Wie früher - nur anders

Von Adrian Franke
Mit einem Heimspiel gegen den Hamburger SV startet der 1. FC Köln in die Bundesligasaison
© getty

Vor dem Start der 52. Bundesliga-Saison stellt SPOX alle 18 Klubs vor - mit allen Transfers, Hintergründen und der Saison-Prognose. Diesmal: Der 1. FC Köln.

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Lange Jahre als eines der Bundesliga-Chaoskinder verschrien, kehrt der 1. FC Köln als geerdeter und fast schon ruhiger Klub zurück ins Oberhaus. Sportchef Jörg Schmadtke hat in kurzer Zeit viel bewegt, während Trainer Peter Stöger strenge Benimmregeln für seine Profis einführte.

"Ich habe letzte Saison keine einzige Strafe ausgesprochen", verkündete er jüngst gegenüber "Bild". Als souveräner Zweitliga-Meister aufgestiegen, backen die Kölner auch jetzt bewusst kleine Brötchen. "Leicht wird die Saison nicht, Zielsetzung ist Platz 15", betont Stöger.

Das Ziel der Rheinländer ist es, sich in der Bundesliga wieder zu konsolidieren und mittel- und langfristig in der Beletage zu etablieren. Dafür verfügt Köln über einen für einen Aufsteiger gut bestückten Kader - und verfolgt einen klaren Plan.

Das ist neu:

Köln hat sich zum Start der Aufstiegssaison den internen Konkurrenzkampf auf die Fahnen geschrieben. "Hinter unserem Kader steht die Idee, dass nahezu alle zum Einsatz kommen könnten. Über die Breite des Kaders wollen wir den Einzelnen verbessern. Wir tauschen also die Spieler auf den Positionen durch, und sie müssen genau wissen, was wir dort von ihnen erwarten", erklärte Stöger.

Um das zu gewährleisten, hatte der FC als erster Bundesliga-Klub seine Kaderplanungen abgeschlossen - und alle Stammspieler gehalten. Stöger lobte bereits: "Man spürt, dass alle sehr konzentriert sind. Das hängt mit dem ausgeglichenen Kader zusammen. Da ist eine Konkurrenz, wie wir sie im Vorjahr nicht hatten. Jeder versucht sich auf seiner Position zu behaupten, das Optimale herauszuholen."

Zum einen wurde die in der Vorsaison starke Viererkette bestehend aus Jonas Hector, Kevin Wimmer, Dominic Maroh und Miso Brecko mit Chelsea-Leihgabe Tomas Kalas sowie Fürths Mergim Mavraj verstärkt. Außerdem macht Kevin Vogt (kam aus Augsburg) im Mittelfeld künftig Druck auf die etablierten Yannick Gerhardt und Matthias Lehmann.

Auch die Offensive wurde durch die neu verpflichteten Yuya Osako und Simon Zoller ansprechend aufgebessert. Bitter ist allerdings, dass Patrick Helmes dem Aufsteiger aufgrund eines Knorpelschadens wohl länger fehlen wird. "Er kriegt alle Zeit, die er braucht, um wieder fit zu werden", kündigte Schmadtke an.

Neu, verglichen mit den vergangenen Kölner Bundesliga-Auftritten, ist außerdem das ruhiger gewordene Umfeld. "Ich habe hier in dem einen Jahr keine Unruhe erlebt", stellte Stöger klar. "Alle handelnden Personen sind geerdet, und das ist eine gute Basis, falls es mal nicht so läuft. Aber die echten Bewährungsproben kommen noch auf uns zu, das ist klar."

Die Taktik:

Es ist nicht davon auszugehen, dass Köln großartig von seiner Ausrichtung aus der Zweitliga-Saison abweichen wird. Der FC funktionierte in einem stabilen 4-2-3-1, in dem offensiv viel rochiert wird und das Team auch aus einer sicheren Defensive heraus kontern kann.

Allerdings machte Stöger bereits klar, dass es keine klare Stammelf geben wird: "Es wird auch im Verlauf der Meisterschaft ständig weitere Veränderungen geben, ohne dass wir permanent durchtauschen wollen. Aber dieses Wechseln hat uns schon in der Vorsaison sehr geholfen. Wir konnten dadurch auch zwischen verschiedenen Spielsystemen wählen."

Wichtig ist dem Österreicher schließlich vor allem, dass die Mannschaft stets flexibel bleibt: "Wenn man während der Partie merkt, dass die eigene Spielidee die falsche ist, muss man sie ändern, darf sie nicht rigoros durchziehen. Ich muss immer mindestens einen Plan B, besser noch Plan C haben. Das ist mein Anspruch."

So dürften sich Vogt, Lehmann und Gerhardt im Mittelfeldzentrum abwechseln, während in der Offensive noch einige Fragezeichen bestehen. Osako überzeugte in der Vorbereitung und dürfte neben dem gesetzten Spielmacher Daniel Halfar die größten Startelf-Chancen haben.

Für den verletzten Helmes rückt voraussichtlich Anthony Ujah ins Sturmzentrum, er hat gegenüber Zoller die Nase vorn. Auch Marcel Risse hat in der offensiven Dreierreihe gute Chancen und könnte Slawomir Peszko verdrängen. Den Polen plagten ohnehin mehrere kleine Verletzungen.

Taktisch ist eine ähnliche Herangehensweise wie im Testspiel gegen den FC Schalke Anfang des Jahres (2:1) denkbar. Damals agierte Köln aus einer sicheren Defensive heraus mit überfallartigen Gegenstößen. "Wir werden mehr unter Druck geraten, auf noch bessere Spieler in Eins-gegen-eins-Situationen treffen. Da müssen die Jungs noch mutiger als bisher spielen und noch mehr an sich und ihr Können glauben", fordert Stöger.

Von seiner offensiven Philosophie wird der 48-Jährige aber nicht abweichen: "Vielleicht bin ich ein wenig naiv, aber ich glaube, jeder Fußballtrainer macht sich zunächst darüber Gedanken, was nach vorne geht. Der Urgedanke ist, dass man gewinnen möchte. Das geht einerseits mit einer guten Ordnung, aber eben auch mit guten Ideen für das Offensivspiel." Die im Training eingepaukten Säulen hierfür: Viel Laufarbeit und die richtige Abstimmung.

Der Spieler im Fokus:

Yuya Osako ist einer der Hoffnungsträger beim FC. Für 1,6 Millionen Euro holten ihn die Kölner von 1860 München, trotz Sprachproblemen hat sich der 24-Jährige schnell integriert.

"Er ist ein intelligenter Fußballer, kann Situationen sehr gut lösen und hat verstanden, was wir wollen", lobte Stöger. Risse fügte hinzu: "Auf dem Platz verstehen wir uns. Wirklich unterhalten können wir uns aber nicht."

Vor allem durch den Ausfall von Helmes rückt der japanische Nationalspieler noch stärker in den Fokus und war in der Vorbereitung mit Abstand Kölns bester Stürmer. Osako ist spielstark, kann den Ball gut halten und verteilen, außerdem ist er offensiv auf so gut wie allen Positionen einsetzbar.

Bestätigt er die bisherigen Eindrücke, kann er Kölns offensive Lebensversicherung werden.

Yuya Osakas Statistiken der Saison 2013/14 bei 1860 München

Die Prognose:

"Ich denke anders als viele andere, die sagen: Das erste Jahr schafft man schon, das zweite wird erst richtig hart. Ich glaube eher, dass das erste Jahr sehr schwer wird, aber wenn wir es schaffen, werden wir uns von Jahr zu Jahr leichter tun", lautet Stögers persönliche Prognose.

Klar ist: Köln ist personell besser besetzt als mancher etablierter Bundesligist. Die Tatsache, dass der FC auf seine starke Defensive bauen kann, dürfte dem Aufsteiger entgegenkommen.

Bleibt es um den Klub ruhig, hat Köln selbst ohne Helmes gute Chancen auf den Klassenerhalt.

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