Historisch! Starke TSG schlägt die Bayern

Andrej Kramaric erzielte mit einem Fernschuss das 1:0 für die TSG Hoffenheim
© Getty

Der FC Bayern München hat auf dem Weg zum fünften Meistertitel in Folge einen Rückschlag erlitten. Der Titelverteidiger verlor am 27. Spieltag auswärts bei der TSG 1899 Hoffenheim mit 0:1 (0:1).

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Vor 30.150 Zuschauern in der ausverkauften Rhein-Neckar-Arena erzielte Andrej Kramaric in der 21. Minute die 1:0-Führung für die Hausherren. Der Angreifer erzielte das elfte TSG-Tor von außerhalb des Strafraums - Liga-Höchstwert. Dabei fielen alle Fernschuss-Treffer aus dem Spiel heraus.

Für die Bayern war es das erste Bundesliga-Gegentor nach exakt neun Stunden.

Für die TSG war es der erste Bundesligasieg im 18. Versuch gegen den FC Bayern München in der Vereinsgeschichte. Mit nun 51 Punkten bleibt das Team von Julian Nagelsmann auf Rang drei vor Borussia Dortmund.

Mit 51 Punkten nach 27 Spielen spielt die TSG ihre beste Spielzeit und überbietet damit die Ausbeute aus der Debütsaison 2008/09.

Bayern kassierte die vierte Pflichtspielniederlage unter Carlo Ancelottis Leitung. In der Rückrunde verloren die Münchner erstmals nach zuletzt 20 Pflichtspielen in Serie ohne Niederlage.

Die Reaktionen:

Julian Nagelsmann (Trainer 1899 Hoffenheim): "Wir haben eine sehr, sehr gute erste Halbzeit gespielt. Unser Plan ist gut aufgegangen. Wir hätten vielleicht sogar höher führen müssen. In der zweiten Hälfte war es der erwartete Verlauf. Der Druck wurde sehr groß. Trotzdem war es am Ende kein unverdienter Sieg."

Carlo Ancelotti (Trainer Bayern München): In der ersten Hälfte hat uns Hoffenheim ein bisschen überrascht. Wir waren nicht so kompakt. In der zweiten Halbzeit wurde es deutlich besser, aber manchmal muss man im Fußball dafür bezahlen, was man nicht so gut gemacht hat. Wir haben für die erste Halbzeit bezahlt."

Der Spielfilm:

Vor dem Anpfiff: Nagelsmann vertraut der gleichen Startelf, die am vergangenen Freitag 3:1 gegen Hertha BSC gewann.

Ancelotti nimmt nach dem 6:0-Sieg gegen den FC Augsburg am Wochenende gleich sieben Änderungen in der Startformation vor. Lediglich Ulreich, Hummels, Coman und Lewandowski bleiben in der Mannschaft.

2.: Riesige Chance für die Hausherren! Demirbay kreuzt vor dem Sechzehner und steckt für Kramaric durch. Der geht den richtigen Laufweg und kommt im Sechzehner zum Abschluss. In letzter Sekunde grätscht Rafinha dazwischen und klärt zur Ecke.

8.: Durch aggressives Anlaufen zwingt Demirbay Sanches zu einem verheerenden Fehlpass. An der Sechzehnerlinie kommt Kramaric an den Ball und zieht direkt ab - knapp unten links vorbei.

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9.: Das muss endgültig die Führung sein! Amiri läuft nach einem öffnenden Pass frei von rechts in den Sechzehner. Ulreich bleibt lange stehen und schafft es so, den Schuss über den Kasten zu lenken.

21., 1:0, Kramaric: Hummels köpft eine Demirbay-Flanke von links zentral vor den Sechzehner. Dort steht Kramaric, nimmt den Ball herunter und zieht mit rechts ab - links im Tor schlägt es ein, da sieht Ulreich alles andere als gut aus, den sollte er haben.

40.: Mit schnellem One-Touch-Football kombiniert sich Hoffenheim links im Mittelfeld spielend leicht durch die Münchner Hintermannschaft. Am linken Sechzehnereck steckt Kramaric auf Demirbay durch, der aus vollem Lauf abzieht. Doch wieder lenkt Ulreich mit einem starken Reflex über die Latte.

45.: Sanches leitet einen Konter mit einem Steilpass auf Coman ein. Der überläuft Süle links am Strafraum im Vollsprint und geht zur Grundlinie. Seine Hereingabe lenkt Lewandowski an die Latte, den Abpraller klärt Baumann stark.

55.: Robben zieht von rechts nach innen und bedient Lewandowski an der Strafraumgrenze. Der Pole lässt Demirbay ins Leere laufen und zieht mit rechts ab. Baumann lenkt das Leder mit einer Weltklasse-Parade um den linken Außenpfosten.

67.: Nach Zubers Pass aus dem linken Halbfeld an den Fünfer kommt Kramaric frei zum Abschluss, drischt den Ball jedoch über die Querlatte.

73.: An der Strafraumgrenze spielt Ribery einen Doppelpass mit Lewandowski und zieht dann per Direktabnahme mit links ab. Der Ball wird zur Ecke abgefälscht. Diese schlägt Robben von links auf Hummels, dessen Kopstoß Rudy auf der Linie wegköpft. Allerdings hätte der Ball das Tor wohl knapp verfehlt.

90.+3: Im Strafraumgewühl kommt Lewandowski an den Ball und zieht aus der Drehung ab, doch das Ding rollt links unten am Tor vorbei.

Fazit: Aufgrund der bärenstarken ersten Hälfte und des hohen Aufwands hat sich die TSG den ersten Sieg gegen die Bayern verdient.

Der Star des Spiels: Andrej Kramaric. Von Beginn an der auffälligste Offensivspieler der TSG. Gab die meisten Torschüsse ab, legte die längste Laufstrecke aller Hoffenheimer zurück, spielte die meisten Pässe in der gegnerischen Hälfte und gewann 59 Prozent seiner Zweikämpfe. Krönte seine Leistung mit dem Siegtor. Einziger Wermutstropfen: Er verpasste bei mehreren guten Gelegenheiten, früher die Entscheidung herbeizuführen.

Der Flop des Spiels: Renato Sanches. Bekam seine Chance und nutzte sie nicht. Warf sich zwar in 20 Zweikämpfe (50 Prozent gewonnen) und leitete kurz vor dem Pausenpfiff einen Konter stark ein, leistete sich allerdings auch 16 Ballverluste und verlor mehrere entscheidende Duelle. Spielte einen schlimmen Fehlpass vor Kramaric' Chance (8.) und ging beim Gegentor nicht entschlossen genug ins Tackling. In der zweiten Hälfte etwas verbessert, aber ineffizient und teilweise blauäugig.

Der Schiedsrichter: Sascha Stegemann. Hatte lange Zeit wenig zu tun. Als die Partie in der zweiten Hälfte hektischer wurde, behielt er größtenteils seine Souveränität. Sein Assistent lag einmal daneben, als Wagner hauchzart nicht im Abseits stand und zurückgepfiffen wurde. Korrekt, bei Baumanns Zusammenstoß mit Coman (60.) nicht auf Strafstoß zu entscheiden. Konsequent, als er Lewandowski nach dessen Attacke abseits des Balls gegen Vogt die Gelbe Karte zeigte (64.), auch Süles Tackling gegen Lewandowski (70.) war im Rahmen und nicht elfmeterwürdig. Ein schwer zu erkennendes Foul an Vidal im Strafraum übersah der 32-Jährige jedoch kurz vor Schluss. Insgesamt dennoch eine solide Leistung.

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Das fiel auf:

  • Die Hausherren zeigten von Beginn an, dass sie den Worten ihres Trainers Julian Nagelsmann, gegen die Bayern aufzutreten, Taten folgen lassen wollten. Durch aggressives Pressing zwangen sie die Münchner im Spielaufbau zu Fehlern und kamen durch schnelles Umschaltspiel schnell zu einigen guten Gelegenheiten.
  • Im 3-5-2-System (das sich gegen den Ball in ein 5-3-2 verwandelte) hatte Hoffenheim besonders im zentralen Mittelfeld in der Anfangsphase durch das gute Stellungsspiel von Rudy, Amiri und Demirbay deutliche Vorteile.
  • Die Bayern kamen in der ersten Hälfte überhaupt nicht in die Partie. Weil die TSG die Passwege nach vorne konsequent zulief (in den ersten 45 Minuten fünf Kilometer höherer Laufaufwand!), hingen die Offensiven in der Luft. Coman auf links kam kaum zur Geltung, auf der Gegenseite hatte auch Robben Probleme damit, dass Hübner und Zuber ihn stets doppelten.
  • Das Fehlen von Thiago machte sich bei der Ancelotti-Elf spielerisch bemerkbar. Im 4-3-3 schafften es Vidal, Alonso und Sanches nicht, das Spiel zu entwickeln.
  • Nach dem Seitenwechsel kamen die Gäste immer besser in die Partie und erhöhten den Druck, hatten in den ersten 20 Minuten 67 Prozent Ballbesitz, gewannen 58 Prozent der Zweikämpfe und gaben 3:1 Torschüsse ab. Nagelsmann reagierte alsbald auf die größer werdende Überlegenheit des Gegners und wechselte defensiv (Schwegler für Demirbay).

Hoffenheim - Bayern: Die Statistik zum Spiel