Gladbach mit Last-Minute-Sieg über VfL

Von Benedikt Treuer
Patrick Herrmann hatte im ersten Durchgang die große Chance zum 1:0
© Getty

Borussia Mönchengladbach hat zum Abschluss des 30. Spieltags in der Bundesliga das Heimspiel gegen den VfL Wolfsburg mit 1:0 (0:0) für sich entschieden. Torschütze in der Schlussminute war Max Kruse (90.). Damit ist der FC Bayern München zum 25. Mal Deutscher Meister.

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Vor 52.147 Zuschauern im Borussia-Park schoss Max Kruse in der Schlussminute (90.) den entscheidenden Treffer. Zuvor hatte Patrick Herrmann die größte Chance des Spiels, als er nach Zuspiel von Kruse jedoch zögerte und somit einen Benaglio-Ausrutscher nicht zur Führung nutzen konnte (21.).

Gladbach zieht durch den Sieg mit nunmehr 57 Punkten am Konkurrenten Leverkusen (55) vorbei und erspielt sich eine gute Ausgangslage im Kampf um die direkte Champions-League-Qualifikation.

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Wolfsburg dagegen hat durch den verpassten Dreier keine Chance mehr, den FC Bayern von der Tabellenspitze zu verdrängen. Der Rekordmeister hat damit zum 25. Mal die deutsche Meisterschaft gewonnen.

Die Reaktionen:

Lucien Favre (Trainer Gladbach): "Wir haben verdient gewonnen und eine sehr gute Leistung gezeigt. Wir waren spielerisch die eindeutig bessere Mannschaft und hatten schon in der ersten Hälfte genug Möglichkeiten, in Führung zu gehen. Das ist uns leider nicht gelungen. Nach der Pause haben wir mit viel Geduld gespielt und uns eine Vielzahl an eindeutigen Torchancen herausgearbeitet. Deshalb habe ich auch bis zum Schluss daran geglaubt, dass uns noch ein Tor gelingt. Ich gratuliere Bayern München. Sie sind verdient deutscher Meister geworden."

Dieter Hecking (Trainer Wolfsburg): "Wir haben verdient verloren, wobei ich eigentlich das Gefühl hatte, dass sich beide Mannschaften mit dem Remis abgefunden hatten. Den entscheidenden Gegentreffer mit der letzten Aktion hinnehmen zu müssen, ist natürlich extrem bitter. Wir sind nach der Pause mehr hinterhergelaufen, als uns das lieb war. Bayern München ist eine der Top-Mannschaften der Welt. Sie haben es verstanden, sich auch in den engen Spielen durchzusetzen. Sie sind absolut verdient Meister."

Granit Xhaka (Gladbach): Das Spiel so spät für sich zu entscheiden, ist natürlich ein super Gefühl. Wir haben viel Geduld bewiesen und ein sehr gutes Spiel gemacht. Defensiv haben wir praktisch nichts zugelassen und die Konter der Wolfsburger sehr gut unterbunden. Das war nicht einfach, aber wir haben das als Mannschaft super gelöst. Dafür haben wir uns glücklicherweise kurz vor Schluss belohnt. Jetzt wollen wir in Berlin unbedingt nachlegen.

Der Spielfilm:

Vor dem Anpfiff: Favre ändert im Vergleich zum Frankfurt-Spiel nur eine Position: Für Jantschke, der angeschlagen ausfällt, startet Korb auf der Rechtsverteidiger-Position. Ansonsten alles wie gehabt.

Bei Wolfsburg gibt es auf dem Spielberichtsbogen einige Überraschungen: Die zuletzt verletzten De Bruyne, Schürrle und Vieirinha stehen allesamt im Kader, De Bruyne beginnt sogar von Anfang an. Für ihn muss Guilavogui, der in Neapel noch in der ersten Elf stand, erst einmal auf die Bank.

11.: Erster Warnschuss der Gastgeber. Gladbach spielt geduldig um den Sechzehner, findet aber nicht die Lücke in der VfL-Abwehr. Xhaka fasst sich aus 25 Metern ein Herz und zieht einfach einmal ab: Benaglio muss erstmals eingreifen, hält den Aufsetzer aber ohne Probleme.

21.: Riesending für die Fohlen! Kruse wird lang geschickt und sieht im Zentrum den gestarteten Herrmann. Der Stürmer legt quer, jedoch einen Tick zu steil - denkt jedenfalls Herrmann. Benaglio rutscht im Tor aber aus - Herrmann hätte nur noch einschieben müssen, aber der Flügelstürmer hat kurz gezögert und kommt nicht mehr an den Ball.

34.: Da war für die Gäste mehr drin. Der VfL kontert zum ersten Mal mit Tempo und schafft eine Zwei-gegen-Zwei-Situation. De Bruyne bedient Bendtner in den Lauf, der im Strafraum aber zu lange zögert und letztlich mit seinem erneuten Querpass-Versuch nur eine Ecke herausholt.

45.: Halbhohe VfL-Ecke in Richtung Strafraum-Kante - alle verpassen, im Rückraum steht Rodriguez, der direkt abzieht. Der Volley rauscht nur wenige Zentimeter über das Lattenkreuz.

50.: Nach einer Kruse-Flanke aus dem Halbfeld steht Herrmann im Strafraum frei und kommt zum Volley-Abschluss. Der kommt hart aufs Tor, aber Benaglio bekommt die Beine zu und wehrt ab.

52.: Wendt stürmt über links Richtung Strafraum und spielt dann Johnson an, der direkt zurücklegt. Aus kurzer Distanz schießt Wendt aus vollem Lauf aber über das Tor - knapp!

62.: Kruse schnappt sich den Ball auf der rechten Außenbahn und zieht durchs komplette Mittelfeld ins Zentrum. Aus 22 Metern zieht der Gladbacher ab - ganz knapp am rechten Pfosten vorbei.

76.: Es wird immer knapper! Kruse wird von außen flach bedient und kann aus elf Metern leicht bedrängt abschließen. Der Stürmer erwischt den Ball nicht voll und schießt 20 Zentimeter neben den rechten Pfosten.

90., 1:0, Kruse: Und da ist es doch noch! Ganz spät geht die Borussia in Führung! Von der linken Seite flankt Traore in die Mitte. Die Hereingabe wird etwas abgefälscht und landet schließlich bei Johnson, der auf Kruse ablegt. Er lässt sich nicht zweimal bitten und jagt die Kugel in die Maschen.

Fazit: Verdienter Sieg der Gladbacher, die bis zum Ende das bessere Team waren und mehrfach die Chance zur Führung hatten. Wolfsburg hatte keine zwingende Möglichkeit und wirkte nicht fit genug, das Gladbacher Tempospiel zu verteidigen.

Der Star des Spiels: Max Kruse. Hatte die meisten Torschüsse der Gladbacher (5) und war insgesamt einer der engagiertesten Akteure auf dem Platz. Hatte zwar viel Pech im Abschluss, belohnte seine Einstellung und den Willen aber doch noch mit dem entscheidenden und wichtigen Siegtor. Auch stark: Raffael.

Der Flop des Spiels: Maximilian Arnold. Fehlte, wie einigen Wolfsburgern auch, die Bindung zum Spiel. Setzte nach vorne keine Akzente und kam in mehreren Zweikämpfen (gewann nur drei von 13 Duellen) schlichtweg zu spät. Kassierte für sein taktisches Foul zurecht Gelb. Trotz der bemühten Leistung ein glückloser Auftritt.

Der Schiedsrichter: Bastian Dankert. Hatte eine leicht zu führende Partie, in der es nur selten unfair wurde. Die Gelben Karten gegen Arnold (taktisches Foul) und Herrmann (hartes Einsteigen) waren korrekt. Ansonsten unaufgeregt und ohne Probleme in der Zweikampfbewertung.

Das fiel auf:

  • Wolfsburg zog sich von Anfang an zurück und agierte gegen den Ball im 4-4-2 mit Bendtner und De Bruyne an vorderster Front, die die angreifende Borussia ca. zehn Meter in der eigenen Hälfte erwarteten. Gladbach war dadurch automatisch in die Rolle des Spielgestalters gedrängt, was bereits nach 20 Minuten zu 64 Prozent Ballbesitz für die Gastgeber führte.
  • Gladbach gefiel sich aber in der Rolle des Taktgebers und kam immer wieder vielversprechend ins letzte Spielfelddrittel, da sich das Trio Raffael, Kruse und Herrmann häufig geschickt zwischen die VfL-Ketten schob und so ständig Anspielstationen bildete.
  • Im eigenen Ballbesitz brauchten die Wölfe zu lange, um nach vorne umzuschalten, was Gladbach die Möglichkeit gab, sich in Ruhe zu stellen und im Verbund gegen den Ball zu verschieben. Da De Bruyne dadurch oft nicht anspielbar war, sah sich der VfL gezwungen, mit hohen Bällen zu agieren, die aber kaum Gefahr produzierten.
  • Nach 25 Minuten hohen Pressings zog sich auch Gladbach weiter zurück, um Luft zu holen und Wolfsburg aus der eigenen Hälfte zu locken. Dadurch ergaben sich mehr Konterchancen, welche die Gastgeber aber nicht konsequent ausspielten.
  • In der zweiten Halbzeit lief die Borussia den VfL wieder tief in deren Hälfte an. Luiz Gustavo hatte gegen den Ball Probleme, das Zentrum mit seinen Nebenleuten kompakt zu halten, sodass die Wölfe in vielen Situationen einen Schritt hinterher liefen.
  • Gladbach gelang es über weite Strecken, De Bruyne vom restlichen VfL-Team zu isolieren und ihn so als Anspielstation aus dem Spiel zu nehmen. Den Gästen fehlte damit das Bindeglied zwischen Defensive und Bendtner, der allein auf weiter Flur nichts anrichten konnte.

Gladbach - Wolfsburg: Die Statistik zum Spiel