Und schon wieder dieses Signal

Von Für SPOX in der Allianz Arena: Fatih Demireli
Die Bayern sind der Konkurrenz vorerst enteilt
© getty

Der FC Bayern enteilt spätestens nach dem 5:1 gegen Borussia Dortmund der Liga. Während die Münchener die Glückwünsche noch nicht annehmen, werden sie von der Konkurrenz bereits lautstark gefeiert. Die Gangart wirft Fragen auf, aber die Bayern lassen sich davon nicht beirren.

Anzeige
Cookie-Einstellungen

Natürlich mussten die Fragen kommen. Und natürlich sagte keiner: "Ja!" Und die Fragesteller hatten auch gar nicht erwartet, dass ein Abgesandter des FC Bayern München an diesem Abend ungefähr Folgendes sagen würde: "Ja, sieben Punkte sind eine Menge Holz. Uns wird keiner mehr einholen!"

Nein, natürlich nicht. Schon gar nicht diese demütigen Bayern. Aber zumindest irgendetwas in diese Richtung hätte es schon sein können. Wenn auch nur ein kleines Wort.

Aber denkste! Stattdessen sagte Sportvorstand Matthias Sammer: "Ich möchte daran erinnern, dass wir erst den 8. Spieltag haben und wir einen Marathonlauf bestreiten. Da gibt es wunderbare Videos auf YouTube, bei denen Läufer schon vor der Ziellinie gejubelt haben und dann noch stürzten."

Pep lobt Dortmund

Wobei: Der FC Bayern hatte in den letzten Jahren so viel Vorsprung, dass man selbst bei einem Sturz viel Zeit gehabt hätte, um sich aufzuraffen, noch einmal nach hinten zu gucken und dann entspannt über die Ziellinie zu schlendern. Und sieben Punkte nach acht Spieltagen sprechen erneut eine deutliche Sprache, auch wenn Pep Guardiola nach dem 5:1 (2:1) gegen Borussia Dortmund sagte, dass "der BVB bisher nicht so spielt, dass sie sieben Punkte Rückstand haben müssten."

Aber das Spiel alleine reicht nicht, um dem auch gerecht zu werden: Während Dortmund bei 1899 Hoffenheim und gegen den SV Darmstadt 98 patzte, gewann der FC Bayern bisher alle Spiele und stellte den Rekord des besten Starts mit 24 Punkten und einer Tordifferenz von 24 Toren ein.

Völler und Watzke gratulieren

Nachdem vor der Saison Bayer Leverkusens Sportchef Rudi Völler dem FC Bayern zum Titel gratulierte, tat es ihm wenige Stunden vor dem Duell zwischen Bayern und Dortmund in der Allianz Arena nun Hans-Joachim Watzke nach. Es wäre klar, wer nach 34 Spieltagen oben stehe und das sei der FC Bayern. Als wollten die Spieler die Vorhersage ihres Chefs nicht gefährden, leisteten sie beim 1:5 in München im zweiten Durchgang vergleichsweise wenig Gegenwehr.

Watzkes Meinung in allen Ehren, aber dennoch darf darüber diskutiert werden, warum ausgerechnet der größte Konkurrent, den viele für fähig erachten, den Bayern weh zu tun, das ausspricht, was die Bayern so vehement von sich weisen: das exklusive Anrecht auf Platz eins und den Titel. Warum ergibt man sich schon in dieser Phase der Saison, wenn man doch in der Vergangenheit bewiesen hat, dass es auch anders geht?

Einschüchternde Wirkung

Die Dominanz der Bayern hat aber offenbar einschüchternde Wirkung. Thomas Müller nennt es ein "Signal", was seine Münchener in dieser Phase der Saison aussenden. Ein Signal, das oft gehört wurde. Und die Bayern sorgen dafür, dass das Signal immer noch in aller Deutlichkeit zu hören sein wird. Es klingt fast wie eine Drohung, wenn Matthias Sammer nach dem 5:1 sagt: "Wir haben vor der Saison gesagt, dass es erkennbar sein muss, dass man gegen Bayern München keine Chance hat. Wir auf dem Weg, aber noch nicht richtig gut."

Die Frage ist, wie weit die Kluft zwischen den Bayern und der Liga noch aufgehen mag, wenn die Bayern dann auch diesen Weg erfolgreich beschritten haben. Die Gala gegen Dortmund war ein Riesenschritt in diese Richtung.

Gleichzeitig war es der nächste Sieg gegen eines der Topteams der Liga. In der Vorsaison belegte der FC Bayern den letzten Platz der Tabelle der ersten Sechs. In dieser Spielzeit hat man mit Wolfsburg (5:1), Bayer Leverkusen (3:0) und eben Borussia Dortmund (5:1) gleich drei Topteams besiegt. Es war ein Strohhalm, nach dem zum Beispiel Wolfsburg Dieter Hecking gegriffen hatte, aber auch er klang hinterher ein wenig wie Völler oder Watzke. Auch dieses Thema wäre damit also geklärt.

Müller und die Sache mit der Langeweile

Bleibt noch die Frage, wie die Bayern mit den Kapitulationserklärungen der Konkurrenten umgehen. Verfrühte Glückwünsche sind Pep Guardiola zumindest zuwider: "Sorry, aber im Oktober ist noch keiner Meister geworden. Niemand!" Im März aber durchaus. Angesichts der aktuellen Ergebnisse ist alles andere als eine erneut vorzeitige Meisterschaft kaum vorstellbar.

Aber auch da winken die Bayern ab: "Sorry", sagte Pep nochmal. "Keine Geschenke", erkannte Thomas Müller. Karl-Heinz Rummenigge, der am letzten Tag des Oktoberfestes noch in seiner Tracht vor die Presse trat, skizzierte völlig nüchtern einen Ist-Zustand, der von allen Beteiligten weiterhin die höchste Anspannung einfordert.

Dass die Bundesliga durch die Dominanz des FC Bayern langweilig wird, interessiert die Münchener wenig bis gar nicht. "Kein Mensch gratuliert uns, wenn wir verlieren und die Liga spannend bleibt. Kein Mensch sagt mir dann: ‚Hey, super Spieler'", erklärte Thomas Müller.

Der Hunger sei da, den vierten Titel in Folge anzugreifen und damit für ein weiteres Novum, den nächsten Rekord zu sorgen. Dass kein Weg am FC Bayern vorbeiführt, wollte er dann aber auch nicht sagen. Das verbietet die Demut.

Alles zum FC Bayern