Es wird nicht besser

Stress in Bremen: Der HSV beklagt die Elfmeter-Entscheidung von Schiedsrichter Wolfgang Stark
© Getty

Der Hamburger SV hält bei der Niederlage in Bremen dagegen, lässt aber keine weiteren Fortschritte erkennen. Trainer Bruno Labbadia tut sich gleich eine neue Baustelle auf. Der Abstieg rückt unaufhaltsam näher und im nächsten Spiel kann es nur unangenehm werden.

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Heiko Westermann war kurz angebunden. "Wir haben ein ordentliches Spiel gemacht", sagte der Hamburger am Sky-Mikrofon wenige Minuten nach der Pleite in Bremen. Der Reporter wartete einen Augenblick, ob da noch was nachkommt. Westermann blickte ins Nirgendwo, holte tief Luft und setzte an zu einer kleinen Tirade Richtung Schiedsrichter.

"Sie müssen Herrn Stark fragen, warum wir hier verloren haben. Der Elfmeter, die Rote Karte. Das war ein Heimschiedsrichter", schimpfte Westermann. Sein Blick verriet nun deutlich mehr, so als würde er Stark am liebsten den Kopf abbeißen.

Beim Studieren der Fernsehbilder der entscheidenden Szene in der 82. Minute schwoll Westermann vollends der Kamm. "Ist das eine Rote Karte? Da stehen drei Mann von uns herum. Ich frage Sie, ist das eine Rote Karte?"

Behrami verschuldet Niederlage

Immerhin ließ sich Westermann von seinem Gesprächspartner überstimmen, dass der Einsatz von Valon Behrami gegen Zlatko Junuzovic durchaus als Foul zu ahnden ist und entsprechend einen Elfmeter für Werder nach sich ziehen muss.

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Warum Stark Behrami und nicht Rafael van der Vaart für dessen erbarmungslose Grätsche in den Knöchel von Yannick Vestergaard vom Platz stellte, ist schwer nachvollziehbar und bleibt wohl sein Geheimnis. Die Niederlage können ihm die Hamburger aber nicht in die Schuhe schieben.

Vielmehr war es Behrami, der mit seinem unnötigen Potpourri aus Einhaken, Zerren und Stochern gegen Junuzovic die fünfte Ligapleite in Folge einleitete. Ein typisches 0:0-Spiel mit vielen intensiven Zweikämpfen und relativ wenig Fußball fand so doch noch einen Sieger und einen Verlierer.

Wieder keine Torgefahr

Der HSV hat einen vor allem moralisch wichtigen Punkt verschenkt. Die Konkurrenz hat im Kollektiv gepatzt an diesem Spieltag, ein 0:0 hätte die Hamburger zwar nicht vom Tabellenende wegbefördert, dem Klassenerhalt aber ein kleines Stück näher gebracht.

Es war nicht zu erwarten, dass Bruno Labbadia seiner Mannschaft binnen vier Tagen einen Fußball beibringt, der so viel besser ist als der, den der HSV seit dem 0:8 in München abgeliefert hat. Es war auch nicht zu erwarten, dass die Spieler plötzlich Tore schießen, nur weil Joe Zinnbauer und Peter Knäbel ihnen nicht mehr erklärten, wie sie das machen sollen.

Aber genau darin liegt das Dilemma für Labbadia. Wie soll der erste Bundesliga-Abstieg noch verhindert werden, wenn die Mannschaft partout keine Torgefahr ausstrahlt? Außer der Chance von Zoltan Stieber in der ersten Halbzeit, als der Ungar den besten Hamburger Angriff mit einem Schuss knapp neben das Tor abschloss, gab es keine Annäherung ans Bremer Tor. Mittlerweile ist der HSV seit 585 Minuten ohne Tor, in 18 von 29 Spielen gelang kein eigener Treffer.

Durch die Rote Karte für Behrami und die Sperre für Lewis Holtby (5. Gelbe Karte) ist Labbadia zudem gezwungen, seine Elf, die er sich für die ohnehin schon schwierige Mission Klassenerhalt ausgeguckt hat, sofort umbauen.

"Keine Zeit zum Hadern"

Labbadia hat keine andere Wahl als Durchhalteparolen auszurufen: "Die Niederlage, und vor allem wie sie zustande gekommen ist, ist eine große Enttäuschung. Aber wir werden uns morgen wieder aufbauen und auf den guten Aspekten, die heute zu sehen waren, aufbauen. Wir haben keine Zeit zum Hadern."

Der Faktor Zeit ist Labbadias größtes Problem. Fünf Spiele bleiben ihm, um an den nötigen Stellschrauben zu drehen, um den Turnaround zu bewerkstelligen. Nächsten Samstag kommt der FC Augsburg in den Volkspark.

Einen unangenehmeren Gegner gibt es für den HSV in der jetzigen Situation kaum. Augsburg fühlt sich pudelwohl in der Rolle, dem Gegner Ballbesitz aufzudrängen, ihn zu Fehlern zu zwingen und dann auszukontern. Und was der HSV kann und vor allem nicht kann, wenn er das Spiel machen muss, blieb zuletzt niemandem verborgen.

Zum ersten Mal in fast 52 Jahren Bundesliga stehen die Rothosen nach dem 29. Spieltag am Tabellenende. Der Abstieg rückt näher, scheinbar unaufhaltsam.

In der letzten Saison profitierte der HSV im Endspurt von der Unfähigkeit der Mitstreiter Nürnberg und Braunschweig, die Niederlagenserie der Hamburger zu nutzen. Am Ende blieb der Dino über den Umweg Relegation drin.

Platz 16 nach 34 Spieltagen würde der Verein in dieser Saison sofort unterschreiben.

Bremen - Hamburg: Daten zum Spiel