Didavi schießt VfB auf Rang 15

Die Spieler des VfB Stuttgart bejubeln den dritten Bundesliga-Doppelpack von Daniel Didavi
© Getty

Der VfB Stuttgart hat den VfL Wolfsburg am 17. Spieltag der Bundesliga mit 3:1 (2:1) geschlagen. Durch den Sieg springt die Mannschaft von Interimstrainer Jürgen Kramny auf den 15. Rang und überwintert nicht auf einem Abstiegsplatz.

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Maximilian Arnold brachte den VfL Wolfsburg vor 45.000 Zuschauern in der Mercedes-Benz-Arena nach 14 Minuten mit seinem zweiten Saisontreffer in Führung. Stuttgart verdaute den Rückstand allerdings binnen weniger Minuten und kam durch einen Doppelschlag durch Daniel Didavi (22., 6. Saisontreffer) und Filip Kostic (31., 1. Saisontor) zurück.

Nach dem Seitenwechsel war es erneut Didavi, der auf 3:1 stellte und damit bereits auf zehn Torbeteiligungen kommt - in der Liga ist von allen Mittelfeldspielern nur Mkhitaryan besser (14).

Durch den ersten Sieg unter Interimstrainer Jürgen Kramny springt der VfB auf den 15. Rang und überwintert nicht auf einem Abstiegsplatz. Für Wolfsburg, das seit vier Spielen auf einen Sieg wartet, bedeutet die Niederlage einen empfindlichen Rückschlag im Kampf um die internationalen Plätze. Bei Siegen von Gladbach und Mainz in den Sonntagsspielen droht dem VfL sogar der Absturz auf Rang acht.

Die Reaktionen:

Jürgen Kramny (Trainer Stuttgart): "Der Rückstand hat uns nur kurz beeindruckt, dann kam Daniel Didavi mit seinem Zauberfuß. Wir hatten super Umschaltsituationen, genau das, was wir wollten. Wir haben bis zum Schluss verteidigt, wie es sich gehört. Es war ein Sieg des Willens. Wir sind alle froh, dass wir das Jahr über dem Strich abschließen, alles andere klärt sich im Laufe des Sonntags."

Dieter Hecking (Trainer Wolfsburg): "Der VfB hat verdient gewonnen, wir haben sehr gut begonnen, das Tor spielt uns in die Karten. Danach haben wir den VfB förmlich eingeladen, der VfB hat unsere Nachlässigkeiten rigoros genutzt. In der zweiten Halbzeit haben wir nochmal alles versucht, aber wir brauchen uns nicht zu beschweren. Das Spiel war ein Spiegelbild unserer Vorrunde. Wir sind zu inkonstant."

Der Spielfilm:

Vor dem Anpfiff: Interimstrainer Kramny stellt sein Team, das Braunschweig im Pokal 3:2 n.V. bezwang, auf zwei Positionen um. Didavi und Klein beginnen für Maxim (Bank) und den angeschlagenen Serey Die (nicht im Kader).

Zwei Wechsel gibt es auch bei Wolfsburg im Vergleich zum 1:1 gegen den HSV. Caligiuri und Klose rücken für Vieirinha (muskuläre Probleme) und Dante (Bank) in die Startelf. Naldo stand in allen Pflichtspielminuten der Hinrunde auf dem Platz.

14., 0:1, Arnold: Wolfsburg kontert nach einer VfB-Ecke über links und Kruse. Tyton kann den Abschluss des Ex-Gladbachers aus 16 Metern noch abwehren, Caligiuri sichert aber den Abpraller und bedient Arnold im Rückraum. Der zieht von der Strafraumkante ab und versenkt das Leder unten links.

22., 1:1, Didavi: Unfassbares Tor. Rupp erobert den Ball von Klose und legt am Sechzehner zu Didavi quer, der die Kugel stoppt und dann aus dem Stand in den linken Winkel schweißt. Benaglio ist chancenlos.

31., 2:1, Kostic: Gentner spielt aus dem Mittelkreis Werner auf rechts frei. Der geht in den Strafraum und bis an den Fünfer, um dann quer zu lagen - und während Gentner in der Mitte noch verpasst, kann Kostic von halblinks und aus acht Metern locker einnetzen!

34.: Was ist denn hier los? Wieder geht es über rechst und Werner, diesmal ist Rupp der Abnehmer im Zentrum. Der Neuzugang lässt Klose aussteigen, trifft dann aber aus zehn Metern nur den rechten Pfosten.

42.: Werner ist nach einem Missverständnis der VfL-Abwehr allein auf weiter Flur, läuft Naldo und Klose weg und kommt aus 13 Metern zum Abschluss - den er Keeper Benaglio dann aber genau ans linke Schienbein setzt.

47., 3:1, Didavi: Was der VfB vor der Pause verpasst hat, holt er 85 Sekunden nach dem Seitenwechsel nach. Über drei Stationen landet der Ball bei Didavi, der das Leder erneut unter den Giebel knallt. Zweites Traumtor.

55.: Wahnsinn! Auf der einen Seite trifft Dost nach einer Kruse-Hereingabe von links nur den rechten Pfosten. Im direkten Gegenzug schickt Didavi Werner, dem im Eins-gegen-eins-Duell mit Benaglio erneut die Nerven versagen.

70., Gelb-Rot, Sunjic: Sunjic geht ohne jeden Grund an der Seitenlinie mit gestrecktem Bein gegen Dost zu Werke und trifft den Stürmer voll am Sprunggelenk. Brych schickt den bereits verwarnten Verteidiger zum Duschen.

80.: Über links geht es ganz schnell, am rechten Pfosten verlängert Dost mit dem Hinterkopf gegen drei Mann. Doch am langen Pfosten köpft Jung den Ball als Flugkopfball dann acht Meter über die Latte - aus zwei Metern Entfernung!

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Fazit: Verdienter Sieg der Stuttgarter, die bis zum Platzverweis von Sunjic alles im Griff hatten. Wolfsburg scheiterte letztlich an einer katastrophalen ersten Hälfte und den liegengelassenen Chancen im zweiten Durchgang.

Der Star des Spiels: Daniel Didavi. Erzielte zwei Traumtore zu psychologisch enorm wichtigen Zeitpunkten. Viel mehr geht nicht. Neben Didavi überzeugte Rupp als Spielgestalter und Werner als Vorbereiter.

Der Flop des Spiels: Timm Klose. Erhielt den Vorzug vor Dante, konnte das Vertrauen seines Trainers aber nicht zurückzahlen. Stand beim 1:1 und 1:2 völlig neben sich und ließ sich von Rupp vor dessen Pfostenschuss düpieren.

Der Schiedsrichter: Felix Brych. Durchwachsene Leistung des FIFA-Schiedsrichters, dem die zunehmend hektisch werdende Partie immer mehr auf der Hand glitt. Richtig, Kloses Handspiel in der 14. Minute nicht mit einem Strafstoß zu ahnden. Der Verteidiger musste davon ausgehen, dass Draxler an den Ball kommt und versuchte lediglich, seinen Sturz abzufangen. Hier kann keine Absicht unterstellt werden. Sunjic hätte nach seinem überharten wie unnötigen Einsteigen allerdings die Rote Karte sehen müssen. Außerdem hätte er dem VfL einen Elfmeter zusprechen müssen, nachdem Schwaab Dost im Strafraum zu Boden riss.

Das fiel auf:

  • Beide Trainer schickten ihre Mannschaften im gewohnten 4-2-3-1 auf das Feld, die Grundausrichtungen waren aber komplett verschieden: Während Wolfsburg den Spielaufbau der Gastgeber schon am Sechzehner mit teilweise fünf Mann energisch attackierte, empfing Stuttgart die Wölfe erst tief in der eigenen Hälfte.
  • Das hatte zur Folge, dass sich Wolfsburg enorm schwer tat, Anspielstationen zwischen den engmaschigen Reihen Stuttgarts zu finden. Oftmals blieb nur der lange Ball, der bei den Hünen Sunjic und Niedermeier gut aufgehoben war. Kruse zeigte sich zwar immer wieder auf dem Flügel, um diesem Ungleichgewicht aus dem Weg zu gehen, fehlte dann aber als Wandspieler und Abnehmer im Zentrum.
  • So hatte Wolfsburg zwar über 70 Prozent Ballbesitz, wusste diesen aber nicht in Torgefahr umzumünzen - im Gegensatz zu Stuttgart! Wann immer die Schwaben den Ball gewannen, wurde blitzschnell über die schnellen Außen Werner und Kostic umgeschaltet.
  • Die Wölfe fanden in diesen Situationen viel zu spät zurück in die defensive Ordnung und mussten in Unterzahl verteidigen. Besonders Naldo und Klose hatten enorme Abstimmungsschwierigkeiten, wodurch sie oft schlecht standen und dann im Laufduell mit den flinken Stuttgartern nicht mehr hinterherkamen. Mit einer besseren Chancenverwertung hätte der VfB das Spiel schon zur Halbzeit entscheiden können.
  • Nachdem Stuttgart auch die Anfangsphase der zweiten Hälfte gehörte, nahm der Druck der Wolfsburger, die mit Dost im Sturmzentrum nun wesentlich athletischer und robuster agierten, stetig zu. Dost, Jung und Kruse ließen beste Gelegenheiten liegen. Nach dem Platzverweis von Sunjic konnte Stuttgart überhaupt nicht mehr für Entlastung sorgen.
  • Der VfB offenbarte in diesem Abschnitt des Spiels, warum er die schwächste Defensive aller fünf europäischen Topligen stellt (37 Gegentore). Wolfsburg durchbrach die erste Verteidigungswelle der Gastgeber mühelos und mit einfachsten Pässen zwischen die Reihen, wo Rupp und Gentner die Löcher nicht mehr schließen konnten. Nur in der Abstiegssaison 1974/75 kassierte Stuttgart mehr Gegentreffer (42).

Stuttgart - Wolfsburg: Die Statistik zum Spiel