Alle auf die Nummer 9

Robert Lewandowski (l.) traf bei Bayerns Sieg gegen Frankfurt zwei Mal
© Getty

Er wurde fast schon als Fehleinkauf tituliert, doch Robert Lewandowski entwickelt sich in der entscheidenden Phase der Saison zum absoluten Leistungsträger des FC Bayern München. Der Pole kann es sich selbst nicht erklären, aber für den Aufschwung gibt es plausible Gründe.

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Robert Lewandowski hat eine Gabe. Er kann wunderbar Emotionen verstecken. Eine Erklärung über eine bittere Enttäuschung kann beim Polen genauso klingen wie eine Deklaration über ein unendliches Glücksgefühl.

Auch sein Mimikspiel passt sich dem an: Zu Tode betrübt oder extrem glücklich. Es sieht bei Lewandowski ziemlich gleich aus. Damit hat er zwar noch nicht die Qualitäten eines Jiri Nemec erreicht, von dem man immer noch nicht weiß, ob er je gesprochen hat.

Beim Sieg gegen Eintracht Frankfurt machte Lewandowski eines seiner besten Spiele für den FC Bayern, für den er seit Sommer spielt. Er schoss zwei Tore und dann noch ein paar Mal gefährlich aufs Tor und riss die Zuschauer in der Allianz Arena so mit, wie es sonst oft nur Arjen Robben oder Franck Ribery schaffen.

Besser als Gerd Müller

Es gab Menschen, die von einem Fehleinkauf sprachen, wenn sie über Lewandowski sinnierten. Jetzt hat er fünf der letzten sechs Bayern-Tore in der Bundesliga geschossen. Er hat in seiner ersten Saison schon 16 Bundesliga-Tore auf dem Konto. Der große Gerd Müller kam in seiner Premieren-Saison auf 15. Statistiken, die Lewandowski nicht wirklich zu einem Fehleinkauf machen.

Zeigte der frühere Dortmunder über weite Strecken der Saison starke Leistungen mit Unterbrechungen, startet er jetzt durch und ist seit Wochen in bestechender Form.

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Woher kommt der Aufschwung? "Ich weiß es nicht", sagt Lewandowski. Wer ihm währenddessen in die Augen blickt, glaubt sogar, dass der Angreifer keinen blassen Schimmer hat, warum er derzeit so viele Tore schießt: "So ist halt der Fußball manchmal."

In manchen Fußballsendungen gibt's dafür drei Euro Strafe, doch im Lewandowski-Sprech ist das normal. Viel erklären mag er nicht.

Rummenigge: "Sehr wichtiger Transfer"

Also reden andere über ihn. "Es ist nicht einfach für ihn im ersten Jahr", so Trainer Pep Guardiola, "aber in dieser wichtigen Phase der Saison haben wir den bestmöglichen Lewandowski. Das ist sehr wichtig." Vorstandsboss Karl-Heinz Rummenigge sagt: "Er ist ein sehr wichtiger Transfer für uns gewesen und wir sind sehr zufrieden mit ihm."

Dass Lewandowski gegen Frankfurt mehr Tore hätte schießen können, mag Ex-Stürmer Rummenigge nicht als Kritikpunkt festhalten: "Wer zwei Tore schießt, darf zufrieden sein." Lewandowski verbuchte seinen vierten Doppelpack in dieser Saison.

Warum es zuletzt so gut läuft, ist damit aber immer noch nicht beantwortet. Dabei gibt es durchaus plausible Gründe. Dass mit Robben und Ribery aktuell zwei Leistungsträger ausfallen, ist für den FC Bayern bitter. Ihre Wichtigkeit ist nicht nur in Statistiken zu fassen, sondern seit Jahren augenscheinlich.

Lewandowski ist kein Mandzukic

Dass aber besonders Robben viel Zug zum Tor entwickelt und selbst gerne den Abschluss sucht, sorgt mitunter dafür, dass der Mann, der eigentlich die Tore machen soll, eine Nebenrolle einnimmt. Manchmal eben auch Lewandowski, der hin und wieder seine Position im Zentrum aufgeben musste oder auf der Bank zusah, wie andere seine Aufgaben übernahmen.

Dass Guardiola ein grundsätzliches Problem mit dem Neuzugang habe, darüber wird oft gemunkelt. Einen konkreten Anhaltspunkt hatte man dafür nicht. Bis auf Beispiele aus der Vergangenheit wie Zlatan Ibrahimovic oder Mario Mandzukic. Mittelstürmer, die unter Pep nicht glücklich wurden. Lewandowski ist aber ein anderer Typ Spieler. Anpassungsfähig, taktisch klug, mannschaftsdienlich, aber mit dem nötigen Killerinstinkt ausgestattet.

Holt sich Lewy die Torjägerkanone?

Gegen Frankfurt war auffällig, wie stark das Offensivspiel auf den Polen zugeschnitten war, wie oft Thomas Müller, Mario Götze und allen voran Thiago Alcantara Lewandowski, den Zielspieler, suchten. Alle auf die Nummer 9, hieß die bayerische Idee gegen Frankfurt. Und sie war ein voller Erfolg.

Die Bayern sind auf dem Weg zur erneuten Titelverteidigung in der Bundesliga und Lewandowski plötzlich auch auf dem Weg zur Verteidigung der Torjägerkanone. Rummenigge bescheinigt ihm eine "gute Quote" und räumt ihm "gute Chancen" ein, dass Lewandowski wieder Deutschlands erfolgreichster Schütze werden kann.

Die Bundesliga-Torjägerliste

Müller, der sich nicht nur gegen Frankfurt als kongenialer Lewandowski-Partner hervortat, würde sich über Lewandowskis Titelverteidigung freuen, hat aber für seinen Kollegen ein anderes Ziel ausgemacht. "Der Robert soll lieber die Torjägerkanone in der Champions League holen."

Drei Tore hat Lewandowski in dieser Saison in der Königsklasse erzielt. Spitzenreiter Luiz Adriano ist mit Schachtjor Donezk bereits ausgeschieden, Cristiano Ronaldo und Lionel Messi haben acht Treffer auf dem Konto und sind mit ihren Klubs noch im Rennen. Da erscheint die Bundesliga-Kanone realistischer.

Oder, Herr Lewandowski? Er zuckt mit der Schulter und geht von dannen. Emotionen sind eben nicht sein Spezialgebiet.

Bayern - Eintracht Frankfurt: Daten zum Spiel

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