb ohne Torschuss, gab aber vier Torschussvorlagen. Vor der Pause hatte Reus alle seine 13 Pässe an den Mann gebracht, nach der Pause nur noch sechs von zwölf.

BVB gegen HSV ähnlich bieder wie gegen Köln

Viel wichtiger für den BVB als die blanken Zahlen ist jedoch neben der Nachricht, dass Reus wieder zur Verfügung steht und "sicherlich auch über 90 Minuten" (Peter Stöger) hätte spielen können, die Tatsache, wieder einen starken Kicker auf dem Feld zu wissen.

Einen solchen, und nun kommen wir zurück zu Reus' Zitat, braucht die Borussia nämlich ziemlich dringend. Die Vorstellung der Schwarzgelben gegen Hamburg war ähnlich bieder wie jene gegen Köln am vergangenen Wochenende. Selbstverständlichkeit, Spielkontrolle, gar Dominanz - all das ging dem BVB gegen die beiden Tabellenletzten vollkommen ab.

"Wir haben nicht unser bestes Spiel gezeigt", sagte Reus. In Dortmunds aktueller Phase sei es allerdings am wichtigsten, "dass wir ständig punkten und die drei Zähler holen", so der 28-Jährige. Ihn stimme zuversichtlich, "dass die Mannschaft wollte".

Die spielerische Krise des BVB hat Bestand

Drei korrekte Aussagen des Rückkehrers, wenngleich daraus für die Zukunft wenig bis gar nichts abzuleiten ist. Die spielerische Krise des BVB, das ist längst offensichtlich, hat nämlich weiterhin Bestand. "Wir haben dem Gegner Möglichkeiten gegeben, weil das Passspiel nicht schnell genug war und auch nicht genau genug. Wir haben uns schon wehren müssen", bilanzierte Coach Stöger.

Zwar stimmt es positiv, dass die Dortmunder die Punkte holen und unter dem Österreicher noch keine Niederlage hinnehmen mussten. Eine deutliche Verbesserung der Unzulänglichkeiten - geringes (Pass-)Tempo, (Pass-)Präzision, ineffiziente Laufwege in der Offensive - hat die Zeit mit Stöger jedoch noch nicht hervorgebracht.

Mitunter scheint ein klarer Plan zu fehlen, wie die Gegner bespielt werden wollen. Dortmunds Aufbau- und Angriffsspiel verfällt regelmäßig in dieselben Muster: Mal zu langsam und schwerfällig, dann teils zu schnell und überhastet. Mit den viel zitierten Kleinigkeiten hat Schwarzgelb aktuell Probleme, so dass der Rhythmus in den Partien nicht flüssig genug ist, um sich damit Sicherheit oder Kontrolle zu erspielen.

BVB stellt Torschuss-Tiefstwert ein

Lediglich drei Torschüsse vor der Pause bedeuteten gegen den HSV die Einstellung des eigenen Tiefstwerts in der laufenden Bundesligasaison. So war es dann beinahe schon provokant, dass der beschäftigungslose HSV-Keeper Christian Mathenia in der Pause auf dem Platz blieb und sich warm schießen ließ.

Das Publikum quittierte den wenig zielstrebigen Auftritt mit einigen Pfiffen. Die Stimmung im größten Stadion Deutschlands hat schon weitaus bessere Zeiten erlebt, eine gewisse Lethargie auf den Zuschauerrängen hat sich in Dortmund nicht erst in diesem Jahr eingeschlichen.

Hier kommt nun wieder Reus ins Spiel, denn er könnte derjenige sein, der diesen Trend ins Positive umkehrt. Das deutete er in Teilen auch bereits bei seinem ersten Auftritt im für ihn so wichtigen WM-Jahr an. Sobald Reus die Kugel bekam, erhöhten sich bei der Borussia Zielstrebigkeit, Geschwindigkeit und Passschärfe - wie bei seiner Vor-Vorlage unmittelbar vor dem Führungstor durch Michy Batshuayi.

Kleiner Schritt nach vorne - aber kein Befreiungsschlag

"Wir müssen uns als Team weiter stabilisieren und die kleinen Schritte erfolgreich absolvieren", schloss Reus. "Wir haben auch gute Sachen gesehen", sagte Stöger, ohne dabei konkret zu werden. "Es ist ein kleiner Schritt nach vorne." Aber eben kein echter, weil nicht überzeugender Befreiungschlag.

Stöger wird zusammen mit seinem Team zügig das nötige Feintuning hinbekommen müssen, wenn die Qualifikation zur Champions League gelingen soll. Die Partien gegen Bayern, Leipzig, Schalke, Gladbach und Hoffenheim hat der BVB allesamt noch in der Fremde zu bestreiten.

Und in der Europa League, die mit dem Heimspiel gegen Atalanta Bergamo ab der kommenden Woche den Auftakt in den Drei-Tages-Rhythmus bildet, will man ja auch noch die eine oder andere Runde überstehen.

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