"Glaube nicht, dass die Meisterschaft durch ist"

Mats Hummels war mit der Leistung vor allem in der ersten Halbzeit nicht zufrieden
© Getty

Mats Hummels sieht in der 0:1-Niederlage des FC Bayern München bei der TSG 1899 Hoffenheim einen Warnschuss vor der entscheidenden Saisonphase. In der Mixed Zone sprach der Bayern-Verteidiger über die Probleme in der ersten Halbzeit und die Offenheit im Titelrennen. Außerdem begründete er, warum die Rotation nicht als Ausrede herhalten darf.

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Frage: Herr Hummels, Sie haben die nach dem 0:1 im Hinspiel gegen Borussia Dortmund die zweite Saisonniederlage kassiert. Wie fällt Ihr Fazit aus?

Mats Hummels: Es waren zwei verschiedene Halbzeiten heute. In der ersten Halbzeit waren wir schwach unterwegs. Wir haben die Hoffenheimer, die ja sowieso schon stark sind, noch stärker gemacht mit unseren Ballverlusten, vor allem in den ersten zehn Minuten. Wir waren viel zu passiv gegen den Ball. Deswegen war Hoffenheim auch verdient in Führung. Da kann es auch 2:0 stehen.

Frage: In der zweiten Halbzeit war es ein komplett anderes Bild.

Hummels: Genau, weil wir richtig Druck gemacht und uns einen Haufen Chancen erspielt haben. In dieser Phase haben wir es einfach verpasst, das 1:1 zu machen. Wir hatten genügend Möglichkeiten. Teilweise haben wir sie selbst vergeben, teilweise waren sie sehr gut gehalten oder wurden von einem Verteidiger geklärt. Am Ende glaube ich, dass wir den Ausgleich noch verdient gehabt hätten.

Frage: Wodurch haben Sie sich Ihrer Meinung nach in der ersten Halbzeit das Leben so schwer gemacht?

Hummels: Vor allem durch die Ballverluste. Die ersten drei Großchancen sind alle aus eigenen Ballverlusten entstanden, bei denen wir dann komplett offen stehen. Wir haben das Spielfeld groß gemacht und dann viel zu einfach den Ball hergegeben.

Frage: Wie kann so etwas passieren? Ging es beim 6:0 gegen den FC Augsburg vielleicht zu einfach?

Hummels: Nein. Keine Ahnung, das passiert einfach. Wir waren nicht auf allen elf Positionen direkt da und haben einen kleinen Weckruf gebraucht.

Frage: Was bedeutet dieses Ergebnis vor der heißen Saisonphase mit den Spielen gegen Dortmund und Real?

Hummels: Für uns war das noch einmal ein wichtiges Zeichen, dass wir mit dieser leicht passiven Haltung nicht halb so gut sind, wie wenn wir richtig aktiv sind. Das Verhalten ohne Ball überträgt sich immer auch auf das Verhalten mit Ball. Wenn man ohne Ball zu passiv ist, wird man auch in Ballbesitz nachlässig und fahrig. Das war in der ersten Halbzeit der Fall. In der zweiten Halbzeit hat man gesehen, was passiert, wenn wir ein bisschen Leben reinbringen. Dann können wir eine der aktuell stärksten deutschen Mannschaften in ihrem Stadion nicht nur in ihre Hälfte, sondern ins letzte Abwehrdrittel drücken.

Frage: War dieses Ergebnis ein Signal an die Konkurrenz, dass die Bayern doch schlagbar sind?

Hummels: Jede Mannschaft ist immer schlagbar. Deswegen glaube ich nicht, dass wenn wir heute noch Unentschieden gespielt oder sogar noch gewonnen hätten, irgendeine Mannschaft vorher aufgegeben hätte, bevor sie gegen uns spielt.

Frage: Welchen Wert hat nun der bevorstehende deutsche Clasico gegen Borussia Dortmund, auch vor dem Hintergrund der nach wie vor nicht allzu brisanten Tabellensituation?

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Hummels: Einen großen Wert. Für mich sowieso, aber ich glaube auch für die anderen. Wir schauen nun einmal, was Leipzig macht. Für uns geht es darum, dass wir den Vorsprung halten, den wir nach dem Leipziger Spiel haben werden. Wir wollen mit einem guten Gefühl aus dieser schwierigen Woche rausgehen. Wenn wir so viel investieren, wollen wir die Woche nicht ohne Punkte beenden. Deswegen werden wir alles auf den Platz bringen, was wir haben.

Frage: Schauen Sie denn noch gespannt nach Leipzig oder ist die Meisterschaft durch?

Hummels: Ich glaube nicht, dass die Meisterschaft durch ist. Sobald sich rechnerisch nichts mehr ändern kann, ist es durch. Bis dahin ist im Fußball alles möglich. Daher müssen wir am Samstag unsere Hausaufgaben machen, sonst kann der Vorsprung im schlimmsten Fall auf sieben Punkte schrumpfen. Dann ist niemand mehr der Meinung, dass es durch sein könnte. Und wir sowieso nicht.

Frage: Wird am Samstag die erste Elf des Real-Spiels eine Generalprobe bekommen? Heute wurde auf einigen Positionen rotiert.

Hummels: Naja, man kann sagen, es wurde rotiert. Andererseits wurden Spieler wie Martinez, Alaba, Alonso oder Robben ins Team rotiert. Deswegen kann man die Niederlage nicht auf die Rotation schieben. Generell gerät mir die Aufmerksamkeit auf das Spiel am Samstag ein bisschen zu klein. Wir wollen am Samstag gewinnen und dann schauen wir, was danach kommt.

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Frage: Sie haben nach einer guten Serie erstmals wieder verloren. Ist der Flow vor den saisonentscheidenden Spielen dadurch verloren?

Hummels: Ansonsten wäre er vielleicht nächsten Mittwoch weg gewesen, wer weiß...

Frage: Ist es also der Dämpfer zur rechten Zeit?

Hummels: Ja, meiner Meinung nach ist das wirklich der Fall, weil wir gesehen haben, was passiert, wenn wir zu passiv und zögerlich bleiben. Dann sind wir lange nicht so stark.

Frage: Wie wichtig ist es für die Spiele gegen Dortmund und Real, dass Manuel Neuer wieder ins Team kommt?

Hummels: Erst einmal kümmern wir uns nur um Dortmund. Wir freuen uns natürlich, wenn Manu wieder fit ist. Ulle hat uns heute in den ersten Minuten aber auch absolut im Spiel gehalten, als er zwei, drei Mal im Eins gegen Eins richtig gut gehalten hat. Ich weiß leider auch nicht, wie weit Manu ist. Das habe ich in den letzten Tagen nicht mitbekommen. Mal schauen, ob er in dieser Woche im Training aufschlägt.

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