Di Santo zerstört Labbadia-Comeback

Bremens Vestergaard (M.) musste Mitte der ersten Halbzeit verletzt ausgewechselt werden
© Getty

Der Hamburger SV muss auch im ersten Spiel unter dem neuen Trainer Bruno Labbadia eine Niederlage einstecken. Am 29. Spieltag der Bundesliga verlor der HSV das Nordderby bei Werder Bremen mit 0:1 (0:0) und bleibt Tabellenletzter.

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Vor 42.100 Zuschauern im ausverkauften Weserstadion erzielte Franco di Santo mit einem verwandelten Foulelfmeter den Siegtreffer für Werder (84.). Valon Behrami hatte Zlatko Junuzovic im Strafraum gefoult und dafür von Schiedsrichter Wolfgang Stark die Rote Karte gesehen.

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Der HSV blieb zum sechsten Mal in Folge ohne Tor und stellte mit nunmehr 585 torlosen Minuten eine neuen vereinsinternen Negativrekord auf.

Werder sprang mit dem ersten Sieg nach vier Spielen ohne Dreier auf Tabellenplatz sieben. Di Santos Elfmetertor war der 21. Treffer der Bremer nach einem ruhenden Ball - Bestwert der Bundesliga. Im 863. Bundesliga-Heimspiel gelang Bremen zudem der 500. Sieg.

Die Reaktionen:

Viktor Skripnik (Trainer Werder Bremen): "Wir haben den 500. Heimsieg in der Bundesliga geholt - das ist großartig. Es war kein besonders hocklassiges Spiel, aber die drei Punkte nehmen wir gerne mit. Der siebte Platz ist Wahnsinn."

Bruno Labbadia (Trainer Hamburger SV): "Das ist natürlich eine große Enttäuschung. Aber wir dürfen uns nicht lange damit aufhalten, müssen die Mannschaft aufrichten und ihr einen Weg aufzeigen, wie wir es noch schaffen können."

Heiko Westermann (Hamburger SV): "Wir haben ein ordentliches Spiel gemacht. Herr Stark muss erklären, warum wir verloren haben. Ist das etwa eine Rote Karte für Behrami? Da stehen drei Spieler von uns daneben. Das war ein Heimschiedsrichter."

Der SPOX-Spielfilm:

Vor dem Anpfiff: Werder gedenkt seinem unter der Woche im Alter von 80 Jahren verstorbenen Ehrenspielführer Pico Schütz mit einer Trauerminute. Die Bremer Spieler tragen Trauerflor.

Werder-Coach Skripnik tauscht den Torhüter: Der zuletzt schwache Wolf muss auf die Bank, Casteels steht zwischen den Pfosten. In der Innenverteidigung spielt Galvez für Lukimya. Im Vergleich zum 2:3 in Stuttgart kehrt zudem Selke für Sternberg in die Startelf zurück.

Labbadia muss bei seinem HSV-Comeback auf den gelb-rot-gesperrten Djourou verzichten und bringt Rajkovic neben Westermann in der Innenverteidigung. Für den verletzten Diaz (Adduktorenzerrung) spielt Stieber.

8.: Der HSV spielt Ball aus der Luft. Über Stieber landet die Kugel auf dem Schlappen von Lasogga, der aus 22 Metern volley abzieht. Kein Problem für Casteels, der Ball kommt genau in die Mitte.

16.: Van der Vaart tritt Vestergaard mit dem durchgedrückten Bein in den Knöchel. Stark gibt zwar Freistoß für Werder, lässt seine Karten aber stecken. Der Bremer muss wenige später ausgewechselt werden.

29.: Ostrzolek flankt von rechts in die Strafraum, wo Stieber aus elf Metern gegen die Bewegungsrichtung von Casteels abschließt. Der Ball rauscht hauchdünn links am Tor vorbei.

43.: Werder gelingt zum ersten Mal schnelles Umschalten. Di Santo nimmt auf der rechten Seite Fahrt auf und flankt in Richtung Elfmeterpunkt. Cleber springt unterm Ball durch, Selke nimmt das Ding volley und bolzt den Ball übers Stadiondach.

47.: Ostrzolek flankt von der linken Seite in die Mitte. Eigentlich harmlos, aber Galvez klärt direkt vor die Füße von Stieber, der sofort abzieht. Casteels ist aber unten und begräbt den Flachschuss unter sich.

61.: Cleber verliert den Zweikampf an der eigenen Strafraumgrenze gegen Di Santo. Der Bremer Stürmer kommt zum Abschluss, scheitert aber an Adler.

80.: Cleber klärt den Flankenversuch von Lukimya vor die Füße von Öztunali. Der Ex-Hamburger zieht volley ab, Adler lenkt den Ball stark um den Pfosten.

82., Rote Karte für Behrami: Der Hamburger zieht Junuzovic im Strafraum an der Schulter zu Boden. Stark gibt Elfmeter und stellt Behrami vom Platz.

84., 1:0, di Santo (Foulelfmeter): Der Bremer Stürmer lässt sich die Chance nicht nehmen. Oben rechts schlägt's ein.

Fazit: Bremen verdiente sich den Sieg mit einer starken Schlussphase. Der HSV zeigte Kampf und Leidenschaft, konnte aber in der Offensive keine Impulse setzen.

Der Star des Spiels: Franco di Santo. War deutlich auffälliger als Sturmpartner Selke und erzielte den Siegtreffer mit einem sicher verwandelten Elfmeter. Gab insgesamt vier Torschüsse ab und gewann 55 Prozent seiner Zweikämpfe - ein starker Wert für einen Stürmer.

Der Flop des Spiels: Rafael van der Vaart fiel nur ein einziges Mal auf - bei seinem brutalen Tritt in der 16. Minute gegen Vestergaard. Der Niederländer sollte in der Offensive Akzente setzen, tauchte aber im Laufe des Spiels immer mehr ab und musste unmittelbar nach dem Bremer Tor vom Platz. Gewann auch nur 30 Prozent seiner Zweikämpfe.

Der Schiedsrichter: Wolfgang Stark machte gleich bei der ersten wichtigen Entscheidung einen schweren Fehler: Van der Vaart bekam für sein brutales Foul an Vestergaard nicht mal Gelb, dabei wäre Rot angemessen gewesen (16.). Van der Vaart durfte anschließend noch ein Handspiel und ein weiteres Foul an Prödl begehen, ohne eine Karte dafür zu bekommen. Der Elfmeterpfiff war korrekt, die Rote Karte für Behrami dagegen überzogen.

Das fiel auf:

  • Der HSV zog sich zurück und empfing die Bremer auf Höhe der Mittellinie. Dabei wechselten die Hamburger von der 4-2-3-1-Grundaufstellung ins 4-4-2, indem van der Vaart Lasogga beim Anlaufen der ersten Bremer Linie unterstützte.
  • Weil das Zentrum vom HSV gut zugestellt wurde und die Gäste auch mit entsprechender Härte in den Zweikämpfen agierten, versuchte es Werder im Spielaufbau mit vielen Diagonalbällen aus der Viererkette auf die Flügel, die aber selten einen Abnehmer fanden.
  • Beide Mannschaften bekamen infolge vieler intensiver Zweikämpfe kaum Struktur in ihr Spiel und hatten zudem Probleme, die wenig guten Ansätze durchzuziehen, weil die Bälle in der letzten Reihe schlecht verarbeitet wurden. So gab es im ganzen Spiel lediglich drei vernünftige Torchancen.
  • Werder wurde gegen der Ende im Spiel gegen den Ball mutiger und attackierte die Hamburger deutlich früher. Mit der Chance von Öztunali und dem Siegtor hat sich der Aufwand rentiert.
  • Dem HSV muss man zugute halten, sich im Vergleich zu den beiden Spielen unter Peter Knäbel wenigstens in kämpferischer Hinsicht deutlich gesteigert zu haben.

Bremen - Hamburg: Die Statistik zum Spiel