Ein Schrecken ohne Ende

Marco Reus verletzte sich gegen Paderborn wohl erneut schwer
© getty

Borussia Dortmund hat gegen den SC Paderborn nicht nur wichtige Punkte liegen lassen, sondern auch noch Marco Reus verloren. Der Nationalspieler wird dem BVB bis Januar fehlen. Dabei ist das Unentschieden bei weitem nicht so schmerzhaft wie der abermalige Ausfall des Leistungsträgers.

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Jürgen Klopp war in der 64. Minute nicht mehr zu halten. Wie ein HB-Männchen sprang er vor seiner Trainerbank auf und ab, schimpfte abwechselnd in Richtung Paderborner Bank und Marvin Bakalorz, der auf Höhe der Mittellinie Marco Reus abgrätschte und Klopp so auf die Palme brachte. Wenige Minuten zuvor hatte der BVB den Anschlusstreffer beim SC Paderborn kassiert.

Der erst von einer Sehnenzerrung genesene Reus wurde daraufhin auf einer Trage vom Platz gebracht. Mit einem dicken Knöchel ging es anschließend direkt ins Krankenhaus. Dem Nationalspieler droht wieder eine mehrwöchige Pause, wie Michael Zorc nach dem Schlusspfiff inoffiziell bestätigte. "Alle haben mich angeschaut, als ob eine Katastrophe passiert ist", sagte Klopp nach dem Spiel. Schiedsrichter Wolfgang Stark gab Bakalorz in dieser Szene nur die Gelbe Karte, obwohl der Rote Karton die bessere Wahl gewesen wäre.

Der 2:2-Ausgleichstreffer in der 81. Minute durch Mahir Saglik und das noch erreichte Unentschieden des SC Paderborn ging in der Reus-Diskussion fast ein wenig unter. Am Ende stand der BVB mit nur einem Punkt und einem abermals verletzten Nationalspieler da.

In der ersten Hälfte läuft vieles richtig

Dabei passte beim BVB vor der Pause das, was in dieser Saison noch nicht allzu häufig passte: die Chancenverwertung. Pierre-Emerick Aubameyang brachte die Gäste nach feiner Vorarbeit von Erik Durm mit der ersten Chance in Führung. Kurz vor der Pause bediente der Gabuner Reus, der gekonnt zum 2:0 abschloss. Zur Pause schien die schwarz-gelbe Welt in Ordnung, keiner rechnete mehr damit, dass sich Dortmund die Butter vom Brot nehmen lassen würde.

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Doch erschreckend schwach zeigten sich die Gäste mit Wiederanpfiff. Viel zu lethargisch und unkonzentriert agierte die Klopp-Elf. Andre Breitenreiter hatte mit der Einwechslung von Elias Kachunga ein offensives Zeichen gesetzt. Gewann der BVB in Halbzeit eins noch alle wichtigen Zweikämpfe im Mitelfeldzentrum, war man danach fast immer einen Schritt zu langsam.

In der zweiten Hälfte läuft wenig richtig

Der 1:2-Anschlusstreffer fiel ausgerechnet durch einen Konter, was fast schon sinnbildlich für die zweite Hälfte der Borussen war. In der 73. Minute hatte der eingewechselte Kevin Großkreutz das so wichtige 3:1 auf dem Fuß, verpasste aber um Zentimeter.

In der 80. Spielminute machte es der Weltmeister besser, doch diesmal hatten Wolfgang Stark und seine Assistenten etwas dagegen und pfiffen Großkreutz zu Unrecht wegen Abseits zurück. Stark griff somit ein zweites Mal entscheidend in das Spiel ein.

Quasi im Gegenzug kassierte der BVB den Ausgleich, als Saglik nach einem Eckball im Fünfmeterraum nicht entscheidend am Kopfball gehindert wurde. "Ich weiß nicht, ob es jemals eine beschissenere zweite Hälfte für einen Bundesligisten gab", sagte Ilkay Gündogan nach dem Spiel.

Tatsächlich lief es nach dem Seitenwechsel ziemlich unglücklich für die Schwarz-Gelben. Klopp stellte treffend fest: "Wir haben in der ersten Hälfte Fehler gemacht, aber auch viele richtig und zudem zwei Tore erzielt. In der zweiten Hälfte haben wir auch viele Fehler gemacht, aber keine Tore erzielt."

"Schwerer zu verarbeiten als das Unentschieden"

Die Elf kann in dieser Saison kleinste Nackenschläge nicht verkraften. Befand sich der BVB vor der Länderspielpause auf einem dünnen aufsteigenden Ast, so ist dieser mit der Reus-Verletzung vorerst abgebrochen. "Dass Marco Reus jetzt wieder ausfallen könnte, ist schwerer zu verarbeiten als das Unentschieden", hielt der Coach fest.

Nachdem der Sündenbock das Foul nach dem Spiel noch einmal gesehen hatte, zeigte er sich erschrocken ob der Bilder und entschuldigte sich für das harte Einsteigen. "Wir waren damals im Trainingslager zusammen auf dem Zimmer - ich würde Marco Reus niemals gewollt umtreten", sagte der Paderborner: "Ich wollte zum Ball gehen, aber ich berühre ihn, das war zu heftig. Es tut mir auf jeden Fall leid."

Unter der Woche muss der BVB beim FC Arsenal versuchen, das Spiel abzuhaken. In der bisherigen Saison galt die Champions League immer als Wohlfühloase und Brunnen für Selbstvertrauen - so sollte es auch am Mittwoch sein. "Die Phase endet eben noch nicht", bemerkte Klopp. Und so wird dem Unentschieden - wie auch immer es am Ende zustande kam - keine allzu große Aufmerksamkeit geschenkt: "Ich habe kein Problem, hier remis zu spielen und einen Riesenrespekt vor Paderborn. Das war einfach kein guter Tag für uns."

Paderborns Leistung geht unter

Gegen Arsenal kann der BVB nun unter Wettkampfbedingungen sein Spiel ohne Reus proben, denn für das Achtelfinale der Königsklasse sind sie bereits qualifiziert. In der Liga aber ist die Lage weiter sehr dürftig. Elf Punkte aus zwölf Spielen, das ist noch immer zu wenig.

Durch den reus'schen Nackenschlag auf BVB-Seite geht beim Gegner fast unter, dass der Aufsteiger aus Paderborn gegen den CL-Teilnehmer aus Dortmund einen - aufgrund der starken Leistung in der zweiten Hälfte - verdienten Punkt holte und weiterhin mit fünf Zählern vor den Gelb-Schwarzen liegt.

Aber auch das dürfte den Dortmundern an diesem Wochenende herzlich egal sein.

Paderborn - Dortmund: Daten zum Spiel