Hertha stößt HSV unten rein

Hamburgs Cleber kommt vor John Anthony Brooks (l.) und Peter Pekarik (r.) an den Ball
© Getty

Der Hamburger SV hat den erhofften Befreiungsschlag zum Auftakt des 26. Spieltags verpasst. Gegen die ebenfalls abstiegsbedrohte Hertha unterlagen die Rothosen nach einem schwachen Bundesligaspiel mit 0:1 (0:0). Berlin kann sich hingegen etwas Luft verschaffen.

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53.640 Zuschauer in der Imtech-Arena sahen ein zerfahrenes Spiel mit wenigen Torgelegenheiten und kaum Höhepunkten.

Erst kurz vor dem Ende entschied Sebastian Langkamp die Partie mit einem Kopfballtreffer (84.). Berlin kann sich durch den Sieg bis auf Platz 13 verbessern und distanziert den Hamburger SV, der erstmals seit 1998 wieder ein Freitagsspiel in der Bundesliga verliert, auf vier Punkte.

Kurz vor dem Siegtreffer der Berliner flog HSV-Verteidiger Cleber nach einem Ellenbogenschlag mit Gelb-Rot vom Platz und fehlt damit für die kommende Partie in Leverkusen.

Mit nun 15 Spielen ohne eigenen Treffer und nur 16 Toren nach 26. Spieltagen rückt der HSV dem Abgrund immer näher. Nur Tasmania Berlin (65/66) und der 1. FC Köln (01/02) trafen in der Geschichte der Bundesliga seltener, beide Mannschaften stiegen am Ende ab.

Für Sonntag haben die Hanseaten einen Krisengipfel einberufen, in dem das weitere Vorgehen für die Schlussphase der Saison besprochen wird. Ob Joe Zinnbauer im Anschluss an die Gespräche noch Trainer der Rothosen sein wird, ist mehr als fraglich.

Reaktionen:

Peter Knäbel (Sportchef Hamburger SV): "Wir sind da unten dick drin und werden die Situation nach der ersten Hälfte der Rückrunde gründlich analysieren. Wir müssen schauen, dass wir den Rest der Saison erfolgreicher spielen. Es gibt viele Mutmaßungen, aber wir müssen den herben Rückschlag erst einmal verdauen."

Joe Zinnbauer (Trainer Hamburger SV): "Wir haben ein wichtiges Spiel verloren. Die Mannschaft hat ordentlich angefangen und gute Möglichkeiten herausgespielt. Auch in der zweiten Hälfte haben wir noch gute Szenen. Aber wir treffen halt das Tor nicht. Nach dem Platzverweis fangen wir gleich das Tor und dann ist es ganz schwierig. Ich wäre lieber zu dem Gespräch gegangen, wenn wir gewonnen hatten. Wir kämpfen weiter und geben alles."

Pal Dardai (Trainer Hertha BSC): "In der ersten Hälfte war Hamburg besser. Aber nach der Pause haben wir gut gespielt und verdient gewonnen. Das war heute ein wichtiger Sieg, aber wir haben noch keine Ruhe. Wenn wir nach der Länderspielpause gegen Paderborn gewinnen, dann sieht es ganz gut für uns aus."

SPOX-Spielfilm:

Vor dem Anpfiff:

HSV-Trainer Zinnbauer wechselt im Vergleich zur 0:3-Niederlage in Hoffenheim auf vier Positionen: Adler ersetzt Drobny (Rote Karte), davor starten Djourou, van der Vaart und Müller für Ostrzolek, Gouaida und den gelbgesperrten Jiracek.

Auf der anderen Seite hält Hertha-Coach Dardei an den elf Akteuren fest, die gegen Schalke (2:2) erst in den letzten Minuten den Ausgleichstreffer hinnehmen mussten.

6.: Stieber kreuzt an der rechten Strafraumkante nach innen und zieht mit links ab. Brooks hält das Bein rein und macht den eigentlich harmlosen Ball zur gefährlichen Bogenlampe, die Kraft gerade noch über die Latte lenken kann.

12.: Ein Cleber-Kopfball nach einer Ecke tropft an den rechten Pfosten und wird von Olic abgestaubt. Dingert gibt den Treffer aber zurecht nicht, weil sich der Brasilianer zuvor klar gegen Lustenberger aufstützte.

15.: Olic verlängert Westermanns Einwurf auf Höhe des Sechzehners mit dem Hinterkopf ins Zentrum. Van der Vaart versucht es direkt, verfehlt das linke Aluminium aber um gut einen Meter.

25.: Van der Vaart tritt zum ruhenden Ball aus 25 Metern halbrechter Position an, zielt aber deutlich am rechten Knick vorbei - keine Gefahr für Kraft.

36.: Wieder zieht Stieber von der rechten Seite rein und fasst sich ein Herz. Sein Linksschuss aus 25 Metern rauscht knapp links vorbei.

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64.: Die erste Halbchance der zweiten Halbzeit. Beerens geht rechts bis zur Grundline und flankt in den Sechzehner, wo Cleber und Djourou Kalou aus den Augen verloren haben. Der Kopfball des Ivorers ist aber viel zu mittig und kein Problem für Adler.

68.: Nach einem furchtbaren Fehlpass von Brooks im Spielaufbau taucht Olic alleine vor Kraft auf. Der Kroate lässt sich halbrechts aber viel zu viel Zeit und legt erst im letzten Moment auf Lasogga quer. Der wird von Langkamp entscheidend gestört - Chance vertan.

81., Cleber: Hamburg nur noch zu zehnt. Cleber fährt im Luftzweikampf den Ellenbogen aus und erwischt Lustenberger im Gesicht. Dingert zieht die zweite Gelbe und entscheidet damit richtig.

84., 0:1, Langkamp: Jetzt wird es doppelt bitter. Plattenhardt bringt einen Freistoß von der linken Seite in den Sechzehner, wo Langkamp Behrami entwischt und aus acht Metern rechts unten einköpft. Adler ist chancenlos.

Fazit: Hertha gelingt der Lucky Punch in einem Spiel, das eigentlich keinen Sieger verdient hatte. Nach solch einer gruseligen Offensiv-Vorstellung kann sich darüber in Hamburg aber niemand beschweren.

Der Star des Spiels: Sebastian Langkamp machte 83 Minuten eine unauffällige, solide Partie, hatte die drittmeisten Ballaktionen seiner Mannschaft und gewann fast 70 Prozent seiner Zweikämpfe. Mit seinem Treffer kurz vor dem Ende ganz klar der Matchwinner.

Der Flop des Spiels: Nicolai Müller. Einer von vielen Totalausfällen in der Hamburger Offensive. Konnte in keiner einzigen Situation für Gefahr sorgen und gewann weniger als 40 Prozent seiner Zweikämpfe. Ließ Dieckmeier zudem in der Defensive zu oft alleine.

Der Schiedsrichter: Christian Dingert erlebte einen ruhigen Abend, an dem er sich weder mit strittigen Szenen, noch mit unnötigen Fouls oder übertriebener Härte auseinandersetzen musste. Lag bei all seinen Entscheidungen richtig und beruhigte das Spiel, wenn es nötig war. Clebers Aufstützen und Platzverweis erkannte er richtig.

Das fiel auf:

  • Hamburg kam in einem offensiv ausgerichteten 4-2-3-1 gut in die Partie, machte sofort Druck über die Außen und hatte früh die ersten Abschluss-Gelegenheiten. Vor allem Westermann schaltete sich über seine linke Seite in fast jeden Angriff mit ein und war wesentlich aktiver als Diekmeier gegenüber.
  • Allerdings brauchte auch der Gast aus Berlin nicht lange, um genau darin seine Chance auf Konter zu sehen. Begünstigt durch den fehlerhaften Ballvortrag der Hamburger konnte die Hertha mehrfach schnell umschalten und sich bis vor das Tor von Rene Adler kombinieren. Genau wie auf der anderen Seite scheiterten die Angriffe aber zu oft am letzten Pass oder am Abschluss.
  • Nach durchaus sehenswerten ersten 30 Minuten flachte die Partie zusehends ab und spielte sich hauptsächlich im Mittelfeld ab. Hamburg kontrollierte den Ball und lauerte auf Lücken im Abwehrverbund der Gäste, Berlin konzentrierte sich auf eine stabile Defensive.
  • Und das reichte! Mit einfachsten Mitteln zeigte Hertha dem HSV die erschreckende Harmlosigkeit seiner Offensiv-Abteilung auf. Hilflosigkeit, Ratlosigkeit, Ideenlosigkeit - Hamburg hätte wohl auch kein Tor geschossen, wenn das Spiel 180 Minuten gedauert hätte.
  • Zwar kam von den Gästen genau so wenig im Angriff, dafür wusste die Hertha im Gegensatz zu den Hausherren zumindest eine Standardsituation zu nutzen. Langkamps Treffer war abgesehen von Kalous Chance die einzig nennenswerte Szene einer sehr schlechten zweiten Halbzeit.
  • Ivica Olic kam als großer Hoffnungsträger im Abstiegskampf, kann dem HSV derzeit aber kaum helfen. Mittlerweile wartet der Kroate seit über zehn Stunden auf den ersten Treffer seit seinem Comeback, was allerdings mehr seinen Nebenleuten zu verschulden ist. Auch gegen Berlin hing Olic fast das gesamte Spiel über in der Luft und musste oft weite Wege gehen, um sich einbinden zu können.

Hamburg - Hertha: Die Statistik zum Spiel