Luhukays großer Bonus

SID
Jos Luhukay führte die Hertha in die Bundesliga und hat ein entsprechendes Standing im Verein
© getty

Spieler und Trainer wirkten ratlos, die Fans stimmten ein gellendes Pfeifkonzert an: Nach der schlechtesten Leistung der laufenden Saison beim 0:2 (0:1) im Heimspiel gegen Hannover 96 hat sich Hertha BSC selbst in die Abstiegszone der Fußball-Bundesliga manövriert. Vor der Mitgliederversammlung des Klubs am Montag wurden Erinnerungen an die schlimmen Abstiegsjahre 2010 und 2012 wach.

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"Ihr, die Fans und einige Spieler haben eine Vorgeschichte aus den letzten Jahren", sagte Trainer Jos Luhukay am Tag nach der enttäuschenden Vorstellung und ging direkt auf die Ängste der Fans ein. "Ich denke aber nach elf Spieltagen nicht an Szenarien, die vielleicht irgendwann eintreten könnten", sinnierte der Niederländer.

Doch ein wenig klangen die Worte des 50-Jährigen, der in Berlin bei Fans und Klubführung nach wie vor großen Kredit genießt, nach Durchhalteparolen. Die erschreckend schwache Leistung seines Teams gegen Hannover sorgte auf den Rängen für Entsetzen und Kopfschütteln: kein Aufbäumen, keine Ideen, stattdessen die altbekannten Fehler. Die Folge: Mit nur elf Punkten aus elf Spielen ist die Abstiegszone ganz nah.

Oberflächliche Erklärungen

Die Erklärungen für das Desaster blieben wieder an der Oberfläche. "Wir hatten den großen Willen, aber keine Überzeugung", sagte Luhukay. "Wir haben keinen wirklichen Zugriff auf die Partie bekommen", meinte Manager Michael Preetz. 14 Millionen Euro hatte Hertha vor der Saison in neun neue Spiele investiert. Doch warum Luhukay aus dem Spielermaterial offensichtlich keine Mannschaft formen kann, bleibt weiter ein Rätsel.

Bis auf Stürmer Salomon Kalou, der immerhin Einsatz zeigte, konnte keiner der Neuzugänge annähernd überzeugen. Die offensive Mittelfeldreihe mit den Neuzugängen Roy Beerens, Valentin Stocker und Genki Haraguchi enttäuschte komplett. In der Abwehr bildeten John Heitinga und Fabian Lustenberger das schon gewohnt unsichere Duo.

Zumindest Lustenberger fehlt im nächsten Spiel. Der Kapitän zog sich gegen Hannover einen Anriss der rechten Adduktorensehne zu und fehlt Hertha vier bis sechs Wochen. Der Schweizer war wegen Verletzungen bereits in der Rückrunde der vergangenen Saison sowie in der Vorbereitung auf die laufende Spielzeit ausgefallen.

Plattenhardt enttäuscht

Eine besondere Enttäuschung gegen 96 war Linksverteidiger Marvin Plattenhardt, der sein erstes Spiel von Beginn an machte und vor den Augen von Altkanzler und 96-Fan Gerhard Schröder bei beiden Gegentoren patzte. "Das ist natürlich unglücklich für den Jungen. Er hat bei beiden Toren nicht gut ausgesehen. Doch er kriegt von uns die absolute Rückendeckung", sagte Luhukay.

Es spricht für den Coach, dass er sich auch in schwierigen Zeiten vor seine Spieler stellt. Am Montag auf der Mitgliederversammlung dürfte auch Präsident Werner Gegenbauer für ihn eine Lanze brechen, nachdem ihm Manager Preetz bereits eine Job-Garantie ausgestellt hatte.

Luhukay ist in Berlin noch nicht in der Diskussion, doch die Mannschaft muss die Kurve kriegen. Das wird jedoch angesichts des schweren Restprogramms bis zur Weihnachtspause schwer. Die alte Dame muss in den verbleibende sechs Spielen immerhin noch gegen Bayern München, Borussia Dortmund, Borussia Mönchengladbach und 1899 Hoffenheim antreten.

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