Hertha fightet Leverkusen nieder

Sebastian Boenisch sah früh die Rote Karte
© Getty

Hertha BSC gewinnt am 15. Spieltag der Saison mit 2:1 (1:1) gegen Bayer Leverkusen. Sebastian Boenisch wurde bereits im ersten Durchgang mit einer Roten Karte vom Platz geschickt.

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Vor 41.819 Zuschauern im Berliner Olympiastadion brachte Vladimir Darida Hertha BSC früh in Führung (7.). Kurz darauf sah Sebastian Boenisch wegen übertriebener Härte die Rote Karte (18.).

In Unterzahl kam Bayer Leverkusen besser in die Partie und erzielte in Person von Javier Hernandez den Ausgleich (29.). Im zweiten Durchgang brachte John Anthony Brooks die Hertha wieder in Front (60.).

Mit dem Sieg springt Hertha zumindest vorübergehend auf den vierten Rang.

Die Reaktionen:

Pal Dardai (Trainer Hertha): "Wir haben unsere Taktik geändert, wir haben offensiv und aggressiv verteidigt und wollten damit Leverkusen überraschen. Das ist uns geglückt. Die Rote Karte hat aber uns gestört, nicht die Leverkusener. Meine Mannschaft hat vielleicht gedacht: Das 1:0 müssen wir mitnehmen - aber das geht nicht."

Roger Schmidt (Trainer Leverkusen): "Hertha hat verdient gewonnen. Wir wussten, dass Hertha sehr diszipliniert spielt, wir sind aber nur schwer in Spiel reingekommen. Die Entstehung des ersten Gegentreffers war unglücklich. Die Rote Karte hätte ich nicht gegeben."

Sebastian Boenisch (Bayer Leverkusen): "Für mich ist das keine Rote Karte. Sicherlich gehe ich mit einer gewissen Dynamik zum Ball, aber ich treffe ihn gar nicht mit dem Bein, mit dem ich zum Ball gehe. Für mich ist es eher eine Gelbe Karte, wie er sich danach verhält. Sich am Boden zu wälzen, als hätte ich ihm das halbe Bein abgehackt. Sicher ist es ein Foul und man kann mir auch die Gelbe Karte geben, aber es ist niemals eine Rote Karte."

Der Spielfilm:

Vor dem Anpfiff: Dardai verändert die Startelf im Vergleich zum 0:2 in München auf einer Position: Weiser ersetzt den gelbgesperrten Langkamp.

Auch bei den Gästen aus Leverkusen gibt es nach dem 1:1 gegen Schalke eine Umstellung. Calhanoglu muss auf der Bank Platz nehmen, für ihn beginnt Brandt. Damit ist der 19-Jährige der jüngste Bayer-Profi, der sein 50. Bundesligaspiel bestreitet.

3.: Erste Möglichkeit für Hertha! Tah verliert den Ball an Haraguchi, der sofort in die Mitte flankt. Toprak klärt per Kopf genau vor die Füße von Weiser, dessen Schuss wird von Kampl aber abgefälscht.

7., 1:0, Darida: Tah wird an der Seitenlinie behandelt und Hertha spielt die Überzahl perfekt aus. Nach einer schnellen Kombination ist Darida durch und schiebt das Leder an Leno vorbei ins Tor. Boenisch hatte zuvor das Abseits aufgehoben.

18., Rote Karte, Boenisch: Boenisch grätscht mit gestrecktem Bein in Regäsel herein. Trotzdem eine harte Entscheidung, da der Verteidiger den Berliner mit dem linken und nicht mit dem gestreckten rechten Bein trifft. Wendell soll die Lücke hinten links stopfen, Brandt muss für ihn weichen.

29., 1:1, Hernandez: Aus dem Nichts der Ausgleich für die Werkself. Mehmedi spielt im richtigen Moment den Pass in den Lauf von Hernandez. Der Mexikaner geht alleine auf Jarstein zu und egalisiert den Spielstand.

31.: Fast der Doppelschlag für die Gäste. Nach einem Freistoß aus dem Halbfeld kommt Tah zum Abschluss, doch sein Kopfball landet auf dem Querbalken.

37.: Nächste dicke Chance für die Werkself. Bellarabi ist auf dem rechten Flügel durch und serviert für Hernandez, der die Kugel aber verpasst. Regäsel fälscht den Ball ab - knapp vorbei.

45.: Endlich mal wieder die Hertha. Kalous Versuch von der Strafraumgrenze wird abgefälscht und touchiert das Außennetz.

60., 2:1, Brooks: Hertha führt wieder! Nach einem Eckball kommt Brooks mutterseelenallein allein zum Kopfball und wuchtet das Leder in die Maschen.

76.: Glück für die Werkself. Ibisevic fällt im Zweikampf gegen Toprak im Strafraum der Gäste, doch die Pfeife bleibt stumm. Da hätte man durchaus auf Elfmeter entschieden können.

82.: Fast der zweite Treffer von Brooks. Nach einem Freistoß kommt der Abwehrspieler aus elf Metern zum Abschluss, trifft aber genau Leno in der Tormitte.

Fazit: Über 90 Minuten gesehen war Hertha die aktivere Mannschaft. Bayer fand trotz Unterzahl zwischenzeitlich besser in die Partie, gab die Feldhoheit im zweiten Durchgang aber ab und verlor letztlich verdient.

Der Star des Spiels: Vedad Ibisevic. Der Bosnier war der auffälligste Angreifer der Herthaner und bereitete die Führung mustergültig vor. Der Angreifer war in der ersten Hälfte an der Hälfte der Hertha-Torschüsse beteiligt. Zudem präsentierte sich Ibisevic passsicher und arbeitete viel für das Team.

Der Flop des Spiels: Sebastian Boenisch. Ein ganz unglücklicher Auftritt des 28-Jährigen. Erst hob er bei Herthas Führung das Abseits auf, kurz darauf schwächte er sein Team, indem er völlig übermotiviert in den Zweikampf ging. Bei Hertha schwach: Kalou.

Der Schiedsrichter: Robert Hartmann. Hätte beim Foul von Boenisch mehr Fingerspitzengefühl zeigen können, denn eine Verwarnung hätte wohl ausgereicht. Trotzdem ist der Platzverweis vertretbar, weil Boenisch mit der offenen Sohle in den Zweikampf ging. Hartmann wirkte in der Folge nicht immer souverän und lag oft bei kleineren Entscheidungen falsch.

Das fiel auf:

  • Hertha ging von Anfang an aggressiv drauf und attackierte die Werkself in einem 4-4-2 teilweise bereits am eigenen Sechzehner. Beide Stürmer gingen Bayers Innenverteidiger an und verhinderten so einen kontrollierten Spielaufbau der Gäste. Auf diese Art und Weise holte Dardais Team auch den Einwurf, der zum 1:0 führte, heraus.
  • Bei eigenem Ballbesitz waren die Berliner um Spielkontrolle bemüht. So versuchte Hertha, auch in gefährlichen Situationen spielerische Lösungen zu finden. Gelang dieses Vorhaben, spielten die Mittelfeldspieler den Ball regelmäßig die Schnittstellen der Leverkusen-Defensive, um so über Außen für Gefahr zu sorgen.
  • Bayer kam mit dem Pressing von Hertha besonders zu Beginn überhaupt nicht zurecht. Immer wieder mussten sich die Abwehrspieler mit weiten Bällen befreien, die aber dann bei der Hertha landeten. Zur Halbzeit hatte Leverkusen unter 40 Prozent Ballbesitz.
  • Nach der Roten Karte stellte Schmidt um und kam besser in die Partie: Fortan agierte sein Team in einem 4-4-1 mit zwei Viererketten auf einer Höhe, wobei die Flügelspieler bei gegnerischem Ballbesitz oft in die Mitte zogen. Die Zentrale war so meist dicht, aber Hertha blieb über die Außen, vor allem über die linke Seite gefährlich. Im zweiten Durchgang ließ sich Bayer tief fallen und überließ den Hausherren die Feldhoheit.
  • Hatte Leverkusen die Kontrolle über das Leder, wollte Leverkusen das Geschehen auseinander ziehen. Zu diesem Zweck interpretierten Mehmedi und Bellarabi ihre Positionen offensiv, auch Hernandez betrieb einen großen Aufwand.

Hertha - Leverkusen: Die Statistik zum Spiel