Auftrag mit Dellen erledigt

Dortmund hat keine der letzten 15 Partien an einem Freitagabend verloren
© Getty

Borussia Dortmund spielte beim 3:2-Auswärtssieg gegen FC Augsburg lange Zeit sehr gut, dann kurze Zeit sehr schlecht - und hätte nach einer 3:0-Führung beinahe noch einen doppelten Punktverlust hinnehmen müssen. Der BVB kämpft weiterhin mit den Nachwehen der WM, freute sich nach der Auftaktpleite gegen Leverkusen aber über eine positive Reaktion.

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Diesmal ist nichts Geschichtsträchtiges passiert. Der BVB, der neben der höchsten Bundesliganiederlage seit letztem Wochenende auch das schnellste Gegentor aller Zeiten kassiert hat, lieferte in Augsburg ein Spiel ab, das nicht in die Annalen eingehen wird.

Nach dem Neun-Sekunden-Schock gegen Leverkusen am letzten Wochenende, von dem sich das Team das restliche Spiel kaum mehr erholen konnte, verlangte Dortmunds Trainer Jürgen Klopp eine Reaktion von seiner Mannschaft. Beim FCA bekam er sie, allerdings mit einzuordnenden Dellen.

Klopp: "Sehr gut verteidigt"

Bereits nach 14 Minuten führte sein Team mit 2:0 - und schrieb damit Geschichte für den FCA. Die Fuggerstädter lagen in der Bundesliga zu diesem frühen Zeitpunkt nämlich noch nie so hoch zurück.

Dass Augsburg daraufhin lange Zeit nichts auf die Kette bekam, lag einerseits an jener Lähmung, die auch den BVB in der Vorwoche heimsuchte. Zum anderen zeigten die Westfalen aber wie erhofft eine lange Zeit dominant geführte Partie.

In Dortmunds Bemühungen waren viele brauchbare Versatzstücke zu sehen, die die BVB-Spielidee ausmachen sollen. Das Mittelfeldpressing funktionierte gut koordiniert und ging abgesichert vom Nebenmann vonstatten. Im Umkehrspiel überbrückte man die Räume schnell (und präzise) und kam so zu vielen guten Torgelegenheiten (oft unpräzise). Und defensiv "haben wir das für einen ganz langen Zeitraum sehr gut verteidigt", wie Klopp nach dem Spiel meinte.

Dortmund verliert den Faden

Dieser ganz lange Zeitraum endete rund um die 80. Minute. Dortmund erspielte sich zuvor aussichtsreiche Angriffe, die zu deutlich mehr als drei Treffern hätten führen müssen.

Doch die Borussia nahm nach der vermeintlichen Entscheidung durch Adrian Ramos' Tor zum 3:0 den Fuß vom Gas, verteidigte zu passiv und verlor damit auf Anhieb komplett den Faden. Augsburg glaubte nach dem Anschlusstor wieder an sich und wäre durch Tobias Werner tatsächlich noch um ein Haar zum Ausgleich gekommen.

Dass der BVB derzeit auch solche Spielverläufe durchleben muss und sein Spiel vorerst nur bruchstückhaft, aber eben noch nicht konstant auf den Platz bekommt, hängt eng mit der zerklüfteten Vorbereitung zusammen. Dortmund kämpft mit den Nachwehen der WM und muss seit rund zwei Monaten improvisieren.

WM-Fahrer, Verletzte, Rekonvaleszenten

Die Mannschaft ließe sich momentan in viele Grüppchen aufteilen, weil zahlreiche Spieler unterschiedliche physische Konstitutionen aufweisen.

Klopp hat zum einen die lang urlaubenden WM-Fahrer an eine höhere Belastung zu gewöhnen, die einige andere immerhin längst wieder gehen können. Es gibt weiterhin auch mehrere Verletzte zu beklagen. Dazu noch die Rekonvaleszenten, die ihre Blessuren zwar größtenteils überwunden, aber eben noch Rückstand an Fitness und Wettkampfhärte haben.

Diese Umstände erschwerten es bisher, eine Art Kern-Mannschaft heraus zu bilden, mit der man gezielt an Schwerpunkten arbeiten kann und die sich nebenbei einspielt.

"Ein großer Schritt"

Man "hantiere" mit dieser Situation, sagt Klopp. Die erwünschten Abläufe flackern beim BVB derzeit zwar häufig schon in beide Richtungen des Spielfelds auf. Bis man die angestrebte Stabilität erreicht, könnten aufgrund der Personalsituation aber noch ein paar Wochen vergehen.

Hat man die Ambitionen, die Dortmund hat, darf die aktuelle Lage aber wiederum kein Grund sein, um nicht "wie geplant" zu punkten. An diesem Freitagabend standen die Westfalen nach der Nullnummer gegen die Werkself bereits vor der Gefahr eines echten Fehlstarts.

Weil am Ende in Augsburg dennoch der Auftrag erfüllt wurde, reagierten Trainer wie Spieler im Anschluss an die Partie übereinstimmend. "Einen großen Schritt" habe man gemacht, über die letzten zehn Minuten des Spiels werde aber noch zu sprechen sein, hieß es.

Kaum Trainingsarbeit möglich

In Roman Weidenfeller, Neven Subotic, Kevin Großkreutz und auch Marco Reus brachte Klopp diesmal vier Akteure, die am dringlichsten unter Wettkampfbedingungen Fortschritte machen sollen. Das ist notwendig, stößt aber noch an Grenzen.

"Man hat gesehen, dass ein paar Spieler ab der 60. Minute Probleme hatten - weil das auch nicht anders sein kann. Die Jungs in der Offensive haben einen großen Schritt nach vorne gemacht. Ich hoffe, dass da aber noch keiner bei 100 Prozent ist. Da muss und wird noch mehr gehen", sagte Klopp.

Nach der Länderspielpause geht es in die erste heiße Phase der Saison, bis dahin wird man aufgrund der vielen Abstellungen nichts an Trainingsarbeit aufholen können. Die Situation ändert sich so schnell nicht, die Freude über die erste positive Reaktion der Saison überwog beim BVB daher.

Der Coach: "Nach einer Heimniederlage nach Augsburg zu fahren ist nicht vergnügungssteuerpflichtig. Ich habe das Gefühl, dass ein 3:2 ein verdammt gutes Ergebnis in Augsburg ist."

Augsburg - Dortmund: Daten zum Spiel