Jens Keller hatte Recht

Die Schalker Mannschaft verlor in Ingolstadt nach dem Rückstand per Elfmeter völlig den Faden
© Getty

Der FC Schalke 04 präsentiert sich nach gutem Beginn in Ingolstadt völlig indisponiert und bekommt dafür die Quittung. Das 0:3 ist mehr als nur eine mahnende Watschn, Spieler und Beteiligte bestätigen vielmehr einen heftigen K.o.-Schlag. Jens Keller ahnte das schon vor Monaten.

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Dass man dem Erzrivalen endgültig die Champions-League-Teilnahme für die kommende Saison gesichert hat, war am Samstag das geringste Übel auf Schalke. Der BVB musste für sein Glück nicht einmal aktiv mitwirken, schon vor Anpfiff des Topspiels gegen Werder Bremen (3:2) hatten die Knappen ihr Geschenk in den schwarz-gelben Teil des Ruhrgebiets geschickt.

Grund, sich für irgendetwas zu rühmen, gab es aufseiten von S04 daher nicht, nicht einmal im Geringsten: Durch eine lange Zeit indisponierte Leistung ermöglichten die Gäste Aufsteiger Ingolstadt dessen höchsten Bundesliga-Sieg der Geschichte.

Nach nun 28 Spieltagen hat Schalke nur drei Punkte mehr auf dem Konto als zum gleichen Zeitpunkt der Vorsaison unter Roberto Di Matteo, mit dessen Statistik man in Gelsenkirchen so gar nicht zufrieden war. Noch dazu: Schalke steht sogar einen Platz schlechter da als im Vorjahr. Siegt Gladbach am Sonntag gegen die Hertha, rutscht man sogar gänzlich aus den internationalen Rängen.

"Wir haben alles vermissen lassen"

"Nach dem Elfmeter haben wir alles vermissen lassen: Biss, Herz, Einstellung zum Spiel. Ingolstadt hat es uns vorgelebt", kritisierte Andre Breitenreiter nach der Partie: "Man muss in jedem Spiel an die Grenzen gehen, alles einbringen, das ist uns nicht gelungen", so der Schalke-Trainer weiter.

Breitenreiter traf das optische Empfinden der Zuschauer mit seiner Aussage auf den Punkt. Gleichzeitig müssen er und seine Spieler sich aber hinterfragen, wie es überhaupt so weit kommen konnte. "Der Elfmeter war der Knackpunkt. Danach war das Spiel eine riesige Enttäuschung", versuchte sich der S04-Coach in einer kurzen Erklärung.

Auch das stimmte. Schalke spielte bis zum 0:1, das Junior Caicara ungestüm verschuldete, einen überraschend abwartenden Konterfußball, der dank Leroy Sane aber immer wieder gefährlich wurde, wenn es schnell ging. Das Warum beantwortete Breitenreiter aber noch immer nicht. Denn sein Team brach nach dem Rückstand völlig ein und brachte den FCI anschließend nicht mehr in Bedrängnis.

Überhitzen intern die Gemüter?

Der Verein ist wieder an einem Punkt, an dem man aufpassen muss, dass die Gemüter intern nicht überhitzen. Bestes Beispiel dafür ist Keeper Ralf Fährmann, der nach dem Spiel ungewohnt deutlich wurde: "Es war ein schlechtes Spiel und einfach nur Käse von uns. Wir sind einfach noch nicht so weit, um ganz oben anzugreifen. Platz vier war von Anfang an pure Träumerei."

Was der eigene Anspruch eigentlich ist, darüber herrschte auf königsblauer Seite wenig Übereinstimmung: "Ein internationaler Platz muss das Ziel sein", befand Fährmann, Breitenreiter dagegen wollte sich nicht auf eine Platzierung festlegen: "Wir haben noch sechs Spiele vor der Brust", sagte der Trainer lediglich.

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Und im nächsten kommt ausgerechnet der BVB zum Derby vorbei. Ob das Fluch oder Segen ist, wollte am Samstag noch niemand beantworten. "Die Art und Weise, wie wir aufgetreten sind, war ein Rückschlag. Leider war das nicht das erste Mal in dieser Saison", konstatierte Breitenreiter, ehe er Dortmund doch noch einmal thematisierte: "Im Derby kann man ganz viel positive Stimmung zurückgewinnen, aber der Gegner hat - bei allem Respekt vor Ingolstadt - ein ganz anderes Kaliber."

Keller hatte Recht

"Wir mussten uns nach dem Schlusspfiff einiges anhören", berichtete Dennis Aogo vom Zusammentreffen mit den eigenen Fans: "Wir sind untergegangen, was in dieser entscheidenden Phase der Saison unfassbar bitter ist. Es ist völlig nachvollziehbar, dass unsere Anhänger sauer sind."

Schalke und die eigenen Ansprüche - eine neverending Story. Nachdem Horst Heldt mit der Personalie Di Matteo unglücklich gelegen hatte, schien mit Breitenreiter zum Anfang der Saison tatsächlich Ruhe einzukehren.

Doch schon im Oktober warnte der ebenfalls bei den Knappen geschasste Ex-Coach Jens Keller im SPOX-Interview: "Lassen Sie uns noch einmal nach der Vorrunde oder gegen Ende der Saison darüber sprechen. Dann kann man sehen, wie ruhig es ist und ob sich eine gewisse Konstanz eingestellt hat."

Keller hat mit seiner Aussage Recht behalten. Die Konstanz sucht man auf Schalke nach dem 28. Spieltag weiter vergebens, zudem ist man wieder weiter davon entfernt, von Ruhe zu sprechen. "Glück auf, der Steiger kommt", heißt es im emotionalen Steigerlied, das stets bei Schalker Heimspielen ertönt. Bei S04 wäre man froh, wenn das in Bezug auf Tabelle und Stimmung auch mal wieder dauerhaft Gültigkeit hätte.

Ingolstadt - Schalke: Daten zum Spiel

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