Keinen Schritt weiter

Thomas Tuchel und der BVB treten in der Liga auf der Stelle
© Getty

Der 18. Spieltag lief wie gemalt für Borussia Dortmund. Doch statt eines Sieges und Platz drei verspielte der BVB beim 1:1 gegen den 1. FSV Mainz leichtfertig zwei Punkte. Nicht nur außerhalb des Platzes knarzt es bei den Schwarzgelben im Gebälk.

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Der Mainzer Trainer Martin Schmidt bemühte am Sonntagabend nach dem 1:1 seines FSV gegen Borussia Dortmund einen Satz, den Thomas Tuchel vor rund sechs Wochen in ähnlicher Form auch benutzte.

"Gegen Dortmund kriegt man immer Chancen", sagte Schmidt nach Schlusspfiff und glücklich über einen Zähler, nach dem es lange Zeit nicht aussah. Tuchel äußerte selbiges über Real Madrid vor dem Rückspiel in der Champions League.

Tuchel hatte anschließend eher Recht als sein Nachfolger bei den Nullfünfern. Denn die trafen gegen den BVB mit dem ersten Torschuss, der auf den Kasten von Rückkehrer Roman Bürki kam. Doch allein Schmidts Aussage belegt, wie die Borussia derzeit wahrgenommen wird.

Schmelzer: "Wir haben andere Probleme"

Es knarzt bei den Westfalen zünftig im Gebälk. Erst Recht, wenn man die permanenten (Personal-)Diskussionen rund um Trainer Thomas Tuchel hinzuzieht, die abseits des Spielfelds Ruhe und Konzentration stören. An vielem - nicht an allem - ist der BVB selbst schuld.

In erster Linie trifft das aber auf die Darbietungen auf dem Rasen zu. "Wir haben andere Probleme", sagte Kapitän Marcel Schmelzer angesprochen auf die Debatten um den Coach. "Die sind hier auf dem Platz."

Die Hoffnung auf eine Winter-Vorbereitung ohne Nebengeräusche, Verletzungen und mit viel gemeinschaftlichem Training zerschlug sich Anfang des Monats schnell. Bereits der zittrige 2:1-Auswärtssieg in Bremen zeigte trotz des dreifachen Punktgewinns: Dortmund ist im Vergleich zur Hinrunde keinen Schritt weiter.

BVB erneut mit biederem Auftritt

Dass es nur wenig Sinn ergibt, auf den erlösenden Moment zu hoffen und zu warten, ab dem alles deutlich besser wird, gestand sich Tuchel schon im Trainingslager in Marbella ein.

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Nach dem gerade aufgrund der Dramaturgie des Spiels dürftigen Auftritt im Weserstadion stellte Dortmunds Trainer dann sogar die Möglichkeit in Aussicht, dass die allgegenwärtigen Stabilitätsprobleme bis zum Saisonende möglicherweise gar nicht vollständig abgestellt werden können.

Auch damit könnte er Recht behalten. In Mainz präsentierte sich der BVB erneut bieder. Von Dominanz, Spielkontrolle und offensiver Konsequenz - Schlagworte von Tuchels Fußball - war nichts zu sehen.

Führungstore ohne Effekt

"Mich ärgert, dass wir die Linie verloren haben. Wir haben uns nur noch aufs Verteidigen beschränkt und waren zu wenig aktiv", resümierte Tuchel. Dabei hat Dortmund im Grunde seit dem starken Saisonstart keine Linie mehr in sein Spiel bekommen. Seit im Herbst die Verletzungsmisere ausbrach, hechelt man diesem Anspruch hinterher.

Das Spiel der Borussia wirkt deshalb zuweilen verkrampft, Zug zum Tor und Gier in der Balleroberung blitzen nur in wenigen Momenten auf. Vollgasfußball, unter Jürgen Klopp noch anders konnotiert als unter Tuchel, bekommt man in dieser Saison höchstens in der Königsklasse zu sehen.

Wie schon in Bremen starteten die Schwarzgelben auch beim FSV mit viel Tempo und Wucht im Angriff. Die jeweils frühen Führungstore brachten aber nicht den Effekt, den man sich in der Winterpause im Hinblick auf zuvor sieben Pflichtspiele ohne eigene Führung versprach.

Diffuse Passivität beim BVB

Immerhin: Beide Partien 2017 gingen nicht verloren, in den letzten 17 Pflichtspielen gab es nur eine Niederlage. Doch Dortmund spielt dabei keinen überzeugenden Fußball und scheint von einer diffusen Passivität befallen.

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Im Spielaufbau fehlen immer wieder die Anbindungen zwischen den Mannschaftsteilen, ein stringentes Passspiel mit Tempo und Offensivdrang ist so kaum möglich. Auch Umschaltsituationen bringt der BVB nur unzureichend zu Ende.

All dies stimmt durchaus bedenklich. Besonders wenn man bedenkt, dass Tuchel in Mainz beinahe seinen gesamten Kader beisammen hatte und von den jungen Neueinkäufen einzig der 23-jährige Raphael Guerreiro in der Startelf stand.

"Das ist mehr als enttäuschend"

Die restliche Elf rekrutierte sich aus etablierten Akteuren, die aktuell schlichtweg unter ihren Möglichkeiten bleiben. Noch kein Auswärtsspiel in dieser Bundesligasaison konnte der BVB zu Null bestreiten.

"Das ist mehr als enttäuschend. Wir dachten, dass wir einen Schritt weiter sind", meinte Schmelzer. Tuchel dagegen sah ein verbessertes Abwehrverhalten seiner Mannschaft: "Ich finde, dass wir sehr aufmerksam und mit einer guten Mentalität verteidigt haben. In Bremen haben wir deutlich mehr Chancen zugelassen."

Auch das stimmt, zu Jubelstürmen sollte die Defensivleistung gegen den FSV aber nicht verleiten. Nicht zum ersten Mal misslang es dem Team, eine Partie, die in die richtige Richtung lief, souverän zu verwalten.

Tuchel spricht von schwierigem Weg

Nach dem Mainzer Ausgleich war der absolute Wille, sich in den letzten Minuten gegen den zweifachen Punktverlust aufzulehnen, kaum auszumachen.

"Uns fehlen die dreckigen Siege", sagte Andre Schürrle eine Woche nach dem dreckigen Sieg in Bremen. Tuchel ergänzte: "Wir haben das Gefühl, dass wir ein paar Punkte zu wenig haben. Es wird ein weiter und schwerer Weg."

Damit wird er aller Voraussicht nach ebenfalls Recht behalten. Vielleicht gilt dies sogar für ihn und seine weitere Zukunft bei Borussia Dortmund.

Mainz - Dortmund: Daten zum Spiel

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