"FIFA-Kalender ist mittlerweile katastrophal"

Karl-Heinz Rummenigge stören die Länderspielpausen
© getty

Karl-Heinz Rummenigge ärgert sich darüber, dass die Nationalspieler des FC Bayern München nach dem 1:1 gegen die TSG 1899 Hoffenheim wieder auf Länderspielreisen gehen. In der Mixed Zone sprach der Vorstandsvorsitzende über den FIFA-Kalender, die Krise von Thomas Müller und Mitleid für Uwe Seeler.

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Frage: Herr Rummenigge, 1:1 gegen die TSG 1899 Hoffenheim. Thomas Müller hat es gerade passend auf den Punkt gebracht und gesagt, ihm klebe derzeit die Scheiße am Stiefel. Wie sehen Sie es?

Karl-Heinz Rummenigge: Erst mal finde ich, dass es ein großartiges Spiel war. Es war ein echtes Spitzenspiel. Wenn Platz eins gegen Platz drei spielt, ist es ja nicht zwangsläufig immer so, dass man auch von einem Spitzenspiel sprechen kann, aber heute war das ohne Frage so. Hoffenheim hat das in der ersten Hälfte sehr gut gemacht und seine Vorteile gehabt. In der zweiten Halbzeit waren wir dann am Drücker. Am Ende des Tages hatten wir vielleicht ein bisschen Pech mit den beiden Pfostenschüssen, aber es ist nicht leistungsungerecht.

Frage: Das Ergebnis ist nicht ungerecht, aber hat Ihnen bei Ihrer Mannschaft die Körperspannung gefehlt?

Rummenigge: Nein, wir haben es in der zweiten Halbzeit gut gemacht und hatten einfach Pech. Man darf auch nicht vergessen, dass wir am Dienstag ein schwieriges Champions-League-Spiel hatten. Das war für Hoffenheim vielleicht vorteilhaft, dass sie sich das Spiel auf dem Sofa verfolgen konnten. Aber sie stehen nicht zufällig auf Platz drei. Das hat man heute klar gesehen.

Frage: Glauben Sie, dass Hoffenheim bis zum Ende oben mitmischen kann?

Rummenigge: Sie haben eine gute Mannschaft und einen sehr guten Trainer, dessen Handschrift man heute gesehen hat. Entsprechend traue ich ihnen zu, dass sie sich in dieser Saison im oberen Tabellendrittel etablieren.

Frage: Was haben Sie als ehemaliger Weltklassestürmer gesagt, als Thomas Müller in der Nachspielzeit seine große Chance vergeben hat. Auch im zehnten Spiel wartet er noch auf ein Tor und er trifft einfach nicht.

Rummenigge: Es fällt schon auf, dass seit dem verschossenen Elfmeter gegen Atletico Madrid der Wurm drin ist und er einfach Pech hat. Das kann man nicht ändern. Ich hatte auch einmal zehn Spiele als Europas Fußballer des Jahres ohne Treffer. Da muss man einfach arbeiten, arbeiten, arbeiten und irgendwann schießt man dann wieder drei. Das wird demnächst passieren.

Frage: Jerome Boateng fährt nicht zur Nationalmannschaft...

Rummenigge: ...ja, das stimmt. Jerome hat Knie- und Adduktorenprobleme und unsere medizinische Abteilung hat entschieden, dass es unter diesen Voraussetzungen keinen Sinn macht, zur Nationalmannschaft zu fahren. Er wird also leider an den Spielen gegen San Marino und Italien nicht teilnehmen.

Frage: Aber es ist eher eine Vorsichtsmaßnahme?

Rummenigge: Es ist nichts Schwerwiegendes, aber es wäre auf jeden Fall fahrlässig, wenn er dort hingehen würde.

Frage: Wie stehen Sie dazu, dass durch die Länderspielpause die vielen englischen Wochen einmal unterbrochen sind und die Spieler nun bei ihren Nationalmannschaften neue Einflüsse bekommen?

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Rummenigge: Die Länderspieldaten sehe ich ganz ehrlich langsam kritisch. Da hast Du gerade einmal einen Rhythmus in der Bundesliga, dann gibt es schon wieder Unterbrechungen. Die FIFA muss einmal ordentlich aufräumen. Ich finde den Kalender nämlich mittlerweile katastrophal, weil er eine permanente Unterbrechung des Klubfußballs mit sich bringt. Es geht nicht um weniger Spiele. Das weiß ich, so naiv bin ich auch nicht. Aber dennoch wäre mein Wunsch, dass dieser Kalender einmal aufgeräumt wird.

Frage: Uwe Seeler feiert heute seinen 80. Geburtstag und musste eine 2:5-Klatsche des Hamburger SV gegen Borussia Dortmund mit ansehen. Wie sehen Sie die Situation? Tut Ihnen das nicht weh?

Rummenigge: Wahrscheinlich hätte er sich gewünscht, dass seine Mannschaft gewinnt, aber das Leben ist eben leider kein Wunschkonzert. Er wird es am meisten bedauert haben, dass sie heute fünf Stück bekommen haben. Ich muss offen und ehrlich sagen, dass es mir für ihn leidtut.

Frage: Was sagen Sie zur verheerenden Situation beim HSV? Sie haben erst zwei Punkte, den Trainer gewechselt, jetzt läuft die Sportdirektoren-Suche nur schleppend.

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Rummenigge: Es ist nicht meine Aufgabe, über den HSV jetzt hier den Stab zu brechen. Wir sind hier bei Bayern München, darum kümmern wir uns. Alles andere ist die Angelegenheit des HSV.

Frage: Sie sind Mailand-Spezialist. Pierre-Emerick Aubameyang war am Montag zum Feiern in Mailand, heute hat er vier Tore erzielt. Was ist an Mailand so besonders und müssen die Bayern jetzt auch dorthin?

Rummenigge: Mailand ist ein schönes Pflaster, das kann ich bestätigen. (lacht) Das habe ich drei Jahre selbst erlebt. Spaß beiseite, der Trainer des BVB scheint alles richtig gemacht zu haben: Sie haben am Mittwoch gewonnen, sie haben heute gewonnen, er hat vier Tore gemacht und alles ist gut.

Bayern - Hoffenheim: Die Statistik zum Spiel

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