Hannover tritt auf der Stelle

Doppel-Geburtstag: Hiroki Sakai wird am 12. April 25., Hannover 96 feiert sein 119-jähriges Bestehen
© Getty

Hannover 96 ist zum Auftakt des 28. Spieltags der Bundesliga nicht über ein 1:1 (0:0) gegen Hertha BSC hinausgekommen und steckt damit weiter tief im Abstiegskampf. Berlin kann hingegen langsam für die kommende Saison planen.

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Christian Schulz brachte Hannover vor 47.000 Zuschauern in der HDI-Arena in der 75. Minute nach einer Ecke in Führung. Als die Niedersachsen schon wie der sichere Sieger aussahen, traf Valentin Stocker mit einem Traumtor zum 1:1 (84.).

In der ersten Halbzeit sorgten vor allem die Schiedsrichterentscheidungen für Aufsehen, als Marco Fritz den Gästen aus Berlin ein Tor aberkannte und einen Elfmeter verwehrte.

Hannover wartet damit seit dem 16. Spieltag auf einen Sieg in der Bundesliga und könnte bei einem Sieg des Hamburger SV bis auf einen Punkt an den Relegationsplatz heranrücken.

Die Gäste aus Berlin bleiben hingegen auch im sechsten Pflichtspiel in Serie ohne Niederlage und melden sich langsam aber sicher aus dem Abstiegskampf ab.

Die Reaktionen:

Tayfun Korkut (Trainer Hannover 96): "Es war das erwartet schwierige Spiel. Wir wussten, dass wir auf eine Mannschaft treffen, die gut verteidigt. Das 1:1 ist zu wenig, wir hätten das Spiel nach der Führung durchbringen müssen. Die Mannschaft wollte, deshalb kann ich ihr keinen großen Vorwurf machen. Wir haben zumindest einen Punkt mehr auf der Habenseite."

Pal Dardai (Trainer Hertha BSC): "Zwei gut vorbereitete Mannschaften haben ein gutes Bundesligaspiel geboten. Das 0:1 fiel unglücklich, aber so wie die Mannschaft anschließend gespielt hat, war der Punkt für uns verdient. Der Schiedsrichter hat in verschiedenen Situationen einen möglichen Elfmeter nicht gepfiffen, das können wir nicht ändern. Wichtiger ist, wie die Mannschaft sich präsentiert hat."

Der Spielfilm:

Vor dem Anpfiff: 96-Trainer Korkut stellt im Vergleich zum 2:2 in Frankfurt auf einer Position um. Albornoz darf im linken Mittelfeld anstelle von Prib beginnen. Hannovers Keeper Zieler steht zum 135. Mal in Folge auf dem Platz - die derzeit längste Serie aller Bundesliga-Akteure.

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Einen Wechsel nimmt auch Gäste-Coach Dardei vor - allerdings gezwungenermaßen. Plattenhardt, der beim 2:0-Sieg gegen Paderborn noch in der ersten Elf stand, fällt mit einer Adduktorenzerrung aus. Für ihn spielt Schulz.

15.: Zieler kann einen Langkampf-Kopfball aus zehn Metern halblinker Position nicht festhalten, Brooks versenkt den Abstauber. Weil Langkamp beim Freistoß von Stocker aber klar im Abseits steht, gibt Fritz den Treffer zu Recht nicht.

24.: Sakai packt im eigenen Sechzehner die Bogenlampe aus, Haraguchi setzt sofort zum Drehschuss aus zwölf Metern an - Zieler ist links unten und rettet zur Ecke.

34.: Die erste Gelegenheit für 96. Sakai spielt mit Kiyotake Doppelpass, der Japaner hat auf der rechten Seite Platz. Briand nimmt die Flanke direkt, in Rücklage geht der Schuss aber deutlich über das Tor.

42.: Puh, knifflige Szene. Skjelbred steckt an der Sechzehnerkante zu Stocker durch, der von Schulz zaghaft gehalten wird und anschließend im Strafraum zu Boden gibt. Fritz' Pfeiffe bleibt stumm. Kontakt war da, über einen Strafstoß hätte Hannover sich nicht beklagen können.

50.: Ist das der Wachmacher für Hannover? Stindl zieht aus 22 Metern ab, der Ball klatscht an den Außenpfosten.

75., 1:0 Schulz: 96 führt und natürlich fällt das Tor nach einer Standardsituation. Kiyotake bringt einen Eckball herein, Sane steigt zum Kopfball hoch und trifft das Leder voll. Kraft kann den Ball gerade noch parieren, aber Schulz stochert das Leder aus kurzer Distanz über die Linie.

84., 1:1, Stocker: Einen Freistoß von Skjelbred können die 96er nicht weit genug klären. Im Rückraum nimmt Stocker den Ball artistisch mit einem Seitfallzieher volley. Er trifft das Leder exzellent, Zieler kann nur hinterherschauen.

Fazit: Mit einer engagierten zweiten Halbzeit war Hannover dem Sieg deutlich näher als die Gäste. Berlin verließ sich zu lange auf seine gute Defensive und nimmt mit Glück einen Punkt mit in die Hauptstadt.

Der Star des Spiels: Salif Sane. Spielte den defensiven Part hinter Stindl und Kiyotake und räumte dort fast alles ab, was ihm in den Weg kam. Gewann starke 74 Prozent seiner Zweikämpfe und hatte die drittmeisten Ballaktionen aller Hannover-Spieler.

Der Flop des Spiels: Didier Ya Konan. Gegen Frankfurt noch gefeiert, heute komplett untergetaucht. Wurde von seinen Hinterleuten kaum einmal in Szene gesetzt, tat aber auch nichts, um dies zu ändern. Hatte die wenigsten Ballaktionen aller Feldspieler, gewann weniger als 30 Prozent seiner Zweikämpfe und musste nach 65 Minuten vom Platz.

Der Schiedsrichter: Marco Fritz hinterließ insgesamt einen guten Eindruck, ging souverän aber nicht abgehoben mit den Spielern um und beruhigte die Partie, wenn es nötig war. In der 42. Minute wäre ein Elfmeter allerdings die mutigere und bessere Entscheidung gewesen.

Das fiel auf:

  • Korkut schickte seine Mannschaft wie schon gegen Dortmund und Frankfurt im 4-1-4-1 auf das Feld. Im Zentrum agierten Stindl und Kiyotake, wobei der Japaner seine Position wesentlich starrer interpretierte als Stindl, der sich immer wieder auf beide Flügel fallen ließ.
  • Deutlich defensiver agierten die Gäste. Im 4-2-3-1 empfing Berlin den Gegner erst ab der Mittellinie und stellte so die Passwege auf die Hannoveraner Verbundspieler zu. Den Niedersachsen gelang es so kaum einmal, sich durch das Zentrum zu kombinieren oder Drück über die Außen zu entwickeln.
  • Dabei beeindruckte vor allem die taktische Disziplin von Dardeis Team. Bei jedem Positionswechsel verschob die Hertha-Defensive sofort und bot 96 so fast überhaupt keine Lücken oder Möglichkeiten, das Spiel vertikal zu eröffnen. So kontrollierte Hannover zwar den Ball, ohne dabei allerdings Gefahr für das Tor der Gäste entwickeln zu können.
  • Mit zunehmender Spieldauer gewann Berlin immer mehr an Sicherheit und traute sich offensiv mehr zu. Wie auf der Gegenseite, wurden die Angriffe aber fahrlässig und viel zu ungenau zu Ende gespielt.
  • Vor allem die Hereinnahme von Bittencourt brachte eine deutliche Verbesserung im Hannoveraner Spiel, was sich nun deutlich breiter darstellte und immer wieder Räume auf den Außen schuf. Letztlich brauchten beide Teams aber eine Standardsituation, um zum Torerfolg zu kommen.

Hannover - Hertha: Die Statistik zum Spiel