Köln-Torhüter Timo Horn im Interview: "Ruthenbeck gibt extrem viel Herzblut"

Timo Horn stellte sich nach der Niederlage gegen den FC Bayern
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Trotz der 0:1-Niederlage beim FC Bayern hat Timo Horn der Mannschaft des 1. FC Köln ein Lob ausgesprochen. In der Mixed Zone der Allianz Arena erklärte der Torhüter des Bundesliga-Schlusslichts den anwesenden Journalisten, wie Trainer Stefan Ruthenbeck auf die Mannschaft einwirkt, warum der Effzeh auf der Leistung in München aufbauen kann und welchen Effekt die Verpflichtung von Armin Veh hat.

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Frage: Herr Horn, Sie verlassen das Stadion zwar erneut ohne Punkte, aber nach dem Spiel herrscht trotzdem ein anderes Gefühl vor als nach Freiburg, oder?

Horn: Das Spiel gegen Freiburg war schon extrem brutal. Die Köpfe waren auch am Tag danach noch weit unten. Dann zum schwersten Spiel der Saison nach München zu fahren, ist natürlich keine leichte Aufgabe. Wir haben alles versucht, was möglich war und haben meiner Meinung nach sogar mehr Chancen gehabt als letzte Saison. Wir hatten in der ersten Halbzeit schon zwei Möglichkeiten, bei denen wir eigentlich schon im Sechzehner waren. Und dann natürlich kurz vor Schluss die Szene, die Starke sehr gut rausholt. Letztlich hat uns wie so oft das Matchglück gefehlt. Aber dennoch: Hier nur ein Tor zu kassieren gegen eine Mannschaft von Bayern, die in Bestbesetzung aufgetreten ist, ist nicht selbstverständlich. Deswegen großes Lob an die Truppe.

Frage: Viele haben ja schon vom Schützenfest geredet und gefragt, ob es wohl zweistellig ausgeht. Haben Sie das im Vorfeld mitbekommen? Hat Sie das zusätzlich angestachelt?

Horn: Klar bekommen wir das mit, wir bekommen vieles mit in diesen Tagen. Aber der Trainer hat es vor dem Spiel klar angesprochen, dass wir das widerlegen wollen. Das haben wir uns zur Aufgabe gemacht. Es gibt uns auch ein Stückweit Genugtuung, dass wir nur ein Tor kassiert haben. Aber im Endeffekt muss man auch ein eigenes Tor schießen und das haben wir nicht geschafft. Deswegen haben wir verloren. Die Mannschaft hat sich teuer verkauft und man muss fairerweise sagen, dass die Bayern nicht über 90 Minuten alles aus sich herausgeholt haben. Nichtsdestotrotz muss man gegen so eine Mannschaft erstmal bestehen und das haben wir getan.

Frage: Wie haben Sie Lukas Klünter als Stürmer gesehen?

Horn: Rechts hinten fällt das nicht so auf, wie schnell er eigentlich ist. Deswegen hatte der Trainer die Idee, ihn vorne aufzustellen. Natürlich klingt das erstmal ungewöhnlich, aber er hat das gegen Freiburg schon sehr gut gemacht und sogar ein Tor erzielt. Heute hatte er zwei große Chancen und ist natürlich darüber hinaus extrem viel unterwegs gewesen. Er hat die Bayern teilweise ganz alleine beschäftigt. Er ist immer wieder angelaufen. Großes Lob an ihn. Das ist nicht leicht, wenn man immer wieder alleine anlaufen und Druck machen muss. Das hat er richtig gut gemacht.

Frage: Wie schafft man es nach einem Spiel wie am Sonntag, wieder aufzustehen und so eine Leistung wie heute zu zeigen?

Horn: Man muss schon sagen: Stefan Ruthenbeck gibt extrem viel Herzblut in die Mannschaft. Er hat wirklich richtig Bock auf die Aufgabe. Er versucht alles, redet viel mit den Spielern, macht viele Videosequenzen, teilweise auch Einzelsitzungen und versucht, noch einmal alles aus uns rauszuholen und kein Spiel abzuschenken. Und das hat man heute gesehen. In Freiburg war es in der ersten Halbzeit eine Superleistung, dann sind wir eingebrochen. Vielleicht auch, weil wir aufgrund unserer Verletzungen körperlich nicht in der Lage waren, bis zum Schluss mitzugehen. Aber heute haben wir bis zur letzten Minute alles reingeworfen. Leider hat es nicht ganz gereicht.

Frage: Wie haben Sie die ersten Tage von Armin Veh erlebt?

Horn: Wir sind froh, dass wir mit Armin Veh einen Mann gewonnen haben, der für die aktuelle Situation genau der Richtige ist, weil er in dieser Situation der Mannschaft den Druck ein bisschen nimmt. Ich glaube, dass wir heute befreiter gespielt haben, auch wenn es sehr schwierig war.

Frage: Spielt da auch eine Rolle, dass Veh gesagt hat, man müsse jetzt für die 2. Liga planen?

Veh: Ja, das ist eine glasklare Ansage für die Öffentlichkeit und auch für die Mannschaft, denn die Truppe bekommt das ja Woche für Woche mit. Davor war es immer ein bisschen unklar. Da hat er eine gute Ansprache an die Truppe gehabt. Es ist ja kein Geheimnis, dass man schon an Wunder glauben muss, wenn man nur drei Punkte nach 16 Spieltagen auf dem Konto hat und den Bock noch einmal umstoßen möchte. Wichtig ist, dass wir bis zum Saisonende kein Spiel abschenken und so wie heute alles reinhauen und auch wieder einen Neuaufbau starten. So bitter das ist. Aber ich bitte die Fans da um Unterstützung, dass sie hinter uns stehen und diesen Weg mit uns gehen. Ich glaube, heute hat man gesehen, dass die Truppe anders als beim letzten Abstieg in jedem Spiel alles reinhaut und noch einmal alles versucht, um diese Spiele umzudrehen und vielleicht noch einmal ein bisschen Druck von hinten aufzubauen. Das sollte man auch honorieren.

Frage: Wie groß ist der Wunsch, jetzt im letzten Heimspiel gegen den VfL Wolfsburg vielleicht doch noch den ersten Dreier zu schaffen?

Horn: Das ist natürlich ein extrem großer Wunsch, zumal es ein Heimspiel ist. Wir haben eigentlich gegen Freiburg in der ersten Halbzeit schon relativ befreit aufgespielt und drei Tore erzielt. Das wollen wir wieder versuchen. Klar ist aber auch, dass wir sehr gebeutelt von Verletzungen sind. Heute haben auch wieder Jungs gespielt, die das erste Mal in der Bundesliga zum Einsatz gekommen sind. Aber sie haben es richtig gut gemacht, keine Angst gezeigt und teilweise Spieler wie Boateng aussteigen lassen. Das war eine tolle Einzelaktion von Chris Führich. Mit Glück geht einer rein und dann nimmt man sogar einen Punkt mit. Aber ich glaube, auch ein 0:1 hat uns in dieser Form niemand zugetraut.

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