Starkes Schalke erledigt zahnlose Wölfe

Johannes Geis zirkelt einen Freistoß ins linke untere Eck
© Getty

Am 20. Spieltag der Bundesliga gewinnt der FC Schalke 04 mit 3:0 (2:0) gegen den VfL Wolfsburg. Die Krise der Elf von Dieter Hecking verschärft sich, S04 klettert.

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Vor 61.483 Zuschauern in der Veltins Arena erzielte Klaas-Jan Huntelaar (24.) aus der Distanz die Führung für Schalke. Der Niederländern ist nun bester ausländischer Torschütze aus Gelsenkirchen. Johannes Geis (35.) legte wenig später per direkt verwandeltem Freistoß nach.

Bruno Henrique feierte dank seiner Einwechslung nach 65 Minuten sein Bundesliga-Debüt. Wolfsburg konnte dennoch nicht mehr genug Druck aufbauen, um den Knappen gefährlich zu werden. Alessandro Schöpf legte kurz vor Schluss sogar noch für Königsblau nach.

Damit sind die Wölfe seit sieben Spielen ohne Sieg. Schalke stabilisiert seine Leistungen und klettert weiter nach oben.

Die Reaktionen:

Andre Breitenreiter (Trainer Schalke 04): "Das war ein fantastisches Spiel meiner Mannschaft, sie war von der ersten Minute an sehr aggressiv, sehr präsent - offensiv wie defensiv. Insgesamt haben wir sehr kompakt gespielt, es war schön zu sehen, dass der 'Hunter' sich belohnt hat - und auch Geis für das viele Freistoßtraining. Insgesamt war es eine absolut tolle Mannschaftsleistung, endlich haben wir uns mit einem Sieg gegen einen Großen belohnt."

Dieter Hecking (Trainer VfL Wolfsburg): "Schalke hat verdient gewonnen, wir haben in den ersten 20 Minuten ganz ordentlich begonnen, dann kriegen wir aus einer Kontersituation das 1:0 und haben leider den Faden verloren. In der zweiten Halbzeit haben wir umgestellt und das Spiel weitestgehend im Griff gehabt, aber ohne Durchschlagskraft zu entwickeln. Es ist eine schwierige Phase für uns, wir haben sieben Spiel nicht gewonnen, aber wir müssen den Kopf hochnehmen."

Der Spielfilm:

Vor dem Anpfiff: Andre Breitenreiter und Schalke gewannen zuletzt 0:2 beim SV Darmstadt, der Coach scheint mit der gezeigten Leistung zufrieden zu sein und belässt seine Startelf komplett ohne Änderung.

Dieter Hecking dagegen schickt Robin Knoche, Daniel Caligiuri und Nicklas Bendtner ins Rennen. Im Gegensatz zum 1:1-Unentschieden gegen Köln müssen dafür Andre Schürrle (Adduktorenbeschwerden), Luiz Gustavo (Gelbsperre) und Dante (Bank) raus.

9.: Jung zieht von rechts in die Mitte und spielt auf Kruse, welcher wiederum direkt hoch den Doppelpass in den Strafraum wählt. Fährmann kommt heraus und wehrt den Schuss ab.

22.: Caligiuri kann von links ein paar Meter machen und mit dem rechten Fuß abziehen. Sein Versuch senkt sich auf die Querlatte und fällt dann ins Toraus.

24., 1:0, Huntelaar: Caicara treibt den Ball nach vorne, Huntelaar kommt entgegen und darf sich aufdrehen. Der Niederländer macht ein paar wenige Schritte und zieht aus rund 24 Metern ab. Der Ball ist weder hoch noch besonders schnell, springt aber und überwindet so Benaglio.

32.: Sane kann rechts in den Strafraum eindringen und legt in die Mitte. Dort kommt über Umwege Geis zum Abschluss, Naldo kann aber blocken.

35., 2:0, Geis: Schalke legt per Freistoß nach. Aus rund 25 Metern zieht Geis einen Ball halblinker Position auf den linken Pfosten, Benaglio kann sich nicht lang genug machen.

39.: Schalke mit der zweiten guten Drei-Gegen-Zwei-Möglichkeit. Zuvor dribbelte sich Meyer fest, diesmal klaut Benaglio Sane den Ball vom Fuß.

66.: Kruse geht vom Platz, dafür kommt Neuzugang Henrique. Der Brasilianer rutscht auf die linke Seite, Draxler geht dafür ins Zentrum hinter Bendtner.

87., 3:0, Schöpf: Schalke steht gut, verteidigt diszipliniert und schaltet dann blitzschnell um. Goretzka raus auf Caicara, der sieht Schöpf, welcher wiederum vom Strafraumkreis nach kurzem Blick einnetzt.

Fazit: Verdienter Sieg von soliden Schalkern, die geschickt verteidigten und ihre Chancen nutzten. Wolfsburg blieb über 90 Minuten fast schon lächerlich harmlos.

Der Star des Spiels: Schalke spielte eine insgesamt sehr starke Partie, deren Dominanz deutlich auf der starken Mitte aus Johannes Geis und Leon Goretzka aufbaute. Ersterer dirigierte, sicherte ab, stopfte Löcher und war zudem sowohl im Spielaufbau als auch nah am gegnerischen Tor aktivster Schalker.

Der Flop des Spiels: Julian Draxler fand überhaupt nicht in die Partie. Vor dem Spiel angeschlagen fraglich, war er aus dem ohnehin schwachen VfL-Kollektiv noch der unauffälligste Akteur. Die auffälligste Szene hatte er direkt vor dem 0:1, als er hinter eine Hereingabe nicht genug Druck bringen konnte.

Der Schiedsrichter: Tobias Welz ließ viel laufen und hatte damit die richtige Herangehensweise gewählt. Zeigte er persönliche Strafen, lag er meist richtig. Leitete die Partie somit angenehm unauffällig.

Das fiel auf:

  • Schalke versuchte sich bei gegnerischem Ballbesitz an einem 4-4-2-Mittelfeldpressing, bei dem die Mitte durch Huntelaar und Meyer in erster Linie geblockt wurde. Versuchte, weil die Außenverteidiger des VfL weder isoliert, noch geschickt unter Druck gesetzt wurden und das Spiel antreiben konnten.
  • Wolfsburg agierte mit einem extrem flexiblen offensiven Mittelfeld und Sturm. Jeder der fünf Akteure aus der 4-1-4-1-Grundordnung konnte in die Tiefe starten, andere ließen sich zurückfallen und stellten so eine stete Balance her. Bendtner rutschte oft als Zielspieler in den rechten Halbraum.
  • Die Wölfe spiegelten in der Defensive das Mittelfelddreieck Schalkes und ermöglichten Guilavogui ebenso wie den beiden Außenverteidigern damit ein Spiel mit engerer Mannorientierung.
  • Die einfache Besetzung in der Zentrale ermögliche Schalke allerdings auch, sich gut zwischen Abwehr und Mittelfeld zu bewegen, besonders Sane stach hier mit einigen guten Dribblings hervor.
  • Wolfsburg kam bissiger aus der Pause und begann früher damit, die Gastgeber im Spielaufbau anzulaufen. Dabei fehlte aber die vertikale Kompaktheit, in vielen Szenen wurde das schlecht ausgeführte Pressing überspielt. Guilavogui wurde dann auf weiter allein auf weiter Flur erwischt, Naldo musste mehrfach herausrücken, um mitzuhelfen.
  • Insgesamt war Wolfsburg über 90 Minuten erschreckend ideenlos. Heckings Team baute ordentlich auf, fand aber überhaupt keine Mittel gegen das solide gestrickte Defensivkonzept der Knappen. Kaum Risiko, kaum Mut zum Eins gegen Eins. Henrique brachte etwas frischen Wind, flachte aber nach zehn Minuten wieder ab.

Schalke - Wolfsburg: Die Statistik zum Spiel