Gnabry schießt desolate Bremer zum Dreier

Serge Gnabrys Doppelpack reichte den Bremern zum Sieg
© Getty

Werder Bremen hat zum Auftakt des 22. Spieltags einen mehr als schmeichelhaften Sieg eingefahren. Beim VfL Wolfsburg siegten die Norddeutschen dank eines Doppelpacks von Serge Gnabry mit 2:1 (2:1).

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Vor 30.000 Zuschauern in der Volkswagen Arena sorgte Serge Gnabry mit seinem ersten Bundesliga-Doppelpack (10./18.) für den Traumstart der Gäste aus Bremen. Im 20. Bundesligaspiel erzielte der Angreifer jetzt zehn Tore - neun davon auswärts - und gab eine Vorlage.

Die Bremer Freude hielt allerdings nur 102 Sekunden, ehe Borja Mayoral die klar überlegenen Wolfsburger wieder in die Partie brachte (19.). Trotz drückender Überlegenheit und zweier Aluminiumtreffer schafften es die Gastgeber nicht, ein weiteres Tor nachzulegen.

Claudio Pizarro feierte in der 82. Minute sein Comeback nach Verletzung.

Werder Bremen springt dank des Auswärtsdreiers auf Rang 15 und zieht nach Punkten mit den Wölfen (14. Platz) gleich.

Die Reaktionen:

Valerien Ismael (Trainer VfL Wolfsburg): "Diese Niederlage tut extrem weh. Meine Mannschaft hat ein gutes Spiel gemacht, aber sich dafür nicht mit Punkten belohnt. Ich denke aber, dass sich irgendwann das Rad auch wieder dreht. Die Jungs haben ein komplett anderes Gesicht gezeigt als bei der Niederlage in Dortmund."

Alexander Nouri (Trainer Werder Bremen): "Wir haben leidenschaftlich gefightet gegen einen sehr, sehr starken Gegner. Wir hatten das Quäntchen Glück, das uns vorher nicht hold war. Wir wissen, dass es noch ein weiter Weg sein wird. Man muss anerkennen, dass wir sehr viel Glück gehabt haben."

Serge Gnabry: "Mit jedem Sieg werden wir stabiler. Das schweißt uns alle zusammen und gibt uns Kraft für die nächsten Spiele."

Der Spielfilm:

Vor dem Anpfiff: Die 0:3-Abreibung in Dortmund hat fünf Änderungen bei den Wölfen zur Folge. Coach Valerien Ismael beordert Knoche, Träsch, Blaszczykowski, Didavi und Mayoral in die Startelf. Seguin (nicht im Kader), Bruma, Vieirinha, Gerhardt und Gomez (alle auf der Bank) machen dafür Platz.

Bei Werder nach dem 2:0 in Mainz nur zwei Wechsel - die müssen aber sein: mit Fritz (Gelbsperre) und Delaney (Gehirnerschütterung) fällt die angestammte Doppelsechs aus, Alexander Nouri beordert Veljkovic und Eggestein ins Zentrum.

10., 0:1, Gnabry: Die Bremer mit ihrem ersten Angriff der Partie - und zack, 1:0! Gustavo kann eine scharfe Hereingabe von links nur in den Rückraum klären. Gnabry bekommt den Ball, geht mit einem Kontakt lässig an Arnold vorbei und schließt ab. Rodriguez wirft sich noch in den Abschluss aus zwölf Metern und fälscht unhaltbar für Benaglio ab...

18., 0:2, Gnabry: Großartiges Tor! Junuzovic mit einem strammen Freistoß von rechts, der von Sane noch verlängert wird. Gnabry nimmt das Ding am linken Fünfereck sensationell mit der Brust an und hämmert das Leder unters Dach - 10. Saisontor!

19., 1:2, Mayoral: Quasi im Gegenzug der Anschluss: Nach einer Wölfe-Ecke von rechts kommt Didavi sechs Meter vor dem Tor zum Kopfball und visiert den zweiten Pfosten an. Mayoral passt auf, läuft rechtzeitig ein und drückt die Kugel mit der Brust über die Linie. 102 Sekunden hat Bremens Zwei-Tore-Führung gehalten.

36.: Didavi steht rechts zum Freistoß bereit. Der Ex-Stuttgarter zirkelt die Kugel aus 20 Metern schön über die Mauer, der Ball landet aber nur am Außenpfosten ...

40.: Das! Gibt! Es! Nicht! Malli schickt auf links Horn ganz stark an die Grundlinie. Der Verteidiger legt perfekt zurück auf Mayoral, der aus acht Metern und vollem Lauf abschließt - Innenpfosten!

45.: Wahnsinn, was der VfL hier verballert: Nach einem Freistoß ist im Werder-Strafraum die große Konfusion angesagt. Der Ball flippert zu Rodriguez, der frei aus sechs Metern an Wiedwald scheitert. Auch den Rebound können die Wölfe in Person von Horn nicht verwerten.

47.: Wo kam der denn her? Gustavo nach einem Ballgewinn aus dem Stand mit einem ganz krummen Schuss. Wiedwald rettet gegen den Kracher aus 25 Metern!

77.: MALLI! Aus 14 Metern drischt der Neuzugang eine Kopfballablage des eingewechselten Gomez über den Kasten. Da war mehr drin!

Fazit: Bitterer Abend für den VfL. Bremen schießt dreimal aufs Tor und macht zwei Dinger, Wolfsburg zeigt sein vielleicht bestes Saisonspiel und geht unfassbarerweise als Verlierer vom Platz.

Der Star des Spiels: Serge Gnabry. Machte die beiden Tore der Bremer, vor allem das zweite mit feiner Technik. Womit schon alles Positive, was Werder an diesem Abend zustande brachte, erwähnt wäre.

Der Flop des Spiels: Jakub Blaszczykowski. Machte an sich ein ordentliches Spiel auf seiner rechten Seite und war offensiv extrem bemüht. Der große Makel: Griff vor der Flanke beim 0:1 nicht zwingend genug ein und war Gnabry beim 0:2 zugeteilt - verlor den Bremer beim Freistoß aber aus den Augen. Machte so bei beiden Gegentoren eine unglückliche Figur.

Der Schiedsrichter: Wolfgang Stark. Gute Kommunikation und auch in den Zweikämpfen meistens auf der Höhe. Hätte einzig bei Bauers Einsteigen gegen Knoche (56.) über einen Elfmeter für den VfL nachdenken können. Richtig dagegen, Moisanders elfmeterwürdiges Foul an Mayoral nicht zu ahnden, da der Wolfsburger zuvor im Abseits stand (39.).

Das fiel auf:

  • Verkehrte Welt in Wolfsburg: Gnabry brachte Werder dank eines abgefälschten Schusses und eines Geistesblitzes zwar schon nach 18 Minuten mit 2:0 in Führung - das war aber mehr als nur schmeichelhaft. Abgesehen von den beiden Treffern brachten die Bremer offensiv so gut wie nichts auf die Reihe, waren in der Abwehr viel zu passiv und offenbarten eklatante Schwächen im Spielaufbau.
  • Vor allem die rechte Seite der Bremer hechelte fast nur hinterher, auch die junge Doppelsechs Veljkovic/Eggestein war mit den Angriffen der Hausherren meist überfordert. Im 3-4-3 der Bremen stimmte defensiv der Abstand zwischen den Mannschaftsteilen nicht.
  • Statistisches Indiz der Überlegenheit der Wölfe: Alleine in Halbzeit eins feuerte der VfL 18 Torschüsse ab - das ist in der laufenden Saison Bundesliga-Höchstwert. In der 62. Minute knackte der VfL mit 22 Torschüssen den Saisonhöchstwert in einer Partie (am Ende: 27).
  • Im Bemühen um größere Kompaktheit zogen sich die Bremer mit Wiederanpfiff noch mehr zurück und stellten defensiv eine Fünferkette. Und das war bitter nötig, da der VfL nahtlos weitermachte, wo er in Halbzeit eins aufgehört hatte und Bremens Tor unter Dauerbeschuss nahm.
  • Fußballerischer Offenbarungseid: Schon nach einer Stunde bolzten die Bremer die Bälle meist nur noch weg vom eigenen Tor, Interesse am Fußballspielen war bis auf wenige Konter ganz zum Ende nicht mehr vorhanden. Wiedwald holte sich für Zeitspiel schon in der 68. Minute (!) Gelb ab.

Wolfsburg - Bremen: Die Statistik zum Spiel