Hazard glänzt bei Gladbach-Sieg

Thorgan Hazard zeigte nicht nur wegen seines Treffers eine der besten Leistungen im VfL-Dress
© Getty

Borussia Mönchengladbach hat den VfB Stuttgart am 24. Spieltag der Bundesliga mit 4:0 (1:0) geschlagen und festigt damit seine Position im Kampf um die Champions-League-Plätze.

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Thorgan Hazard brachte Mönchengladbach vor 43.627 Zuschauern im Borussia-Park in der 16. Minute mit 1:0 in Führung. Es war der zweite Saisontreffer des jungen Belgiers. Im weiteren Verlauf der ersten Hälfte ließ Gladbach eine Reihe bester Chancen aus.

Nach dem Seitenwechsel nutzte Raffael ein Missverständnis zwischen Christian Gentner und Przemyslaw Tyton zum 2:0 für die Fohlen. Für den Brasilianer war es bereits das elfte Tor in der laufenden Saison, in der Rückrunde (5 Tore) trafen nur Robert Lewandowski (8) und Claudio Pizarro (8) häufiger.

Patrick Herrmann, der nach seinem Kreuzbandriss erstmals seit dem sechsten Spieltag vor eigenen Publikum ran durfte, traf nur 32 Sekunden nach seiner Einwechslung zum entscheidenden 3:0. Letztmals schneller war Milos Jojic für Dortmund am 15. Februar 2014 - er traf 19 Sekunden nach seiner Einwechslung gegen Frankfurt. Den Schlusspunkt setze Kevin Großkreutz mit einem kuriosen Eigentor.

Durch den Sieg behauptet Gladbach den vierten Platz und erhöht den Vorsprung auf die Verfolger aus Leverkusen. Stuttgart bleibt erstmals in Rückrunde ohne eigenen Treffer, liegt aber weiterhin fünf Zähler vor dem Relegationsplatz.

Die Reaktionen:

André Schubert (Trainer Borussia Mönchengladbach): "Wir waren von Beginn an sehr konzentriert. Die Mannschaft hat sehr wenig zugelassen und gleichzeitig nach vorne viele gute Szenen gehabt. Zur Halbzeit hätten wir schon ein, zwei Tore mehr machen müssen. Wir haben bis zur letzten Minute konzentriert weiter gespielt, das hat mir sehr gefallen."

Jürgen Kramny (Trainer VfB Stuttgart): "Das war ein verdienter Sieg für die Borussia. Wir waren heute in allen Bereichen unterlegen. Gladbach hatte gute Balleroberungen, wir waren besonders in der ersten Halbzeit zu schlampig. Das zweite Gegentor war dann mehr als unglücklich. Wir haben jetzt zwei Tage Zeit, um uns darüber Gedanken zu machen."

Der Spielfilm:

Vor dem Anpfiff: Nach dem 2:2 in Augsburg nimmt Schubert eine Veränderung vor. Stindl kehrt nach Gelbsperre zurück in die Mannschaft. Traore muss dafür auf die Bank, Hazard macht die Position im Sturm frei und besetzt den rechten Flügel.

Beim VfB tauscht Kramny sein Team, das zuletzt 1:2 gegen Hannover unterlag, auf zwei Positionen. Didavi, der sein 50. Spiel für Stuttgart absolviert, hat seine fünfte Gelbe Karte abgesessen und verdrängt Maxim. Rechts erhält Harnik den Vorzug vor Ex-Gladbacher Rupp. Der Österreicher stand zuletzt gegen Darmstadt am 1.11.2015 in der Startelf. Mit durchschnittlich 27 Jahren und 146 Tagen stellen die Schwaben die älteste Anfangsformation seit rund 35 Jahren.

16., 1:0, Hazard: Nordtveits Diagonalball hebelt die Stuttgarter Viererkette aus. Johnson geht rechts spielend an Insua vorbei, zieht ins Zentrum und legt auf Höhe der Grundlinie quer in die Mitte, wo Hazard nur einschieben muss.

28.: Wendt fasst sich nach einem Sprint an den rechten Oberschenkel und muss nach kurzer Behandlung vom Platz. Damit verpasst der Schwede die ersten Bundesliga-Minuten der laufenden Saison, Hinteregger kommt ins Team und übernimmt Wendts Position links in der Viererkette.

37.: Schwaab grätscht Dahoud im Strafraum noch ab, doch sofort setzt Raffael nach, geht an Tyton vorbei und bringt den Ball ins Zentrum. Bedrängt von Insua kann Stindl die Kugel aber nicht im Netz unterbringen.

43.: Das muss das 2:0 sein! Raffael wird im Strafraum nicht ausreichend von Schwaab bedrängt. Die Flanke des Brasilianers klärt Niedermeier genau zu Hazard. Dessen Schuss landet erst an der Latte, den zweiten Versuch entschärft Tyton. Glück für den VfB!

47.: Kostic geht links an Elvedi vorbei und schlägt den Ball ins Zentrum. Dort kommt Kravets zum Kopfball, Sommer ist jedoch schnell unten und pariert stark.

57.: Hazard lässt Schwaab auf links stehen und schickt Raffael in den freien Raum zwischen Niedermeier und Insua. Der Brasilianer taucht frei vor Tyton auf, verfehlt das Gehäuse aus spitzem Winkel dann aber deutlich.

58.: Stindl kann das Leder im Strafraum unbedrängt von Niedermeier annehmen und auf Hazard zurücklegen, dem Großkreutz zu viel Platz lässt. Der Belgier zirkelt die Kugel in Richtung langer Winkel, verfehlt das Tor aber knapp.

60., 2:0, Raffael: Nach einem ungenauen Pass von Hinteregger sind sich Gentner und Tyton uneins. Der Pole lässt die Kugel prallen, Raffael dreht sich einmal und schießt am Keeper vorbei ein.

68., 3:0, Herrmann: Erster Ballkontakt, erstes Tor, 36 Sekunden nach der Einwechslung! Die Stuttgarter stehen viel zu offen und sehen sich plötzlich einer Überzahl gegenüber. Dahoud legt rechts rüber auf Herrmann und dieser lässt Tyton im Eins-gegen-eins keine Chance.

90., 4:0, Großkreutz (ET): Jetzt wird es richtig bitter. Tyton kommt an eine Herrmann-Hereingabe von rechts nicht ran, Großkreutz ist irritiert und indisponiert und stolpert das Leder in den eigenen Kasten.

Fazit: Absolut verdienter Sieg der Fohlen, die zunächst zu fahrlässig mit ihren Chancen umgehen, dann aber die enormen Probleme in der Stuttgarter Hintermannschaft konsequent nutzten.

Der Star des Spiels: Thorgan Hazard. Großartige Leistung des Belgiers. War auf beiden Flügeln nicht zu stoppen, erzielte das wichtige 1:0 und war an insgesamt sieben Torschüssen direkt beteiligt.

Der Flop des Spiels: Emiliano Insua. Zwar engagiert in der Vorwärtsbewegung, defensiv aber völlig überfordert mit den schnellen Außen der Fohlen. Verlor mehr als 70 Prozent seiner Zweikämpfe, darunter das Duell gegen Johnson vor dem 1:0.

Der Schiedsrichter: Tobias Welz. Lag im Verbund mit seinen Assistenten bei allen wichtigen Entscheidungen richtig, fand in der Zweikampfbewertung aber nicht immer eine konsequente Linie.

Das fiel auf:

  • Stuttgart ließ Gladbach im gewohnt dicht gestaffelten 4-1-4-1 kommen, attackierte den Ballvortrag nicht vor dem Überschreiten der Mittellinie und lauerte auf Umschalt-Möglichkeiten. Weil die Borussia im Mittelfeld aber ruhig und passsicher agierte (Dahoud und Xhaka brachten jeweile über 85 Prozent ihrer Bälle zum Mitspieler), konnte der VfB nur selten Geschwindigkeit aufnehmen.
  • Gleichzeitig übernahm Elvedi einen deutlichen defensiveren Part als zuletzt und sicherte mit Christensen und Nordtveit ab. Stuttgart gelang es so kaum, in den Raum hinter der Gladbacher Verteidigung vorzustoßen. Von Harnik war rechts überhaupt nichts zu sehen, Kostic links zwar deutlich aktiver, lief sich dann aber zumeist fest oder fand keinen Abnehmer für seine Flanken. Nach der Hereinnahme von Hinteregger für Wendt wurde Elvedi etwas offensivfreudiger.
  • Auf der anderen Seite bekamen die Gäste immer dann Probleme, wenn die Fohlen es schafften, die behäbigen Niedermeier und Schwaab aus dem Zentrum zu ziehen und in Laufduelle mit den schnellen Gladbacher Außen zu zwingen. Vor allem Hazard bekam der VfB überhaupt nicht in den Griff.
  • Nach einer erschreckend schwachen ersten Hälfte reagierte Kramny mit einem Doppelwechsel und einer deutlich offensiveren Ausrichtung. Stuttgart entwickelte so zwar erstmals Zug zum Tor, ebnete aber gleichzeitig den Weg für Gladbacher Konter, die das Spiel letztlich entschieden.

Gladbach - Stuttgart: Die Statistik zum Spiel