Eigenwerbung für einen fetten Vertrag

Robert Lewandowski und Arjen Robben harmonierten in Augsburg perfekt
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Bei Robert Lewandowski und Arjen Robben steht eine Verlängerung des jeweiligen Vertrags beim FC Bayern München kurz bevor. Während des 3:1-Auswärtssiegs beim FC Augsburg stellten beide ihren Wert für die Mannschaft unter Beweis und sammelten damit reichlich Argumente - der eine für eine saftige Gehaltserhöhung, der andere für eine höhere Laufzeit.

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Manchmal sind Szenen in einem Fußballspiel wie ein Spiegelbild der aktuellen Situation. Nur Kleinigkeiten entscheiden darüber, ob eine Aktion gelingt oder nicht. Und die anschließende Körpersprache sagt alles.

WWK Arena Augsburg, der FCA hat den FC Bayern zu Gast, 8. Minute: Douglas Costa steckt auf Robert Lewandowski durch. Der Angreifer hat viel Platz, den Ball anzunehmen und zu verarbeiten. Doch das Leder springt ihm zwei Meter vom Fuß, sodass Torhüter Marwin Hitz es problemlos wegschnappen kann. Sofort zuckt der Pole mit den Schultern, ratlos, was seit Wochen los ist.

Seit dem 17. September hat Lewandowski nicht mehr in einem Pflichtspiel für die Bayern getroffen. Es wirkt, als habe er die buchstäbliche Scheiße am Fuß. Das Runde will einfach nicht mehr in das Eckige, der Ball nicht mehr am Schuh kleben.

Nur elf Minuten später passt plötzlich alles. Arjen Robben tut, was Arjen Robben tut: Er zieht von der rechten Außenbahn nach innen. Statt abzuziehen, legt er ebenfalls auf Lewandowski ab. Diesmal passt die Ballmitnahme, die Nummer 9 umkurvt den Bewacher und schließt eiskalt mit links ab. Beim Jubel schiebt er die breite Brust nach vorne, als wollte er sagen: "Ich bin wieder da." Nach 480 torlosen Minuten trifft Lewandowski erstmals wieder in der Bundesliga.

Traumduo des Nachmittags

Eine Initialzündung für die Mannschaft der Bayern, die bis zu diesem Zeitpunkt in Augsburg kein Offensivfeuerwerk abbrannte. Aber auch eine Initialzündung für das Traumduo des Nachmittags: Robert Lewandowski und Arjen Robben.

Dabei schien das Verhältnis noch vor Wochenfrist in der Allianz Arena gegen Borussia Mönchengladbach geschädigt zu sein. Mehrfach winkte Lewandowski nach Aktionen von Robben ab, scheinbar den Egoismus des Mitspielers kritisierend. "Wir haben schon miteinander gesprochen", sagte Lewandowski auf Nachfrage in der Augsburger Mixed Zone: "Wenn wir zusammenspielen, kann jeder etwas bekommen, vor allem die Mannschaft. Was Arjen gespielt hat mit zwei Vorlagen und einem Tor, verdient großen Respekt. Ich freue mich sehr, dass wir in vielen Situationen gut zusammen gespielt haben."

Tatsächlich schien es zwischenzeitlich, als wollten Robben und Lewandowski an diesem Abend nur miteinander spielen. Alle drei Treffer waren Koproduktionen der beiden Protagonisten. Dazu lieferte Robben die Flanke zu einer Lewandowski-Kopfballchance (36.) und den Pass zu einer weiteren großen Möglichkeit des Polen (62.).

Auch die Statistiken zeigen, wie sehr das Duo dem Spiel seinen Stempel aufdrückte. Lewandowski gab sieben Torschüsse ab (so viel wie das Augsburger Team zusammen), Robben gab sechs Torschussvorlagen - jeweils mit Abstand Bestwert an diesem Tag.

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"Die beiden haben ein Date"

Unstimmigkeiten sollten spätestens am Abend nach dem Spiel endgültig ausgeräumt werden. "Die beiden haben noch ein Date", sagte Karl-Heinz Rummenigge im Bauch der Augsburger WWK Arena mit einem Augenzwinkern.

Arjen Robben nahm dabei seinen Teamkollegen in die Pflicht. "Das stimmt, ja. Das Restaurant ist reserviert, also gehen wir mal zusammen essen. Wenn er das dritte Tor auch gemacht hätte, wäre es auch mit Übernachtung gewesen", schmunzelte der Niederländer. Selbstverständlich müsse der Pole zahlen, schließlich habe er gleich zwei Tore aufgelegt bekommen.

Dass es sich bei dieser Ankündigung mehr um einen Spaß als um Ernst handelte, machte Lewandowskis Reaktion klar, der von nichts wusste. Es zeigte jedoch: Bei Bayern ist mit einer Offensivabteilung in Topform Friede, Freude, Eierkuchen.

Ballerlaune hilft unheimlich

Auch Mats Hummels war zufrieden: "Jeder in Ballerlaune hilft uns unheimlich. Natürlich freuen wir uns, dass Lewy wieder getroffen hat. Es ist wichtig für uns, dass er da vorne die Buden macht - und für ihn auch. Er arbeitet viel für uns und wenn er dann noch zusätzlich trifft, kommt sicherlich keine Beschwerde."

Dass die Stimmung in der Mixed Zone ausgelassener war als nach den letzten Spielen, fiel auf. Lewandowski formulierte auch, warum dem so war: "Ich freue mich, dass wir nicht nur 45 Minuten gut gespielt, sondern 90 Minuten. Das war ein klasse Spiel von uns."

Wieder ein bisschen der Schlendrian

Ganz wegwischen kann man die Tatsache, dass Augsburg in der zweiten Hälfte erneut Räume zum Kontern bekam, nicht. Da der FCA diese jedoch nicht effizient ausnutzte und sich kaum große Möglichkeiten herausspielte, fiel das nicht so stark ins Gewicht wie zuletzt gegen Köln, Eindhoven oder phasenweise auch am Mittwoch gegen Augsburg.

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Doch Hummels ordnete realistisch ein: "Nach dem 3:0 ist wieder ein bisschen der Schlendrian hineingekommen. Da sollten wir die Seriosität behalten und nicht in einigen Situationen unkonzentriert agieren."

Unter dem Strich gab es jedoch einen entscheidenden Unterschied zur Partie am Mittwoch. Genauer gesagt zwei Unterschiede: Arjen Robben und Robert Lewandowski. Einmal mehr zeigten die beiden, dass sie das Offensivspiel der Bayern in Topform auf ein anderes Niveau heben. Besonders über Robben lief jede gefährliche Aktion der Münchner, ein Douglas Costa fiel auf der linken Außenbahn im Vergleich deutlich ab.

Logisch, dass die Bayern auf dieses Duo auch weiter bauen möchten. Seit Wochen werden Vertragsverlängerungen der beiden Leistungsträger kolportiert. Die Ausgangssituationen sind dabei unterschiedlich. Robbens Vertrag läuft zum Saisonende aus, bei Lewandowski geht es um eine Verlängerung bis 2021 - und eine gewaltige Gehaltsaufbesserung.

Vertrag hin oder her

Nach dem Eindruck der Partie gegen Augsburg kann die Vereinsführung des FC Bayern eigentlich nur zu dem Schluss kommen, dass die Ausdehnungen der Kontrakte unumgänglich sind. Davon blenden lassen wollte sich Rummenigge aber nicht: "Wir bewerten keinen Spieler nach einem Spiel. Wir wissen schon, was wir an jedem Spieler haben. Das ist ein großartiger Kader und wir wollen auch in den nächsten Jahren noch einen großartigen Kader haben. Dementsprechend braucht man sich bei uns keine Sorgen machen."

Die beiden Spieler äußerten sich ebenfalls nebulös: "Ich bin offen und ehrlich, aber ich beschäftige mich damit nicht damit gar nicht so viel. Ich bin einfach hier und konzentriere mich auf Fußball. Vertrag hin oder her, ich bin hier bei Bayern München. Ich weiß auch, dass mein Vertrag ausläuft, aber das eine ist, fit zu bleiben, dann kommt der Rythmus von alleine. Der dritte Schritt ist dann vielleicht mein Vertrag", sagte Robben zur Thematik.

Laufzeit als Problem?

Woran es bei den Vertragsverhandlungen haken könnte? Eventuell an der Laufzeit. Die Bayern verfolgen eigentlich die Politik, einem Spieler im Alter von Robben (32) nur noch einen Einjahresvertrag vorzulegen. Zumal Robbens Verletzungsanfälligkeit in den letzten Jahren wieder aufgebrochen ist. Der Niederländer will angeblich zwei Jahre. Bereits am Mittwoch hatte Thomas Müller gesagt: "In der aktuellen Form können wir ihn auf jeden Fall gebrauchen." Eine Vorstellung wie die in Augsburg würde auch einen Zweijahresvertrag rechtfertigen.

Bei Lewandowski klang das Ausweichen gar noch konkreter. "Heute kann ich nichts bekannt geben. Aber möglicherweise schon bald", sagte der Pole mit einem Grinsen.

Nach seinem 32. Mehrfachpack in der Bundesliga hat Lewandowski ohnehin alle Argumente auf seiner Seite. Die Jahreshauptversammlung am 25. November wird als Termin der Verkündung immer wahrscheinlicher.

Manchmal sind Szenen in der Mixed Zone eben auch ein Spiegelbild der aktuellen Situation. Noch knapp zwei Stunden früher hatte Lewandowski ratlos mit den Schultern gezuckt, jetzt ging er mit einem schelmischen Grinsen durch eine Tür mit einem FCA-Zeichen. Wohlwissend, dass er heute ein Empfehlungsschreiben für einen fetten neuen Vertrag abgegeben hat. Wenn es das überhaupt noch gebraucht hat...

Augsburg - Bayern: Die Statistik zum Spiel