Ohne Spielidee bringt der "Scheiß" nichts

Schalke brachte nach der Pause keinen Torschuss zustande
© Getty

Nur eine Woche nach dem 1:0-Sieg gegen Ingolstadt herrscht bei Schalke 04 durch das 0:1 gegen Eintracht Frankfurt wieder der Frust. Selbst der Gegner bescheinigt Markus Weinzierls Elf deutliche Mängel - die nicht wegzudiskutieren sind.

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Pfiffe im eigenen Stadion tun bekanntlich weh. Auf Schalke sowieso. Denn da peitscht den Verantwortlichen der verstimmte Schall dann meist besonders heftig ins Gesicht.

Als Abstrafung für die nicht im Ansatz zufriedenstellende Schalker Leistung hätte dieser lautstark kundgetane Unmut fürs Erste womöglich ausgereicht. Doch ausgerechnet Niko Kovac setzte noch einen drauf. Der Frankfurter Coach sprach am Sky-Mikrofon recht unbeeindruckt noch mal klipp und klar aus, wie ungut das von Schalke Gezeigte schlichtweg war.

Es ist mittlerweile unüblich, dass sich ein Gegner über die Mängel der unterlegenen Mannschaft auslässt. Kovac tat es mitleidlos - weil er wusste, dass er mit seinen Worten einfach Recht hatte: "Schalke hat für ein Heimspiel nicht genug gemacht. Das war zu wenig, um Punkte mitzunehmen."

Schwächste Saison seit 18 Jahren

Mit lediglich 21 Punkten nach 18 Saisonspielen spielt Schalke die schwächste Saison seit 18 Jahren: 1998/99 hatten die Knappen nach 18 Partien ebenfalls nur 21 Zähler gesammelt und landeten am Saisonende auf Rang 10. Eine Platzierung, die ob der aktuellen Tendenz auch in diesem Jahr realistisch wirkt. Zu mehr scheint es derzeit nicht zu reichen.

Das mühevolle 1:0 vor einer Woche gegen Ingolstadt war Schalkes einziger Sieg in den letzten sechs Bundesliga-Spielen, zudem gab es ein Unentschieden und vier Niederlagen. Die Heimpleite gegen die Eintracht stellt aber vorerst mal wieder den Tiefpunkt der letzten Wochen da.

Das empfand auch Trainer Markus Weinzierl so: "Es war heute kein gutes Spiel von uns. In der zweiten Hälfte haben wir alles probiert, aber nicht die Anzahl an Chancen kreiert, wie wir es wollten." Keine, um genau zu sein.

Kein (!) Torschuss nach der Pause

Die Knappen schafften es nach der Pause trotz Rückstand nicht, Eintracht-Ersatzeeper Lindner ein einziges Mal zu prüfen. Im ganzen Spiel brachten die Gastgeber nur ganze zwei Schüsse aufs Tor.

"Es tut weh, in die entsetzten Gesichter zu schauen", sagte Leon Goretzka nach dem Spiel. Das Pfeifkonzert der Fans war nicht spurlos an ihm vorübergegangen, jedoch wollte er es nicht einfach hinnehmen: "Wenn wir eins gemacht haben heute, dann haben wir gekämpft. Den Vorwurf lassen wir uns nicht gefallen."

115,26 Kilometer legte die Schalker Mannschaft zurück. Sicherlich nicht wenig, aber letztlich auch nur knapp 350 Meter mehr als die Gäste. Zudem bringt der Einsatz offensichtlich nur wenig, wenn man ihn nicht zielführend zu verwenden weiß. Die Partie war geradezu ein Musterbeispiel dafür.

"Natürlich spielen wir einen Scheiß"

"Wir tun uns offensichtlich schwer. Wir haben trotzdem viel probiert, sind gelaufen. Wir hatten mehr Möglichkeiten als der Gegner, aber keine glasklaren", analysierte S04-Kapitän Benedikt Höwedes, der das Spiel dann noch einmal im Kopf durchging und wohl realisierte, dass er nur eine einzige glasklare Schalker Chance gesehen hatte - die von Guido Burgstaller in der ersten Hälfte, als er Lindner zu seiner einzigen wirklichen Parade zwang.

"Es ist bitter, zuhause so ausgepfiffen zu werden. Natürlich spielen wir einen Scheiß, das weiß ich auch. Wir sind vollkommen hinter den Erwartungen zurück. Da dürfen wir auch keine Alibis oder Ausreden suchen", fand er dann doch sehr heftige Worte für die Leistung des Kollektivs.

Ohne Spielidee bringt auch Burgstaller nichts

In der Tat fehlt es Schalke an einer Spielidee. Das Besetzen der offensiven Räume funktionierte in den letzten Spielen genauso wenig wie die Laufwege derjenigen, die letztlich für Torgefahr sorgen sollen. Choupo-Moting, Schöpf und diesmal Burgstaller: Die Qualität ist vorhanden, sie bringt aber nichts, wenn es keine stimmige Philosophie gibt.

Schalke tut sich mit der verkappten Fünferkette schwer, das Überladen der Flügel, wie es offensichtlich von Weinzierl gefordert wird, ist bislang nur wenig effektiv. Die Spieler greifen nicht auf simple Laufwege zurück, sondern verzetteln sich oder bieten sich erst gar nicht an. Das führt zur teils grauenvollen Spieleröffnung - wohin mit dem Ball? In der Rückwärtsbewegung tun sich beim schnellen Umschalten des Gegners dafür Räume auf, die zu einem phasenweise vogelwilden Gesamtbild führen.

"Das Spiel war extrem wichtig", sagte Goretzka, der wie seine Mitspieler gehofft hatte, mit einem Sieg über die Eintracht näher an Europa heranzurücken. Das ernüchternde Fazit: "Der Abstand zu Frankfurt ist jetzt noch größer geworden."

Schalke steht nach 18 Bundesliga-Spielen mit nur 21 Toren da. Das gab es in diesem Jahrtausend noch nie. Diese Zahl sagt momentan alles.

Schalke - Eintracht Frankfurt: Daten zum Spiel