Mit Rekordtransfers zu neuen Ufern

Von Adrian Franke
Mit diesem Team geht der FC Augsburg in die Saison 2014/2015
© getty

Vor dem Start der 52. Bundesliga-Saison stellt SPOX alle 18 Klubs vor - mit allen Transfers, Hintergründen und der Saison-Prognose. Diesmal: Der FC Augsburg.

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So richtig wissen sie in Augsburg noch nicht, wie sie die kommende Spielzeit angehen sollen. Nach der sensationellen Vorsaison mit Platz acht am Ende und Platz sechs in der Rückrundentabelle ist zumindest teilweise Optimismus bei den Fuggerstädtern eingekehrt, gleichzeitig verbieten sich die Verantwortlichen jegliche Form von Hochmut.

"Für uns war es ein grandioses Jahr, es hat fast alles funktioniert. Ich traue unserer Mannschaft wieder sehr viel zu", verkündete Manager Stefan Reuter stolz im "Kicker", allerdings nicht ohne hinzuzufügen: "Aber ich bin froh, dass bei uns alle realistisch sind. Entscheidend ist, dass wir in der Bundesliga bleiben, dann haben wir ein Riesenjahr gespielt. Ausrutscher nach oben nehmen wir liebend gern mit."

Das ist neu:

Zunächst: Der ganz große Ausverkauf, wie etwa letztes Jahr beim SC Freiburg, blieb Augsburg trotz der starken Vorsaison erspart. Trainer Markus Weinzierl wurde gehalten, genau wie die wichtigen Stützen Paul Verhaegh, Daniel Baier und Tobias Werner.

Ganz ohne namhafte Abgänge blieb es allerdings nicht: Die Verluste von Topstürmer Andre Hahn, Mittelfeldstabilisator Kevin Vogt und Außenverteidiger Matthias Ostrzolek muss der Klub erst einmal auffangen. Hinzu kommt die schwere Verletzung von Jan Moravek: Der als Stammspieler eingeplante Tscheche erlitt im Testspiel gegen Crystal Palace einen Kreuzbandriss.

Allerdings hat sich der FCA für seine Verhältnisse hochkarätig verstärkt: Ostrzolek-Ersatz Abdul Baba, Caiuby, Nikola Djurcjic, Shawn Parker und Tim Matavz kamen für insgesamt 10,4 Millionen Euro. Außerdem holte der FCA Markus Feulner ablösefrei aus Nürnberg, der mit einer Schulterverletzung aber den Großteil der Vorbereitung verpasste. Matavz, Baba und Parker sind zudem die teuersten Neuzugänge der Vereinsgeschichte.

Vor allem die Offensive wurde damit in der Breite klar verbessert, Weinzierl hat jetzt deutlich mehr Optionen. "Wir haben uns weiterentwickelt und sind attraktiver geworden. Spieler haben gesehen, dass man sich beim FCA sportlich weiterentwickeln kann", betonte der 39-Jährige in der "Augsburger Allgemeinen".

Im gleichen Atemzug fügte er aber hinzu: "Ich bin Realist und bleibe bodenständig. Wir haben eine Traum-Saison hinter uns, die aber vorbei ist. Wir müssen wichtige Spieler wie André Hahn oder Kevin Vogt ersetzen, der Teamgeist muss neu geformt werden. Unser Ziel bleibt der Klassenerhalt, weil wir uns in der Liga etablieren wollen. Dafür muss jeder hochmotiviert sein. Im letzten Jahr haben wir bewiesen, dass wir es können."

Neu ist es in Augsburg dennoch, dass der Klub erstmals, wenn natürlich auch so nicht nach außen kommuniziert, mit höheren Ambitionen in die Saison gehen kann. Die Fuggerstädter haben eine weitestgehend bereits zusammengewachsene sowie punktuell verstärkte Mannschaft mit einem sehr guten Trainer und gehen nicht als Abstiegskandidat in die neue Spielzeit.

Die Taktik:

Augsburg begeisterte in der Vorsaison vor allem zuhause mit seinem leidenschaftlichen Offensivspiel. Der FCA stellte sich keineswegs nur hinten rein, vielmehr legte Weinzierl im 4-2-3-1 oder im 4-1-4-1 Wert auf ein starkes Zentrum um Baier, dessen Partner Vogt jetzt allerdings wegfällt, sowie ein variables Angriffsspiel.

Dass Augsburg auch in der kommenden Saison auf eine offensive Grundordnung baut, zeigten die bisherigen Testspiele. Weinzierl hat auf eine Mischversion zwischen 4-1-4-1 und 4-3-3 umgestellt, Baier agiert dabei als einziger Sechser, gemeinsam mit Moravek und Halil Altintop im Mittelfeld.

Für den verletzten Moravek könnte Dominik Kohr oder der bald wieder genesene Markus Feulner in die Startelf rücken. Die offensive Dreierformation davor verspricht viel Dynamik und Durchschlagskraft: Gesetzt sind aller Voraussicht nach Matavz und Werner, aber auch Raul Bobadilla, Parker, Caiuby und Djurdjic drängen in die Startformation.

Alexander Esswein laboriert dagegen an einer Knieverletzung und muss sich vorerst hinten anstellen. Das System verspricht Weinzierl allerdings so oder so jede Menge Flexibilität in der Offensive und macht die Fuggerstädter so deutlich schwerer ausrechenbar - ein wichtiger Faktor, denn das Team wird seltener als letztes Jahr als Außenseiter in seine Spiele gehen.

Der Spieler im Fokus:

Seit Jahren hat der FC Augsburg eine Baustelle im Sturmzentrum, mit Sascha Mölders traf 2012/13 nur ein Augsburger Mittelstürmer in den letzten 4 Jahren zweifach (zehn Tore). Tim Matavz soll hier jetzt Abhilfe schaffen: Der 25-Jährige wurde für vier Millionen Euro aus Eindhoven geholt und ist der teuerste Neuzugang der Vereinsgeschichte.

Da zudem die 21 Scorer-Punkte von Hahn wegfallen, steht der neue Topstürmer besonders unter Druck. Im 4-3-3 beziehungsweise 4-1-4-1 wäre das Spiel noch stärker auf den zentralen Mittelstürmer zugeschnitten, in den Testspielen ließ Matavz phasenweise bereits eine gewisse Kaltschnäutzigkeit aufblitzen. Allerdings: In der vergangenen Saison erzielte er in 24 Pflichtspielen für die PSV nur vier Treffer.

Die Prognose:

Spannend sind zwei Punkte: Wie schnell kommt Augsburgs runderneuerte Offensive zurecht und wie stark ist das Zentrum des FCA ohne Vogt und Moravek? In den Tests gegen Sandhausen (2:4), den Karlsruher SC (0:1) und den SSV Ulm (3:3) war noch ordentlich Sand im Getriebe, doch in den späteren Testspielen war bereits eine Steigerung erkennbar.

Dass Augsburg unter diesen Voraussetzungen den sensationellen achten Platz der Vorsaison wiederholt, erscheint zwar unwahrscheinlich, mit dem Abstieg sollte die kampfstarke Weinzierl-Truppe im Normalfall allerdings auch nichts zu tun haben.

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