Die Zukunft hat begonnen

Douglas Costa und Kingsley Coman zählten zu den besten Spielern in Mainz
© Getty

Douglas Costa und Kingsley Coman gehörten beim 3:0-Sieg des FC Bayern bei Mainz 05 zu den auffälligsten Spielern. Die neue Flügelzange ist schon weiter, als man es sich beim Rekordmeister erhofft hatte - und ermöglicht es dem FCB, einen neuen Plan in Sachen Robben und Ribery aufzustellen.

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Es gibt wohl nicht mehr viele Leute, die den 11. März dieses Jahres mit Franck Ribery in Verbindung bringen. Beim 7:0 der Bayern gegen Schachtjor Donezk erzielte der Franzose das dritte Tor, nach der Halbzeit humpelte er verletzt vom Platz - genauso wie zuvor schon Arjen Robben.

Während Robben anderthalb Wochen später wieder aktiv mitwirkte und anschließend wieder fester Bestandteil des Teams wurde, ist Ribery mit seiner ominösen Knochenhautentzündung komplett von der Bildfläche verschwunden. "Noch dieses Jahr", versuchte Karl-Heinz Rummenigge unlängst vorsichtig einen Rückkehr-Zeitpunkt zu terminieren. Ob es so kommt? Zweifelhaft.

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Nicht wenige Kritiker dichteten den Bayern ohne ihre Star-Flügelzange erhebliche Probleme an. Dem Offensivspiel fehle ohne das Duo der Zug zum Tor, die Durchschlagskraft, ja sogar gänzlich die Kreativität. Dass diese Sorgen im Moment - und womöglich auch langfristig - ins Leere laufen, hat vor allem mit zwei Namen zu tun: Douglas Costa und Kingsley Coman.

Maßgeblicher Anteil am Sieg in Mainz

Auch gegen Mainz zählten die beiden Neuzugänge zu den aktivsten und auffälligsten Spielern auf dem Platz - mit entscheidendem Anteil am letztlich klaren Münchner Sieg, der aufgrund sehr strukturierter Mainzer zunächst zäh anlief. Schon in der ersten Halbzeit war es Coman zu verdanken, dass die Gäste in Person von Thomas Müller die Riesenchance zum 1:0 hatten: Mit Tempo zog Bayerns Rechtsaußen in den Strafraum - De Blasis konnte ihn nur mit einem Foul stoppen. Müller verschoss.

Und Coman ruhte sich auf dem ersten Lob seiner Kollegen nicht aus - im Gegenteil: Kurz nach der Pause suchte der Franzose auf rechts wieder das Eins-gegen-eins, setzte sich erneut gegen De Blasis durch und brachte einen perfekten Ball ins Zentrum. Lewandowski traf.

Dass sich beim finalen 3:0 der Bayern die beiden Spieler belohnten, die zuvor für den meisten Offensiv-Schwung der Bayern verantwortlich zeichneten, ging bei Lewandowskis Rekordjagd fast unter: Douglas Costa überrannte auf der linken Seite Brosinski und presste die Kugel flach durch den Fünf-Meter-Raum. Es war Coman, der traf.

Die Flügel sind Trumpf

"Mainz ist eine sehr physische und dynamische Mannschaft. Heute bin ich sehr, sehr zufrieden, weil ich weiß, wie schwer es ist, in Mainz zu gewinnen", sagte Pep Guardiola nach dem Spiel glaubhaft erleichtert. Vor allem sein geliebtes Ballbesitzspiel machte ihm am Samstag wenig Spaß: Mainz verdichtete im Zentrum so gut, dass Thiago, Alonso und Müller weitestgehend auf ihr vertikales Spiel in die Spitze verzichten mussten.

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Gerade deshalb war es wichtig, auf den Außen klassische Flügelspieler zu haben, die die direkten Duelle suchen und technisch so veranlagt sind, dass sie sich im hohen Tempo durchsetzen, auch gegen robuste Gegenspieler. So, wie es Ribery und Robben stets taten. So, wie es Costa schon seit Wochen tut. So, wie es Coman vor allem in Rheinhessen tat.

"In der zweiten Halbzeit hat man gemerkt, dass die Kräfte der Mainzer nachlassen. Da hatten wir mehr Räume und wir haben die Qualität, das auszunutzen", analysierte Philipp Lahm sachlich - mit einem Lob für das Team, aber auch einem deutlichen Wink in Richtung der Neuzugänge. Für sie hatten die Mainzer keinen Masterplan.

Der entscheidende Kick ist zurück

Vor allem die Art und Weise, wie Costa und vor allem der erst 19-jährige Coman ihre - wegen der Personalsituation fast schon notgedrungen - tragenden Rollen in Guardiolas Spiel eingenommen haben, ist beeindruckend. Costa hat neben einem Tor schon fünf Treffer vorbereitet, auch Comans Statistik (2/1) liest sich bei zwei Startelf-Einsätzen stark.

Beide wurden im Sommer primär als Backups geholt, schließlich wurde die Qualität des Bayern-Kaders trotz der Ungewissheit um Ribery und Robben zu keinem Zeitpunkt infrage gestellt. Denn mit Müller, Götze oder auch Bernat hat Guardiola Spieler, die die Außenpositionen schon oft bekleidet haben.

Doch dem Kader fehlte ohne Ribery und Robben der entscheidende Kick über die Flügel. Götze und Müller suchen selten das risikoreiche Dribbling, sondern versuchen sich vielmehr durch Kombinationen in Szene zu spielen. Das funktioniert vor allem dann gut, wenn die Räume da sind beziehungsweise die Gegenspieler nicht nah genug am Mann verteidigen.

Steht der Gegner jedoch tief und gut strukturiert, machen Einzelaktionen oftmals den Unterschied. Costa und Coman bringen diese vermehrt ins Bayern-Spiel zurück.

Die Zukunft hat begonnen

Die Ausfälle von Robben und Ribery wiegen aktuell nur marginal. Der bisherige Saisonverlauf erlaubt es den Verantwortlichen, dem Duo so viel Zeit wie möglich zur Regeneration zu geben. Vor allem jetzt, wo nicht nur Costa, sondern auch Coman seine Sache gut macht. Den Kollegen Kurt, Green oder Gaudino, die im vergleichbaren Alter ähnliche Ambitionen haben, ist er schon deutlich voraus.

Ob die Bayern in ihm bereits einen geeigneten Nachfolger für Ribery und Robben im Kader haben, hofft man bis zum Sommer 2017 festzustellen. Dann endet das Leihgeschäft mit Juventus Turin, bis dahin müssen Sammer und Co. entscheiden, ob sie die Kaufklausel über 20 Millionen Euro ziehen.

Natürlich darf nach den ersten Eindrücken kein voreiliger Hype entstehen, klar ist aber auch: Wenn Coman seinem bisherigen Weg treu bleibt, fällt die Entscheidung von ganz allein. Costa dagegen hat den Backup-Status ohnehin schon schnell abgelegt. Bayerns Zukunft auf den Außenbahnen hat offenbar schon begonnen.

Mainz - Bayern: Daten zum Spiel

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