BVB-Sieg gegen Anfield-Frust

Adrian Ramos (l.) erzielte gegen den HSV seineSaisontore sieben und acht für den BVB
© Getty

Borussia Dortmund hat das Drama von Liverpool gut verdaut. Am 30. Spieltag der Bundesliga besiegte der BVB den Hamburger SV mit 3:0 (2:0).

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Vor 81.359 Zuschauern im ausverkauften Signal Iduna Park brachte Christian Pulisic den BVB mit seinem ersten Bundesligator in Führung (38.). Adrian Ramos erhöhte noch vor der Pause auf 2:0 (44.) und stellte auch den Endstand her (85.).

In der 52. Minute flog HSV-Keeper Rene Adler nach einem Foul an Shinji Kagawa mit glatt Rot vom Platz. Die Hamburger verloren zudem Michael Lasogga, Nicolai Müller und Albin Ekdal durch Verletzungen und mussten die letzten 13 Minuten zu neunt absolvieren.

Während der BVB den 7-Punkte-Abstand zum FC Bayern München halten konnte, rutscht der HSV durch die 14. Saisonpleite tief rein in den Abstiegsstrudel. Kommenden Freitag empfangen die Hamburger Werder Bremen zum Nord-Derby.

Die Reaktionen:

Thomas Tuchel (Trainer Borussia Dortmund): "Wir hatten einige Veränderungen und haben uns erst ein bisschen schwer getan. Es war heute sehr giftig verteidigt, es hat sich etwas zäh angefühlt. Wir sind sehr zufrieden mit dem 3:0. Wir freuen uns jetzt auf das DFB-Pokal-Halbfinale, die Aufgabe ist klar: Wir wollen ins Finale."

Bruno Labbadia (Trainer Hamburger SV): "Wir hätten in Führung gehen müssen, dann hätten wir eine Chance gehabt, hier zu gewinnen. Es war heute schon viel mit den Verletzungen, aber wir haben jetzt ein sehr intensives Spiel vor der Brust. Das wird ein heißes Spiel, auch für die Nerven, aber das werden wir annehmen."

Der Spielfilm:

Vor dem Anpfiff: Der BVB tauscht im Vergleich zum 3:4 in Liverpool auf acht Positionen. Nur Hummels, Castro und Kagawa bleiben. Bürki, Passlack, Bender, Ginter, Pulisic, Sahin, Gündogan und Ramos kommen in die Mannschaft.

Der HSV startet mit drei Veränderungen nach dem 1:2 gegen Darmstadt. Ostrzolek spielt Linksverteidiger, Sakai rückt nach rechts. Kacar auf der Doppelsechs und Lasogga im Sturm. Dafür bleiben Diekmaier, Gregoritsch und Schipplock draußen.

14.: Müller fasst sich ein Herz und zieht aus gut 22 Metern halblinker Position ab. Der Ball rauscht knapp links am Pfosten vorbei.

17.: Lasogga lupft den Ball aus der Drehung aus dem rechten Halbfeld genau in den Lauf von Ilicevic. Der macht sich lang, köpft den Ball aber quer in der Luft liegend knapp links am Tor vorbei.

37.: Der für den verletzten eingewechselte Schipplock profitiert von einem schlimmen Ballverlust von Bender und steht links im 16er blank vor Bürki. Er kann selbst abschließen oder in die Mitte zu Müller legen. Aber er zögert zu lange und spielt dann einen schwachen Pass, den Hummels locker per Grätsche am Fünfer stoppt.

38., 1:0, Pulisic: Nach einer kurz gespielten Ecke geht Kagawa links ein Stück, spielt dann quer in die Mitte zu Hummels, der per Hacke auf Pulisic ablegt. Den verliert Schipplock aus den Augen und so zieht der Amerikaner aus 14 Metern halblinker Position ab. Der Ball schlägt trocken unten links im Eck ein. Erstes Bundesligator für Pulisic.

44., 2:0 Ramos: Sahin spielt steil in den Lauf von Ramos, der die gesamte linke Seite für sich hat. Sprint in den Strafraum, Haken gegen den hüftsteifen Cleber und hübscher Schlenzer ins lange Eck aus 13 Metern.

52., Rote Karte für Adler: Ramos steckt durch für Kagawa, der die Kugel 20 Meter vor dem HSV-Tor annimmt und den herauseilenden Adler umkurven will. Der stürzt sich in Kagawas Laufweg und bringt in zu Fall. Schiri Fritz zieht nach einigen Diskussionen die Rote Karte.

84.: Aubameyang zieht Cleber auf links davon und lupft die Kugel mit dem rechten Außenrist butterweich in die Mitte zu Ramos, der den Ball aus sieben Metern knapp drüber köpft.

86., 3:0, Ramos: Kagawa spielt in die Mitte, Leitner legt per Hacke zurück auf Kagawa, der aus 20 Metern abzieht. Der Ball wird noch abgefälscht, sodass Drobny nur nach vorne prallen lässt. Dann staubt Ramos aus fünf Metern ab. Die Entscheidung! Achtes Saisontor.

Fazit: Der BVB benötigt 35 Minuten Anlaufzeit, schlägt dann aber noch in Hälfte eins zweimal zu. Hamburg vergeigte eine Großchance unmittelbar vor Dortmunds 1:0 kläglich und hatte spätestens nach Adlers Roter Karte nichts mehr zu melden.

Der Star des Spiels: Adrian Ramos. Bekam in der ersten halben Stunde kaum Bälle im Sturmzentrum und ließ sich infolgedessen tiefer fallen. Erzielte mit seinem ersten Torschuss ein Sahnetor und legte kurz vor Spielende ein zweites nach. Ramos gab insgesamt fünf Torschüsse ab und gewann für einen Stürmer starke 57 Prozent seiner Zweikämpfe.

Der Flop des Spiels: Rene Adler. War chancenlos bei beiden Gegentoren, beendete aber mit seinem plumpen Foul an Kagawa jegliche Hamburger Hoffnung einer Aufholjagd. Zudem wird Adler dem HSV im Abstiegskampf mindestens eins, vielleicht auch zwei Spiele fehlen.

Der Schiedsrichter: Marco Fritz. Hatte kurz nach der Pause zwei knifflige Szenen zu beurteilen. Bei Ostrzoleks Einsatz im Duell mit Passlack (46.) hätte man auf Elfmeter entscheiden können, Fritz war sich aber nicht sicher und gab "nur" Eckball. Adlers Foul gegen Kagawa war keine reine Notbremse, da noch drei Hamburger in Ballnähe waren und Kagawa keine eindeutige Torchance geklaut wurde. Fifty-Fifty-Nummer - Fritz entschied sich für die Rote Karte.

Das fiel auf:

  • Dortmund eröffnete in einer 4-1-4-1-Grundordnung, löste die Viererkette aber immer wieder auf. Vor allem Ginter auf rechts rückte im Aufbau weit nach vorne. Der BVB versuchte, mehrere Linien im Angriffsspiel zu besetzen. Sahin holte die Bälle aus der Abwehr ab, Gündogan spielte zentral weiter vorne und Kagawa pendelte zwischen Zehner- und einer zweiten Stürmerposition neben Ramos.
  • Dem BVB fehlte es allerdings an Tempo in den Offensivaktionen, das gefürchtete Umschaltspiel fand in der ersten halben Stunde gar nicht statt. Das lag aber auch an einem kompakt stehenden HSV, der sich gut gestaffelt in die eigene Hälfte zurückzog und Dortmund relativ spät attackierte.
  • Der HSV spielte 37 Minuten anständig und hätte in Führung gehen müssen. Doch Schipplocks Unentschlossenheit frei vor Bürki sowie sein naives Zweikampfverhalten keine 60 Sekunden später gegen Pulisic brachten die Hamburger auf die Verliererstraße.
  • Ein Dortmunder Feuerwerk war nach dem Drama von Anfield nicht zu erwarten. Die B-Elf des BVB spielte aber ökonomisch, nutzte die Hamburger Fehler gnadenlos aus und war sehr effizient. Viermal flog der Ball aufs Hamburger Tor, dreimal war er drin.

Dortmund - Hamburg: Die Statistik zum Spiel