Erfrischend, mutig, optimistisch

Borussia Mönchengladbach hat seinen Höhenflug auch gegen die Bayern fortgesetzt
© getty

Borussia Mönchengladbach hat dem FC Bayern München am 15. Spieltag der Bundesliga die erste Niederlage der Saison verpasst. Das Auftreten der Fohlen auf und neben dem Platz sollte der Liga als Vorbild dienen - auch wenn das Ende der Bayern-Serien keinen Beinbruch für den Tabellenführer bedeutet.

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Besser konnte man das Drehbuch kaum schreiben: Franck Ribery bekam das Spielgerät auf dem linken Flügel. Der Franzose zog nach innen, hob den Kopf und bediente überlegt Thomas Müller im Strafraum. Dieser wurde zwar abgedrängt, doch brachte den Ball trotzdem an den Fünfmeterraum. Dort ließ Arturo Vidal das Leder auf den durchgelaufenen Ribery tropfen und der Flügelflitzer spitzelte die Kugel spielend leicht hinter die Line - Traumkombination.

Eingeleitet und vollendet von Ribery. Und das bei seinem Comeback nach 269 Tagen Zwangspause. Nur sechs Minuten nach seiner Einwechslung. In seinem 300. Pflichtspiel für den FCB. "Wir freuen uns sehr für ihn, dass er nach der langen Verletzung wieder dabei ist", atmete auch Pep Guardiola nach dem Ende der Leidenszeit auf.

Unter anderen Umständen wäre dieser Geniestreich aus der 81. Minute die Geschichte des Spiels. Doch das vermeintliche Drehbuch hatte einen entscheidenden Makel: in unterhaltsamen 90 Minuten hat Borussia Mönchengladbach den Bayern die erste Niederlage der Saison verpasst - Riberys Tor war am Ende nur schnöde Ergebniskosmetik. Die erste Hinrundenpleite des FCB unter Guardiola nach 56 Partien ist perfekt.

"Dürfen nie Kontrolle verlieren"

Für den Meister ist die Niederlage angesichts der Tabellenkonstellation zwar verschmerzbar, aber auch unnötig. Schließlich waren die Bayern im ersten Durchgang drückend überlegen und erspielten sich hochkarätige Chancen. Über 90 Minuten verbuchte der FCB satte 22 Torschüsse, die Gastgeber standen am Ende bei 13.

"Wir haben eine gute erste Halbzeit gespielt, hatten vier, fünf klare Torchancen. In der zweiten Hälfte haben wir dann gemerkt, dass es komplizierter wird", analysierte Guardiola.

Die Gladbacher zeigten sich indes wirkungsvoller. Nach einer sehenswerten Kombination über Fabian Johnson, Oscar Wendt und Raffael platzierte Wendt den Ball im langen Eck. "Nach dem 0:1 haben wir unsere Kontrolle verloren, haben viele Konter bekommen. Wir müssen in der Lage sein, aus diesem Spiel zu lernen, dass wir nie unsere Kontrolle, unsere Basis verlieren dürfen", forderte Guardiola.

"Das ist unsere Mentalität"

Tatsächlich zeigte der Rückstand bei den Bayern Wirkung: der Tabellenführer verlor seine Ordnung und innerhalb von nur 14 Minuten das ganze Spiel. "Ich muss meiner Mannschaft ein riesiges Kompliment machen, das war eine sensationelle Leistung. In der ersten Halbzeit hatten wir das nötige Quäntchen Glück, aber auch einen sehr guten Torwart. Nach dem 1:0 hatten wir noch viel mehr Mut und Selbstvertrauen. Dass Bayern bis zur letzten Sekunde gefährlich ist, war mir klar", freute sich Andre Schubert.

Entscheidend für den Heimerfolg war die konsequente Verwertung der Tormöglichkeiten. "Es war wichtig, dass wir effizient waren, denn viele Chancen bekommt man gegen Bayern nicht", resümierte Yann Sommer. "Wir waren mutig und haben uns nicht wie viele andere Mannschaften hinten rein gestellt. Das wurde am Ende belohnt", ergänzte Fabian Johnson.

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Erfrischend war neben der vom 3:0-Torschützen angesprochenen offensiven Grundausrichtung mit einer Dreierkette das optimistische Auftreten der Gladbacher im Vorfeld des Spitzenspiels: "Nie aufgeben - das ist unsere Mentalität. Wenn das Spiel losgeht, steht es auch gegen Bayern 0:0. Und wir sind inzwischen eine Macht", gab sich Granit Xhaka selbstbewusst.

Gladbach als Bayerns Angstgegner

Nach den letzten Wochen hat die Borussia auch allen Grund für mutiges Verhalten auf und neben des Platzes. Die Fohlen sind mit dem achten Sieg im zehnten Spiel unter dem neuen Trainer mittlerweile nicht nur bis auf den dritten Platz geklettert, sondern entwickeln sich mehr und mehr zum bayerischen Angstgegner: vier der letzten neun Aufeinandertreffen mit dem Rekordmeister konnte Gladbach für sich entscheiden. Zudem war Riberys Tor der einzige Bayern-Treffer in den letzten drei Begegnungen.

Während Gladbachs Triumph den Beweis erbracht hat, dass die Übermächtigen aus dem Süden der Republik nicht unbezwingbar sind, stellt die Niederlage für die Bayern keinen Beinbruch dar. Zu dominant waren die Auftritte der Münchener in den vergangenen Wochen. Zu groß ist die qualitative Diskrepanz zur Konkurrenz. Zu gut schneiden die Bayern bislang in allen Wettbewerben ab.

Für die Ausgeglichenheit der Liga ist der Sieg der Borussia aber Gold wert. Fragt sich nur, wer dem Gladbacher Beispiel folgt und eine ebenso mutige Formation aufs Feld schickt wie Schubert...

Gladbach - Bayern: Die Statistik zum Spiel

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