Hoffnung, Erleichterung, Eierkuchen

Für Hannover wird's im Abstiegskampf jetzt eng - doch es gibt Anzeichen für Hoffnung
© Getty

Borussia Dortmund beendet nach drei Pflichtspielen seine Torflaute, ein Schritt nach vorne ist der Sieg gegen Hannover aber nur tabellarisch. Während beim BVB recht unterschiedlich mit dem Dreier umgegangen wird, darf sich 96 trotz Pleite im Abstiegskampf Hoffnung machen. Spielerisch geht's aufwärts - der Coach soll bleiben.

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"Ich habe meiner Mannschaft gesagt, dass es cool wäre, wenn wir nochmal anfangen würden Fußball zu spielen." Jürgen Klopps Kabinenansprache für seine Dortmunder fruchtete. Doch dafür war in erster Linie nicht das Team des BVB verantwortlich. Gegen den bis dahin erschreckend blassen Auftritt in Hannover brauchte es einen Platzverweis gegen Leonardo Bittencourt. Dann, ab Minute 55 in Überzahl, begann der BVB damit, Fußball zu spielen.

Der Gedanke, dass ohne die Hinausstellung gegen die bis dato überlegenen Hannoveraner keine Drei beim BVB gestanden wäre - weder bei den erzielten Toren, noch bei den gewonnen Punkten - ist nicht abwegig. Sogar nach 35 Minuten in Unterzahl standen bei Hannover am Ende der Partie mehr Ballbesitz, mehr gewonnene Zweikämpfe, mehr Torschüsse.

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Bis zur für diese Partie schicksalsträchtige 55. Minute war der Auftritt des BVB ein Abziehbild auf die letzten Spiele der Westfalen. Die kreativen Probleme bei eigenem Ballbesitz? Geblieben. Das kollektive Gegenpressing und schnelle Balleroberungen? Kaum vorhanden.

Die Defensive stand vor allem bei schnellen Gegenangriffen von 96 ein ums andere Mal mit heruntergelassener Hose da, vorne gab's in Halbzeit eins neben dem Tor genau einen weiteren Schuss auf Ron-Robert Zielers Tor.

"Dass wir uns steigern müssen, ist klar"

"Bei uns war nicht alles Friede, Freude, Eierkuchen", sagte Sebastian Kehl im Anschluss an eine Partie, deren einzigen positiven Aspekte die Beendigung der Torflaute und drei weitere Punkte weg aus der gefährlichen Zone waren. Die Grundsätzlichen Problemzonen bleiben jedoch bestehen. "Dass wir uns steigern müssen, ist klar", legte Kehl nach. "Dass wir in dieser Saison bis dato noch nicht an unsere Leistungsgrenze gekommen sind, das konnte man auch heute an diesem Spiel sehen."

Für Klopp war der Blick auf die Tabelle ohnehin das wichtigste. "Wer sich die Tabelle anschaut, weiß, wie wichtig dieser Sieg heute war", so der Coach nach Abpfiff. "Wir haben jetzt acht Punkte Vorsprung und stecken nicht mehr mitten im Sumpf."

Dennoch sei der Plan weiterhin "punkten, punkten, punkten". Vor allem angesichts der nächsten Gegner - der BVB muss gegen Mönchengladbach und die Bayern ran - seien die "nächsten sechs Punkte auch nicht automatisch auf dem Konto".

Neben den acht Punkten auf den Relegationsrang sind es nur noch fünf Zähler bis zum FC Augsburg auf Europa-League-Platz sechs. Ein Gedanke, der sich für den Trainer aber noch verbietet: "Wenn der Tag da ist, an dem wir nicht mehr absteigen können, gucken wir, wie viele Spieltage dann noch übrig sind."

Zumindest einer im Lager der Schwarzgelben sieht das aber anders. "Es sind nur noch wenige Punkte bis auf Platz sechs", rechnete Pierre-Emerick Aubameyang vor, der mit seinen Saisontoren elf und zwölf maßgeblich am BVB-Triumph beteiligt war. "Jetzt sollte der Blick nach oben Richtung Europa League gehen. Wir sollten optimistisch bleiben."

Sichtbare Fortschritte bei Hannover

Optimismus sollte nach diesem Spiel, so seltsam es klingen mag, am ehesten noch bei Hannover herrschen. Trotz der Niederlage. Trotz der Tatsache, dass 96 nach dem Stuttgarter Sieg gegen Frankfurt das einzige Team ist, das in der Rückrunde noch ohne Erfolgserlebnis ist.

"Die Situation ist schon bedrohlich, weil wir nur noch zwei Punkte Vorsprung haben", weiß Keeper Zieler, der mit den Niedersachsen spätestens jetzt im Schlamassel angekommen ist. "Fakt ist aber auch, dass wir an uns glauben müssen. Uns bleibt nichts übrig, als weiterzukämpfen."

Und diesen Kampf hat Hannover angenommen. Der Auftritt gegen den BVB - es war ein deutlicher Fortschritt gegenüber dem blutleeren Spiel gegen die Fohlen (0:2). Vom Anstoß weg präsentierte sich 96 mutig, preschte nach vorne, störte den BVB früh und spielte sich gute Angriffe heraus. Bei Hannover ist ein Fortschritt erkennbar.

"Die Tendenz geht dahin..."

"Man hat gesehen, dass die Mannschaft unbedingt wollte. Wir haben es bis zur letzten Sekunde versucht", stellte sich auch Trainer Tayfun Korkut vor sein Team. Die Luft für ihn ist nach der Pleite dünner denn je. Gerade, weil 96 im freien Fall "mitten drin im Abstiegskampf" angekommen ist.

"Ich habe die größte Verantwortung, spüre aber immer noch das Vertrauen", sagte Korkut, der gegen die machbaren Gegner aus Frankfurt und Berlin jetzt aber liefern muss.

Dass er da noch auf der Bank sitzt, davon darf trotz der Ausbeute von drei Punkten aus zehn Rückrundenspielen ausgegangen werden. "Die Tendenz", sagte Sportdirektor Dirk Dufner nach der Partie, "geht dahin, dass er bleibt".

Hannover - Dortmund: Daten zum Spiel